Bundespräsident Wulff: „Deutsch-tschechische Beziehungen gehen in die richtige Richtung“

Deutscher Bundespräsident Christian Wulff (Foto: Europäische Kommission)

Der deutsche Bundespräsident Christian Wulff weilt zu seinem Antrittsbesuch in Tschechien. Bereits Ende vergangener Woche gab Wulff ein Interview für die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Dabei zeigte sich der Bundespräsident durchaus vertraut mit den Höhen und Tiefen der gemeinsamen deutsch-tschechischen Geschichte.

Deutscher Bundespräsident Christian Wulff  (Foto: Europäische Kommission)
„Tschechien ist ein beliebter Standort für deutsche Direktinvestitionen. Tschechien ist ein wichtiger Handelspartner Deutschlands.“ Sätze, die immer wieder aus dem Mund deutscher Politiker zu hören sind, wenn es um den kleinen Nachbarn im Südosten geht. Und natürlich: die schöne Hauptstadt Prag, von der viele deutsche Urlauber schwärmen. Bundespräsident Christian Wulff macht da keine Ausnahme, weder als Privat- noch als Staatsmann. Dass er bislang nur als Tourist, nicht aber als Politiker in Tschechien war, will Wulff nicht als Ignoranz, sondern als Auszeichnung verstanden wissen:

„Ich war ja lange Zeit bei Volkswagen zuständig und wenn ich die sehr erfolgreiche Entwicklung von Škoda sehe, dann war es auch nie nötig, dort nach dem Rechten zu schauen, sondern die Dinge waren auf gutem Wege.“

Als Bundespräsident hat Christian Wulff nicht nur die gegenwärtigen ökonomischen Verflechtungen im Blick. Tschechien und Deutschland verbindet auch eine jahrhundertelange gemeinsame Geschichte, die noch vor wenigen Jahrzehnten ihren absoluten Tiefpunkt erreicht hatte. Die heutige Freundschaft zwischen beiden Staaten sei daher nicht selbstverständlich, weiß Wulff:

„Wir Deutsche haben den Tschechen unaussprechliches Leid angetan in der Zeit der Besatzung. Deutschland setzt sich zum Glück seit Jahrzehnten mit dieser Zeit, mit dieser schrecklichen Zeit des Nationalsozialismus auseinander. Desto mehr ist es ein großes Geschenk, dass wir heute - in der Zeit der Aussöhnung und Verständigung - zu einem guten respektvollen Miteinander gekommen sind, dass uns Nachbarn wie Tschechien die Hand gereicht haben.“

Auch wenn er erst nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde, fühle er eine Verantwortung für das düstere Kapitel der deutschen Geschichte, die er als Bundespräsident an kommende Generationen weitergeben will, sagt Wulff. Positive Impulse sieht er aber auch, was die Aufarbeitung tschechischer Verbrechen an Deutschen während der Vertreibung angeht.

„Postelberg, Brünn und Eger sind exemplarische Initiativen, wie auch die geplante Eröffnung eines Museums der Geschichte der Deutschen in Böhmen, wo ein Interesse an dieser Zeit der Nachkriegszeit deutlich wird. Und dass dies jetzt alles so möglich ist, das erfreut uns in Deutschland sehr.“

Tschechischer Präsident Václav Klaus  (rechts) mit dem Bundespräsidenten Christian Wulff  (Foto: ČTK)
Es sei eine gute Basis gelegt für eine gemeinsame deutsch-tschechische Zukunft. Dies gebe Anlass zu Optimismus, so Wulff:

„Ich glaube, das Interesse wird weiter wachsen. Die Tschechen haben verdient, dass man sich für die Kultur Tschechiens, für die Leistungen interessiert, und wir freuen uns über das Interesse der Tschechen an Deutschland. Das ist eine gute Entwicklung, das geht in die richtige Richtung. Und die Neugier aneinander, das ist eigentlich das, was mich besonders erfreut.“