Comeback der Kinderkrippen in Tschechien?

Photo: Michal Malý, ČRo

Nur rund fünf Prozent der Kinder unter drei Jahren werden hierzulande in Vorschuleinrichtungen betreut. Damit liegt Tschechien innerhalb der EU auf dem vorletzten Platz vor der Slowakei. Die Folge ist häufig ein Karriereknick bei Müttern. Dagegen will die Regierung in Prag nun aber etwas unternehmen. Arbeitenden Eltern soll allgemein eine Betreuung ihrer Kinder noch vor dem Kindergartenalter ermöglicht werden.

Foto: Michal Malý,  ČRo

Es sind Mütter wie Michaela Zasadilová, die durch Kinderkrippen entlastet werden könnten:

„Das wäre eine gute Sache, dann könnte ich mich wieder in die Arbeitswelt eingliedern, zumindest einen Teilzeitjob annehmen“, sagte die Frau aus Louny / Laun vor einiger Zeit in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.

Jana Maláčová  (Foto: OISV,  CC BY-SA 4.0)
Einige Zeit später wurde an ihrem Wohnort tatsächlich eine sogenannte Kindergruppe eingerichtet. Laut dem Ministerium für Arbeit und Soziales gibt es mittlerweile 1000 solcher Einrichtungen hierzulande. Immer noch hinkt aber Tschechien weit dem europäischen Durchschnitt hinterher, wenn es um die Betreuung des Nachwuchses im Vor-Kindergartenalter geht.

Dabei droht, dass die Kindergruppen ab 2022 komplett verschwinden, weil dann die Förderung durch die EU ausläuft. Deswegen hat Arbeits- und Sozialministerin Jana Maláčová ein Gesetz über Kinderkrippen entworfen, das demnächst im Kabinett besprochen werden soll.

„Wir wollen, dass in Tschechien die Betreuung von Kindern unter drei Jahren vor Ort funktioniert und für die Eltern finanzierbar ist. Schon jetzt gehen rund 45.000 Kinder im Alter von zwei Jahren hierzulande in den Kindergarten. Wir möchten aber Einrichtungen anbieten, die für den jungen Nachwuchs besser sind, weil die Gruppen dort kleiner sein werden“, so die Sozialdemokratin am Montag bei einem Pressebriefing.

Auch sollen alle Betreuungseinrichtungen vor dem Kindergarten nur noch eine Bezeichnung haben: Kinderkrippe. Die Arbeits- und Sozialministerin plant dabei einen staatlichen Beitrag von 5000 Kronen (200 Euro) je Kind sowie eine Beteiligung der jeweiligen Gemeinde oder des Arbeitgebers am Betrieb der Einrichtungen. Aber auch die Eltern müssen etwas zahlen, wohl aber weniger als bisher für die Betreuung in den Kindergruppen. Dazu die Chefin des Verbandes der Kindergruppen, Daniela Celerýnová:

„Die derzeitigen Kindergruppen sind nur aus Geldern der EU finanziert und durch die Elternbeiträge. Die Novelle bedeutet einen grundlegenden Unterschied darin, dass der Elternbeitrag gedeckelt werden soll.“

Laut Maláčovás Vorschlag soll die Obergrenze bei 4500 Kronen (180 Euro) pro Monat liegen. Das ist allerdings fast doppelt so viel wie für einen Kindergartenplatz. Deswegen ergänzte die Ministerin:

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„Man muss sich klar machen, dass die Familie in diesem Alter ihres Kindes noch das staatliche Elterngeld erhält. Dieses kann sie dann dafür nutzen, den monatlichen Beitrag zur Krippe zu zahlen. Das ist sehr wichtig.“

Für eine Unterstützung des Staates soll als Bedingung gelten, dass jener Elternteil, der sich bisher vor allem ums Kind kümmert, auf den Arbeitsmarkt geht. Deswegen wird der staatliche Beitrag für den Krippenplatz nur gezahlt, wenn…

„…der Elternteil arbeitet, sich ausbildet oder nach einer Beschäftigung sucht. Das ist der Grund für den Vorschlag: Wir wollen die Eltern aktivieren.“

In Tschechien sind dies im Übrigen immer noch meist die Mütter. Wie die Ministerin außerdem vorrechnet, nimmt der Staat bei einer Beschäftigung des betreuenden Elternteils im Endeffekt sogar Geld ein:

„Er wird zwar 5000 Kronen je Krippenplatz zahlen, aber allein beim Mindestlohn liegen die Steuereinnahmen bei 6000 Kronen pro Monat. Beim Durchschnittslohn sind es sogar 11.000 Kronen.“

Der Vorschlag von Jana Maláčová wird als Nächstes vom Regierungskabinett beurteilt. Erst danach kommt die Novelle ins Parlament.