Autowerk in Nosovice: Hyundai macht Zugeständnisse an Umweltschützer

Nosovice (Foto: CTK)

Im Oktober 2008 sollten im nordmährischen Nosovice, wo der südkoreanische Pkw-Hersteller Hyundai sein neues Autowerk errichten will, die ersten Fahrzeuge vom Band rollen. Doch das Vorhaben ist ins Stocken geraten, weil Umweltorganisationen auf die Einhaltung von Normen zur Umweltverträglichkeit pochten. Am Montag wurde dann eine Einigung verkündet, beide Parteien und die Vertreter der tschechischen Staats- und Kommunalverwaltung unterzeichneten eine so genannte "Verständigungserklärung".

Nosovice  (Foto: CTK)
Schon im Mai dieses Jahres, als der tschechische Staat und die Firma Hyundai den Vertrag zum Bau des Autowerks in Nosovice unterzeichnet haben, war man nur gedämpft optimistisch, dass sich der eng gefasste Zeitplan der Koreaner auch umsetzen lasse. Um alle Unwegsamkeiten vorn vornherein auszuräumen, hatte Hyundai gleich zwei Monate später die Verhandlungen mit der Umweltrechtsorganisation EPS aufgenommen - eine Einigung kam jedoch erst jetzt zustande. Sie wurde zwischen dem tschechischen Staat, dem Mährisch-Schlesischen Landkreis, der Hyundai Motor Manufacturing Czech (HMMC) und den ökologischen Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) getroffen und am Montag in Ostrava / Ostrau als "Verständigungserklärung" vorgestellt. In dieser Erklärung verpflichtet sich Hyundai unter anderem dazu, einen Stiftungsfonds zur Unterstützung von Bürgerinitiativen einzurichten und über diesen Fonds innerhalb von zwei Jahren 20 Millionen Kronen bereitzustellen. Die NGOs ziehen dafür im Gegenzug alle gerichtlichen Aktivitäten, die sie im Zuge der Umweltverträglichkeitsprüfung gegen den Bau des Autowerks geführt haben, zurück. Der Staat und der Landkreis wiederum stellen die Vorbereitungen zur Errichtung zweier weiterer Industriezonen in Nordmähren ein, um damit einer weiteren Forderung der Umweltschützer zu entsprechen. Kein Wunder also, dass sich Pavel Franc, der Rechtsanwalt der Organisation EPS, nach der Unterzeichnung der Erklärung auch relativ zufrieden zeigte:

Evzen Tosenovsky  (links) und Kim Ok-tscho  (Foto: CTK)
"Ich bewerte es so, dass alle Seiten Zugeständnisse gemacht haben. Von unserer Seite war nämlich ursprünglich das Ziel ausgegeben worden, alle Rechtsmittel einzusetzen, um diese Großinvestition zu stoppen. Und zwar aus dem Grund, weil es sich aus unserer Sicht nicht nur in punkto Umweltverträglichkeit, sondern auch in rechtsstaatlicher und wirtschaftlicher Hinsicht um eine sehr riskante Investition handelt."

Die Umweltorganisationen sehen die Erklärung nicht nur als einen Erfolg, sondern auch als eine Premiere an: Es war das erste Mal, dass uns die Vertreter der staatlichen und kommunalen Organe mit Respekt begegnet sind! Das in der Erklärung festgehaltene Ergebnis der Verständigung sehen die Vertreter aus der Politik zwangsläufig mit anderen Augen. So hat der Vizevorsitzende der Sozialdemokraten (CSSD), der Senator und Oberbürgermeister von Bohumin Petr Vicha, sein Unverständnis darüber zum Ausdruck gebracht, wie man das Autowerk in Nosovice auch nur annähernd mit anderen Industriezonen in Verbindung bringen könne. Noch dazu mit solchen, denen man bisher eine hohe strategische Bedeutung in der wirtschaftlichen Entwicklung Nordmährens beigemessen habe. Der Vorsitzende der nordmährischen Organisation der Kommunisten, Josef Babka, bezeichnete die Erklärung sogar als eine schwere Konzession, die man gegenüber den Bürgerinitiativen gemacht habe. Die Vertreter von Hyundai aber hoffen, mit der Erklärung nunmehr den größten Mühlstein zu ihrem Ziel aus dem Weg geräumt zu haben. Aber auch sie geben sich keinen Illusionen mehr hin, dass sie den Oktober 2008 als Termin für ihren Produktionsbeginn noch einhalten können. "Es wird wohl einige Monate später werden", ließ HMMC-Geschäftsführer Kim Ok-tscho am Montag verlauten.