Begabtenförderung in der Tschechischen Republik soll verbessert werden
In den Räumlichkeiten des Schulministeriums der Tschechischen Republik fand am Wochenende ein internationales Seminar statt, das hochbegabte Kinder und ihre Möglichkeiten, sich optimal zu entwickeln zum Thema hatte. Unter den Teilnehmern befanden sich sogar Fachleute aus Israel. Ein Bericht von Katrin Sliva.
Das dreitägige Seminar schloss mehr oder minder an eine ähnliche Veranstaltung an, die bereits vor einem Jahr in Prag stattfand. Allerdings mit dem Unterschied, dass diesmal die praktischen Aspekte im Vordergrund standen, während vor einem Jahr vor allem theoretische Aspekte der Begabtenförderung erörtert wurden, also beispielsweise Wege, wie Talente frühzeitig erkannt werden können. Veranstalter des Seminars ist das Institut für Kinder und Jugendliche unter der Schirmherrschaft des Ministeriums für Schule, Jugend und Sport. Zu den Themen, die am Samstag zur Sprache kamen, zählten u.a. die Arbeit mit hochbegabten Kindern in Vorschulen und in Schulen sowie die Rolle der Eltern dieser Kinder bei deren Förderung. Auf dem Programm standen darüber hinaus Exkursionen zu Einrichtungen für Hochbegabte. Wir fragten den Leiter des Instituts für Kinder und Jugendliche, Otto Hoffmann, ob seit der Konferenz im Vorjahr Änderungen in punkto Begabtenförderung zu verzeichnen sind:
"Um ehrlich zu sein konnte sich innerhalb dieses einen Jahres nicht viel ändern. Es gibt zwar einen gewissen legislativen Rahmen für die begabten Kinder, aber wie in jedem anderen Bereich auch, hängt die Durchsetzung von einzelnen Menschen ab. Das heißt, dass dort, wo sich Leute finden, die sich engagieren und die weder Zeit noch Mühen scheuen, um sich für die Kinder einzusetzen, auch Erfolge verbucht werden können. Bislang ist es aber leider nicht gelungen, an den Fakultäten, an denen künftige Lehrer ausgebildet werden, aber auch im Rahmen der Ausbildung von Kinderpsychologen durchzusetzen, dass dort über die Möglichkeiten gesprochen wird, Talente tatsächlich so früh wie nur möglich zu erkennen."
Hoffmann fügt hinzu, dass der Anteil der Hochbegabten etwa neun Prozent der Bevölkerung ausmachen, aufgrund unzureichender Förderung sich dieser Anteil jedoch verringert. In anderen Ländern, in Israel zum Beispiel, aber auch in Deutschland, sei man in dieser Hinsicht um einiges weiter. Das liegt Hoffmann zufolge nicht zuletzt darin begründet, dass sich in anderen Staaten mehr Fachleute mit diesem Themenkomplex befassen. In Frankreich gäbe es eine ganze Abteilung im Ministerium, die sich ausschließlich mit Hochbegabten befasse, in der Tschechischen Republik hingegen gäbe es nicht einen solchen spezialisierten Mitarbeiter. Und nicht zuletzt ließe die Aufklärung der Eltern zu Wünschen übrig, die durchaus Informationen und Unterstützung benötigen. Die internationale Organisation Mensa bereitet konkrete Aktionen vor, um Kindern die Möglichkeit zu geben, ihr Talent zu zeigen. Zu diesen Aktivitäten gehört u.a. ein Literaturwettbewerb für unter 19-jährige.