In Tschechien fehlt Grundschule für besonders begabte Kinder
Fast 89 000 tschechische Kinder werden bald in die ersten Klassen der Grundschulen eingeschrieben. Die Wahl der Schule liegt vor allem bei ihren Eltern. Einige von ihnen müssen sich dabei mit einem spezifischen Problem auseinandersetzen - ihr Kind ist außerordentlich begabt. Dass dies wirklich ein Problem sein kann, hören Sie im folgenden Beitrag von Markéta Kachlíková.
Vor einem Jahr, im Februar 2004, hat die Bürgervereinigung "Schule für Kinder" eine private Schule in Prag gegründet, die für besonders begabte Kinder bestimmt ist. Die Initiative entstand bei Eltern talentierter Kinder, die keine entsprechende Schule in Tschechien fanden, die den Fähigkeiten und Bedürfnissen ihrer Kinder gerecht wurde.
"Es gibt zwei Kategorien von begabten Kindern. Einigen gelingt alles gut, das ist eine sehr geringe Gruppe. Aber dann gibt es eine breite Palette von Kindern, die in einigen Punkten hervorragende Fähigkeiten und Kenntnisse haben, dafür aber in anderen Bereichen bestimmte Mängel aufweisen", sagt Stanislav Svoboda, der Vorsitzende der Bürgervereinigung "Schule für Kinder". Diese hat auf eigene Kosten mit dem Probeunterricht für eine kleine Gruppe von Kindern zwischen 5 und 9 Jahren begonnen, die jedes Halbjahr in einer offiziellen Schule geprüft werden müssen.
"Wir bemühen uns sehr um eine Spielform, um eine Diskussion über die Aufgaben, über die Problematik. Die Kinder müssen ein verpflichtendes Quantum an Lehrstoff bewältigen, und alles Weitere ist offen: Wir unterrichten Geographie, wo sich die Kinder für fremde Kulturen interessieren, Karten zeichnen usw., wir bieten Englisch-Unterricht mit einem Muttersprachler, Biologie, Computerunterricht - der Lehrstoff wird also je nach dem Bedarf der Kinder erweitert."
Gleichzeitig wurde beim Schulministerium ein Gesuch um offizielle Anerkennung der Schule eingereicht. Obwohl die Schule alle erforderlichen Bedingungen erfüllte, hat sie die Erlaubnis nicht erhalten. Die offizielle Begründung - in Tschechien gebe es eine ausreichende Zahl an Grundschulen. Die Schule gibt jedoch nicht auf und will um ihr Konzept weiter kämpfen:
"Das Konzept sieht fünf Klassen mit je 12 Kindern vor. Künftig erwägen wir noch die Eröffnung einer Vorschulklasse, also einer Zwischenstufe zwischen dem Kindergarten und der Schule."
Wie Stanislav Svoboda ergänzt, könnten die Kinder nach der fünften Klasse zum Beispiel am achtjährigen Gymnasium der so genannten Mensa-Gesellschaft für Schüler mit einem überdurchschnittlichen IQ ihre weitere Ausbildung erlangen.