Bürger können erstmals in Staatsanleihen investieren

Eine neue Möglichkeit gibt es ab diesem Montag für die Tschechen, die ihre Ersparnisse investieren wollen. Erstmals werden Staatsanleihen auch an Bürger ausgegeben. Es sind drei Arten, die das Finanzministerium im Angebot hat: ab einem Jahr bis zu fünf Jahren Laufzeit. Eine Staatsanleihe wird den Nominalwert von einer Krone haben, Interessenten müssen jedoch ein Paket im Mindestwert von 1000 Kronen bestellen.

Ab diesem Montag bis zum 1. November werden bei drei tschechischen Banken Anträge auf Staatsanleihen angenommen. Es handelt sich um die erste Probeemission des Staates, für die zehn Milliarden Kronen bereit gestellt wurden. Bisher konnten nur größere Finanzgesellschaften die staatlichen Schuldverschreibungen kaufen, deren Wert bei mehreren Millionen Kronen lag. Mit dem Angebot an die Bürger wird das Mindestvolumen der Schuldscheine wesentlich herabgesetzt, und zwar auf nur 1000 Kronen. Die einjährigen Anleihen garantieren einen Ertrag von zwei Prozent, der Ertrag bei fünf Jahren Laufzeit erreicht durchschnittlich 3,09 Prozent. Die Inflationsrate wird allerdings nicht eingerechnet. Jan Thorovský vom Finanzministerium:

„Im Ertrag wird die Inflation zwar nicht eingerechnet, die Erträge liegen aber sowohl bei der einjährigen als auch bei der fünfjährigen Staatsanleihe über dem Inflationsziel der Tschechischen Nationalbank. Der Investor wird daher auch vor Inflation geschützt sein.“

Tomáš Rampula  (Foto: Investujeme.cz)
Alle drei Arten der Anleihen können auch vorzeitig, vor der Fälligkeit eingelöst werden können. Dies soll ohne Sanktionen und Gebühren etwa viermal pro Jahr möglich sein.

Laut Finanzexperten handelt es sich bei den staatlichen Schuldverschreibungen um eine interessante Investitionsmöglichkeit für den Normalbürger. Tomáš Rampula von der Beratungsfirma AWD gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

„Der tschechische Staat ist ein zuverlässiger Schuldner, er verhält sich verantwortungsvoll und druckt nicht zuviel Geld.“

Rampula verweist jedoch darauf, dass manche Banken Termineinlagen anbieten, deren Rendite höher als bei den staatlichen Schuldscheinen sei:

Miroslav Kalousek,  foto: ČTK
„Dadurch, dass der Staat Garantien für die Bankeinlagen bis zum Gesamtwert von 2,5 Millionen Kronen bei einer Einlage übernimmt, ist das Risiko bei den Bankeinlagen gleich hoch wie bei den Staatsanleihen. Wenn die Termineinlage bei einer Bank einen höheren Ertrag als die Staatsanleihe bietet, hat es keinen Sinn, die Anleihe zu kaufen.“

Doch Finanzminister Miroslav Kalousek betont, die Garantien bei den Staatsanleihen seien noch stärker:

„Die Sicherheit eines staatlichen Schuldscheins ist größer als die Garantien der tschechischen Regierung. Das ist tatsächlich eine absolute Sicherheit. Solange der Staat solvent ist, solange er imstande ist, Löhne an seine Angestellte und Renten an seine Rentner zu zahlen, zahlt er auch die Verpflichtungen gegenüber seinen Gläubigern.“

Die staatlichen Schuldscheine können aber nicht nur von tschechischen Bürgern, sondern auch von Ausländern gekauft werden. Zudem stehen sie auch Vereinen, Stiftungen und Kirchen als Investitionsmöglichkeit zur Verfügung.