Christen aus Tschechien nahmen am "Marsch der Lebenden" teil

Marsch der Lebenden (Foto: Autorin)
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Den ca. 3 Kilometer langen Weg aus dem KZ-Auschwitz zu den Gaskammern im KZ Birkenau haben Tausende Juden aus ganz Europa beschritten. Der Weg wird oft als der Weg des Todes bezeichnet. An die 6 Millionen Juden zu erinnern, die während der Nazi-Zeit an verschiedenen Orten Europas ermordet wurden, ist das Ziel des sog. "Marsches der Lebenden", der seit 1988 organisiert wird und eben auf diesem Weg führt. An dieser Gedenkveranstaltung, die am Donnerstag - am Vorabend des Tages der Shoah - veranstaltet wurde, nahm Martina Schneibergova teil.

Marsch der Lebenden  (Foto: Autorin)

Diese Musik erklang während der Gedenkversammlung, die zum Abschluss des "Marsches der Lebenden" auf dem Gebiet des ehemaligen KZ Birkenau stattfand. Am Marsch nahm diesmal eine Rekordzahl von ca. 20.000 vor allem jungen Menschen aus der ganzen Welt teil. Auf der Versammlung in Birkenau sprach der israelische Premier Ariel Sharon, der die Teilnehmer aufforderte, die Erinnerung vom Marsch in Auschwitz-Birkenau mit nach Hause zu nehmen. Der polnische Premier Marek Belka betonte in seiner Ansprache, der Holocaust habe das Land, in dem die Mehrheit der europäischen Juden lebte und wo sich ihre Kultur entwickelte, in ein Massengrab verwandelt. Sehr beeindruckend war die Rede des Schriftstellers und Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel. Er erinnerte sich daran, dass er gesehen hat, wie kleine jüdische Kinder in Auschwitz bei lebendigem Leibe in Öfen geworfen wurden. Der Schriftsteller betonte, dass dies eben an diesem Ort geschah, wo sich nun die Teilnehmer des Marsches versammelten und dass die Vernichtungsmaschinerie eine menschliche Erfindung war.

Marsch der Lebenden  (Foto: Autorin)
Der "Marsch der Lebenden" begann am Tor in das KZ Auschwitz, er wurde mit dem Klang eines Schofars eröffnet - des Widderhorns, das bei jüdischen Feiertagen benutzt wird. Den Großteil der Teilnehmer des Marsches stellten junge Juden dar, sehr viele kamen aus Israel, aber auch aus verschiedenen Ländern Europas sowie aus Amerika und Australien. Unter den Flaggen herrschten diese von Israel vor. Während des stillen Marsches hatte man Gelegenheit zum Nachdenken. Aus dem nicht weit entfernten Birkenau konnte man die Namen der dort Ermordeten hören, die während des Tages laut vorgelesen wurden. Viele der Teilnehmer legten bei den Bahngleisen, die nach Birkenau führten, kleine Gedenktafeln aus Holz nieder, die an ihre Verwandten erinnern sollen, und zündeten dort Kerzen an.

Nach der Gedenkveranstaltung bat ich zwei tschechische Teilnehmer ans Mikrofon, die sich mit einer Gruppe von Christen am Marsch beteiligten. Über seine Eindrücke sagte Jaroslav Rusz:

"Als wir, die Teilnehmer des Marsches, ungefähr die Hälfte der Strecke zurückgelegt haben und der nach Brzezinka führende Weg vor uns lag, sahen wir einen Kilometer vor uns den Umzug mit den vielen weiß-blauen israelischen Flaggen. Für mich war das ein herrliches Gefühl, eine Freude, wenn ich das mit den Manifestationen am 1. Mai verglich, die für mich immer mit den Kommunisten verbunden waren und für mich etwas Peinliches darstellten."

Adam Cieslar hält das Folgende für wichtig:

"Ich glaube, dass jeder Christ Auschwitz besichtigen und am Marsch der Lebenden gemeinsam mit Juden teilnehmen soll. Denn die Juden sind das biblische Volk, dem wir Christen sehr nahe stehen. Die Teilnahme soll unsere Liebe zu diesem Volk, zu Gott und vor allem zu unseren Nächsten zum Ausdruck bringen. An diesem Ort mangelte es an Nächstenliebe, hier herrschten nur Hass und Zorn. Vor allem die jungen Menschen sollen Auschwitz sehen."

Marsch der Lebenden; Foto: Autorin