Chinesischer Künstler Ai Weiwei stellt in Prag aus

Foto: ČTK

Seine zwölf Bronzestatuen, die die chinesischen Tierkreiszeichen darstellen, stehen seit Anfang der Woche vor dem Prager Messepalast, dem Sitz der Nationalgalerie. Der chinesische Konzeptkünstler und Regimekritiker Ai Weiwei stellt an diesem Freitag in Prag sein Werk vor.

„Circle of Animals/Zodiac Heads“  (Foto: ČTK)
„Circle of Animals/Zodiac Heads“ heißt Ai Weiweis Werk – es ist eine Anspielung auf die chinesischen Tierkreiszeichen. Die großen Bronzeköpfe sind auf hohen Ständern platziert. Milena Kalinovská ist Kuratorin der Ausstellung.

„Es sind Tiere, die bestimmte Charaktereigenschaften repräsentieren. Dies gilt auch für die europäischen Tierkreiszeichen. Zu den chinesischen Tierkreiszeichen gehören andere Tiere als zu den europäischen. Die Tierkreiszeichen werden in China auch anders angewendet als in Europa. In Europa betrifft ein Zeichen einen Monat, aber in China beherrscht ein Tier das ganze Jahr.“

„Circle of Animals/Zodiac Heads“  (Foto: ČTK)
Die Tierköpfe sind den Figuren einer einst berühmten Wasseruhr nachempfunden, die Kaiser Qianlong in seinem Alten Sommerpalast in Peking hatte. 1860 plünderten französische und britische Truppen während der Opium-Kriege den Palast – als Rache für die Gefangennahme und Folterung von Diplomaten beider Kolonialmächte. Die zwölf Tierköpfe verschwanden damals. Laut Nationalgalerie-Direktor Jiří Fajt erinnert Ai Weiwei mit seiner Installation an die Verquickung von Kunst, Geschichte und Politik.

Die Statuen kritisieren sowohl die Kriegsinterventionen der Europäer in China als auch den gegenwärtigen Kunstmarkt. Denn einige der Originalplastiken aus Peking sind mittlerweile bei Auktionen aufgetaucht. Dagegen hat Ai Weiwei protestiert. Von seinen „Zodiac Heads“ bestehen einige Varianten. Die Nationalgalerie hat die Statuen direkt aus der Sammlung des Künstlers ausgeliehen.

Ai Weiwei  (Foto: ČTK)
Schon im Frühling vergangenen Jahres besuchte der Direktor der Prager Nationalgalerie, Jiří Fajt, gemeinsam mit Kurator Adam Budak den chinesischen Künstler in Peking. Sie luden ihn nach Prag ein. Jiří Fajt:

„Damals war Ai Weiwei noch kein freier Mensch, weil er keinen Reisepass hatte und China nicht verlassen durfte. Während des Gesprächs gelang es uns, ihn davon zu überzeugen, dass er in den nächsten Monaten mit der Nationalgalerie zusammenarbeitet. Ai Weiwei hat eine starke Beziehung zu Mitteleuropa und insbesondere zur Tschechischen Republik. Wie bekannt ist, war sein Vater Ai Qing einer der größten chinesischen Dichter des 20. Jahrhunderts. Er hatte eine Übersetzerin tschechischer Abstammung, die in Peking lebte und die der Familie sehr nahe stand. Auch Ai Weiwei erinnerte sich an sie. Dies war nur einer der vielen Faktoren, die zur Zusammenarbeit mit dem Künstler beigetragen haben.“

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Die jetzige Ausstellung ist Fajt zufolge ein Vorgeschmack auf ein weiteres Projekt, das Ai Weiwei für die Prager Nationalgalerie realisieren wird. Das Projekt ist für Februar kommenden Jahres geplant.

Ai Weiwei nimmt noch vor der Vernissage an einer Diskussion an der Karlsuniversität teil. Die Nationalgalerie zeigt am Samstag um 17 Uhr im Prager Studio Hrdinů den Dokumentarfilm „Ai Weiwei: Never sorry“. Nach der Filmvorstellung wird der Künstler mit dem Publikum diskutieren.