Corona-Herd in mährisch-schlesischem Bergbau
Der epidemiologische Verlauf der Coronavirus-Pandemie in Tschechien ist weiter relativ gut. Nach einer großangelegten Testreihe zur kollektiven Immunität der Bevölkerung gegen den Covid-19-Erreger sprach Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) Anfang Mai davon, man habe die mögliche Ausbreitung der Krankheit im Griff. Einzig örtliche Infektionsherde könnten jedoch für gewisse Unruhe sorgen. Ein solcher Herd ist jetzt in einem Steinkohle-Untertagebau in Mährisch-Schlesien aufgetaucht.
„Am Montag gegen 18 Uhr haben wir bei den bis dahin ausgewerteten Tests 53 positive Fälle registriert.“
Am Dienstagmittag wurde bekannt, dass es insgesamt 82 positive Fälle gibt.Einschließlich der an den Stollen angeschlossenen Kohle-Aufbereitungsanlage sind in der Grube Darkov rund 1800 Menschen beschäftigt. Das Gesundheitsamt hat indes nur die Bergleute getestet, die im Schichtbetrieb tief unter der Erde arbeiten. Warum? Pavla Svrčinová:
„Weil nur im Einzugsbereich ihrer Arbeitsplätze an den vorherigen Tagen die positiven Covid-19-Fälle verzeichnet wurden. Bei der Eingrenzung hat uns die Leitung von OKD geholfen, denn die Firma hat ein eigenes Rückverfolgungssystem für den Aufenthalt ihrer Bergarbeiter entwickelt. Anhand dieser Informationen haben wir diejenigen Arbeitnehmer bestimmt, die sich dem Test unterziehen müssen. Dazu gehören auch einige Beschäftigte, die über Tage arbeiten, da sie mit den Bergleuten in Kontakt gekommen sind, wie beispielsweise Mitarbeiter der Wäsche-Ausgabe oder des sanitären Bereichs.“
Wie Vertreter der OKD-Leitung sagten, hat das Unternehmen wegen der Corona-Pandemie schon seit längerem sehr strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen. So müssen sich die Bergleute unter anderem vor jeder Schicht die Hände desinfizieren und vor eine Wärmebildkamera treten, damit ihre Körpertemperatur gemessen wird. Auch deshalb spricht Pavla Svrčinová davon, dass keiner der mit dem Virus infizierten Arbeiter automatisch ein Kranker sei:„Ich sage nicht, dass die positiv getesteten Männer krank sind, denn in dem Fall würden sie ganz gewiss nicht zur Arbeit gehen. Eine solch anstrengende Arbeit, wie sie die Bergleute verrichten, erfordert den vollen Körpereinsatz und einen Menschen, der völlig fit ist.“
Von der Aussage Pavla Svrčinovás lässt sich ableiten, dass alle bisherigen Covid-19-Fälle in der Grube Darkov einen symptomfreien oder sehr milden Krankheitsverlauf haben. Zugleich betonte die Leiterin des Gesundheitsamtes im Kreis Mährisch-Schlesien, man werde weiter alles genau beobachten und bei den ersten Verdachtsfällen auch die anderen Beschäftigten des Unternehmens in Karviná testen lassen. Alle bislang mit dem Coronavirus infizierten Personen aber müssen nun erst einmal für mindestens 14 Tage in Quarantäne.Bis zum Dienstagmorgen lag die Gesamtzahl der Infizierten in Tschechien bei nahezu 8600 Menschen. Davon wurden allein 1240 Personen im Kreis Mährisch-Schlesien positiv auf den Covid-19-Erreger getestet. Das ist nach Prag mit knapp 2000 Ansteckungen der zweithöchste Anteil im ganzen Land. Pavla Svrčinová hat dafür eine Erklärung:
„Ich denke, in unserer Region gibt es eine sehr große Mobilität unter den Arbeitnehmern. Mich hat beispielsweise die Zahl überrascht, dass rund 26.000 Menschen aus Polen und der Slowakei zur Arbeit nach Mährisch-Schlesien kommen. Darüber hinaus waren viele jener Personen, bei denen das Coronavirus zu Beginn der Pandemie in unserem Kreis festgestellt wurde, zum Skiurlaub in Italien und Österreich gewesen. Zudem gab es mehrere Covid-19-Fälle unter den tschechischen Langzeitbeschäftigten in den Wintersportzentren von Italien und Österreich, als sie nach deren Schließung in die Heimat zurückkamen. Bei nicht wenigen von ihnen hat sich das Virus erst nach der zweiwöchigen Quarantäne gezeigt.“