Borkenkäferkrieg im Nationalpark Böhmerwald: Polizisten greifen ein

Foto: ČTK

Etwa ein Hundert Bäume wurden gefällt, vier Aktivisten wurden in Handschellen von den Polizisten abgeführt und vierzig Polizisten waren im Einsatz. So die Bilanz des Streits um den Borkenkäfer im Böhmerwald, der sich am Montag zuspitzte. Die Umweltschützer versuchen seit zwölf Tagen, das Fällen der vom Borkenkäfer angefallenen Bäume in einem geschützten Teil des Nationalparks zu verhindern. Ihren Kampf gegen das Vorhaben der Verwaltung des Nationalparks geben die Umweltfreunde jedoch nicht auf.

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Die Verwaltung des Nationalparks ließ das Gebiet am Vogelbach unweit der Gemeinde Modrava / Mader absperren, aber die Umweltaktivisten weigerten sich, den Ort zu räumen. Daraufhin begann die Polizei, die Demonstranten abzuführen. Die Umweltfreunde halten den Eingriff der Polizei für absolut unangemessen. „Ich habe das Vorgehen der Polizei dokumentiert, um Beweise für ein eventuelles weiteres Verfahren zu haben“, sagte Jaromír Bláha von der Umweltorganisation Hnutí Duha (Bewegung Regebogen).

Jaromír Bláha
Den Demonstranten zufolge widerspricht die Holzgewinnung in diesem Teil des Nationalparks dem Gesetz. Die Parkverwaltung steht allerdings auf dem Standpunkt, dass sie keinerlei Ausnahmeerlaubnis brauche, um die vom Borkenkäfer befallenen Bäume fällen zu dürfen. Die Umweltaktivisten geben nicht auf. Am Dienstagvormittag sind mehr Menschen als jemals zuvor im Wald erschienen. Unter ihnen auch der Naturwissenschaftler Mojmír Vlašín:

„Es melden sich ständig weitere Leute, die sich uns anschließen wollen. Es ist inzwischen bekannt geworden, was sich hier abspielt, und die Menschen wollen das Fällen verhindern.“

Mojmír Vlašín
Die Nationalparkverwaltung wies inzwischen darauf hin, dass das Bezirksgericht in Klatovy eine Verfügung erließ. Darin hieß es, dass die Umweltbewegung Hnutí Duha organisierte Blockaden im Nationalpark zu unterlassen habe. Mojmír Vlašín dazu:

„Ich selbst sowie die Mehrheit der Teilnehmer der Blockade sind nicht Mitglieder dieser Bewegung. Die einstweilige Verfügung schränkt nicht die Aktivitäten der Bürger ein, die versuchen, einen illegalen Holzschlag zu verhindern. Ich habe schon vor einiger Zeit eine Strafanzeige im Zusammenhang mit dem Holzschlag eingereicht. Die Polizeiermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.“



Jan Stráský  (Foto: ČTK)
Die Nationalpark-Verwaltung sieht sich jedoch im Recht. Sie ließ verkünden, mit dem Fällen von etwa 3000 befallenen Bäumen verhindern zu wollen, dass der Borkenkäfer gesunde Bäume beschädige. Nationalparkleiter Jan Stráský:

„Ein gefällter Wald ist besser als ein nicht gefällter Wald, in dem aus jedem Baum Borkenkäfer herausfliegen und weitere Bäume befallen. Dies hat kein Ende.“

Dieser Aussage widerspricht Jaromír Kyzour von der Umweltbewegung Hnutí Duha:

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„Wenn am Vogelbach auch weiterhin gefällt wird, wird dort nur ein großer Kahlschlag entstehen. Übrigens stellte sich, als wir die gefällten Bäume kontrolliert haben, heraus, dass da auch völlig gesunde Bäume lagen. Zudem ist aus mehreren stehenden Bäumen, deren Borke entfernt wurde, der Borkenkäfer längst rausgeflogen. Die Nationalpark-Verwaltung handelt also nicht effektiv.“

Wann und wie der Borkenkäferkrieg im Nationalpark Böhmerwald beendet wird, ist vorläufig nicht abzusehen.