Autos beherrschen tschechische Städte

Werden zukünftig Menschen oder Autos Großstädte bewohnen? Die Frage beginnt in Tschechien recht aktuell zu sein. Wie es nämlich scheint, übernehmen nun Autos die Führung. Markéta Maurová hat mehr dazu.

Die großen Städte in der Tschechischen Republik und deren Zentren wurden von Autos vollkommen beherrscht. Die Anzahl der Autos steigt in einem Tempo, das in Europa - mit Ausnahme einiger Städte in der ehemaligen DDR - ohnegleichen ist. Besonders die Hauptstadt Prag, in der letzten Zeit aber auch schon Plzen/Pilsen oder Brno/Brünn bleibt in keinem Fall hinter den westlichen Städten zurück. Auf 1000 Bürger fallen in Prag 523 PKWs. Damit Sie sich eine Vorstellung machen können - in Düsseldorf z. B. sind es 500 Wagen auf 1000 Bewohner. Und in Pilsen und Brünn ist es ähnlich - 439 bzw. 404 Autos.

Die Statistiken, die im vergangenen Jahr die Entwicklung des Stadtverkehrs in Prag, Pilsen, Brünn und Ostrau beobachteten, klingen warnend. Die Städte seien so überfüllt, dass es keine Chance gebe, die wichtigsten Straßen reibungslos durchzufahren. Wie sich in dieser Umwelt die Fußgänger fühlen oder wie sie atmen können, ist eine weitere Sache. Die Stadträte haben wenig Mut zu einer radikalen Verkehrslösung. Vom Einfahrtverbot in historische Stadtkerne werde nun geredet, und die Unterstützung der öffentlichen Verkehrsmittel sei zu schwach, beschwert sich Tomas Gremlica vom Institut für Ökopolitik gegenüber der Tageszeitung Mladá fronta Dnes.

Eine enorme Verstärkung des Straßenverkehrs trat im Jahre 1989 ein und dieser Trend dauerte acht Jahre. Während in den 80er Jahren die Anzahl der Autos in Prag um 6 Tausend Wagen pro Jahr wuchs, waren es in der ersten Hälfte der 90er Jahre schon 42 Tausend. Gleich nach der Wende 1989 verließ man haufenweise die öffentlichen Verkehrsmittel. Nur 10 Prozent nutzten Anfang der 90er Jahre zur Fahrt zur Arbeit ihren eigenen Wagen, und 90 Prozent fuhren mit der Straßenbahn, U-Bahn oder mit dem Bus. Heute bevorzugen schon 40 Prozent der Bürger lieber ihr eigenes Auto.

Diese Tatsachen beeinflussen natürlich sehr stark auch das Leben in Städten. Man beginnt mit dem Aufbau neuer Straßen. In Prag verspricht man sich eine Verbesserung der Lage von der Fertigstellung des inneren Stadtrings mit einem Tunnelsystem sowie der Vollendung des äußeren Stadtrings. Darauf werden die Prager jedoch noch 10 Jahre warten müssen.