Bei Straßenbahnfahrten geschrieben: Martinůs Sinfonietta Giocosa

Bohuslav Martinů (Quelle: Zentrum Bohuslav Martinů in Polička)

Am Dienstag wird an einen der bekanntesten tschechischen Komponisten erinnert: an Bohuslav Martinů, der am 8. Dezember seinen 130. Geburtstag gefeiert hätte. Aus diesem Anlass stellen wir heute eine seiner besten Kompositionen vor.

Quelle: Supraphon

Bohuslav Martinů hat ein umfangreiches Werk hinterlassen. Über 300 Kompositionen sind es – von Miniaturen bis zu seinen fünf Symphonien sowie einigen Opern und Balletten. Dabei ist auch der Stil sehr vielfältig. Martinů hat in seiner künstlerischen Karriere einen weiten Bogen geschlagen vom Impressionismus über den Neoklassizismus und Expressionismus bis zu Jazz-inspirierten Werken und einem komplett eigenen Stil.

Oper Julietta  (Foto: Hana Smejkalová,  Archiv des Nationaltheaters in Prag)

Ab seinem 33. Lebensjahr war Bohuslav Martinů im Ausland: zunächst in Paris, dann in den Vereinigten Staaten und zuletzt in der Schweiz. In seinem Schaffen verband er scheinbar Unvereinbares, so ließ er sich genauso von der Folklore seiner Heimat inspirieren wie vom damals modernen Jazz. Als Höhepunkt seines Werkes gilt die träumerische, lyrische Oper Julietta aus den Jahren 1936/37. Nicht weniger gelungen ist die Sinfonietta Giocosa für Klavier und kleines Orchester von 1940. Sie gehört zu den verspielteren und leichteren Kompositionen Martinůs. Und das Publikum hat die Sinfonietta ziemlich schnell lieben gelernt.

Das Stück wurde in New York uraufgeführt, als Bohuslav Martinů vor dem Krieg in die USA geflüchtet war. Geschrieben wurde die Sinfonietta Giocosa aber noch in Frankreich, als der Komponist und seine Familie verzweifelt versuchten, ein Visum für Amerika zu bekommen, und sie die bereits bezahlten teuren Schiffstickets verfallen lassen mussten. „Die Sinfonietta habe ich komplett während meiner Fahrten mit der elektrischen Straßenbahn von Aix nach Marseille geschrieben. Lange Stunden verbrachte ich bei immer neuen Fahrten, um endlich die Visa zu bekommen“, so schrieb Martinů später in seinen Erinnerungen. Die Sinfonietta beweist, welch großartige Schöpfung selbst unter außergewöhnlichen Umständen entstehen kann.

Der Zyklus „Hits der klassischen Musik“ beruht auf einem Projekt von
Lukáš Hurník und Bohuslav Vítek zu den „Hits des Jahrtausends“, das
der Kultursender Tschechischer Rundfunk – Vltava ausgestrahlt hat.

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