Corona-Impfung aus Drittländern: Tschechen lassen sich EU-Impfpass in Deutschland ausstellen

Corona-Impfungen aus Nicht-EU-Ländern werden Tschechen in ihrer Heimat nicht ohne weiteres anerkannt. Einige Betroffene gehen deswegen den Weg über Deutschland. Denn dort können sie sich einfach in Apotheken das digitale europäische Covid-Zertifikat ausstellen lassen.

Die Anerkennung von Impfungen, die tschechische oder auch EU-Bürger in Ländern außerhalb der Union bekommen haben, ist hierzulande bisher nicht garantiert. Und das betrifft nicht nur andere Vakzine als die bisher von der EU anerkannten – also Präparate der Firmen Pfizer / BioNTech, AstraZeneca, Johnson & Johnson sowie Moderna. Letzteren Impfstoff hat sich Michal Durčák in den USA verabreichen lassen. Trotz mehrerer Behördengänge und Arztbesuche hat man ihm in Tschechien bisher noch nicht das EU-Zertifikat ausstellen wollen. Also hat er sich in der vergangenen Woche auf den Weg nach Dresden gemacht. Vor der Abreise kontrollierte er seine Dokumente:

„Ich nehme zur Sicherheit meinen Reisepass mit, falls der Ausweis nicht ausreicht. Außerdem habe ich meine CDC-Karte, ein Impfzertifikat und Nachweise über alle entsprechenden Arztbesuche in Amerika. Eigentlich sollten diese auch in Tschechien ausreichen. So ist es aber nicht, also versuche ich, sie in Deutschland vorzulegen.“

Die USA gehört zu den zahlreichen Drittländern, aus denen ein einfacher Impfnachweis für die Behörden hierzulande nicht ausreicht. Die betroffenen Tschechen müssen zusätzlich einen umfassenden medizinischen Bericht vorlegen, ausgestellt in dem Land, in dem die Impfung durchgeführt wurde. Zur Begründung für die strengere Handhabung wird die Zunahme gefälschter Impfzertifikate angeführt, die etwa Europol beobachtet.

Illustrationsfoto: Michaela Danelová,  Tschechischer Rundfunk

Seine sorgfältig vorbereiteten Papiere haben Michal Durčák in seinem Heimatland bisher nichts genutzt. Also hat er die Webseite mein-apothekenmanager.de konsultiert und eine Apotheke in Dresden gefunden, die die amerikanische Impfung anerkennt und das EU-Zertifikat ausstellt. In ganz Deutschland bieten etwa 95 Prozent dieser Einrichtungen diesen Service an. Nur drei Minuten dauerte Durčáks Besuch in der Apotheke, dann hielt er das gewünschte Blatt in der Hand:

„Drei Monate lang habe ich das in Tschechien versucht, seit Mai. Dabei war es nun viel besser, einfach nach Dresden zu fahren.“

Im Unterschied zu den Ämtern in Tschechien wollte die Apothekerin in Dresden keine weiteren Dokumente sehen als nur die CDC-Karte, also die Bestätigung des amerikanischen Zentrums für Krankheitskontrolle und -prävention.

Nach Informationen des tschechischen Gesundheitsministeriums können sich Einwohner mit Impfungen aus Drittländern das EU-Zertifikat in allen Gesundheitseinrichtungen ausstellen lassen. Die Vereinigung der Allgemeinärzte äußerte aber bereits Kritik, dass dies nicht zu ihren Aufgaben gehöre und sie zudem bisher keine genaueren Anweisungen dazu bekommen habe. Nach Angaben des Vorsitzenden Petr Šonka funktioniert die Ausstellung des europäischen Impfpasses auch technisch nicht. Minister Adam Vojtěch (parteilos) reagierte zurückhaltend:

„Ich bin überzeugt, dass es funktioniert. Ich habe keine Informationen darüber, dass es da ernsthafte Probleme gibt.“

In Tschechien wird die Liste mit Drittländern, aus denen Impfungen der eigenen Bürger bedingungslos anerkannt wird, allerdings ständig erweitert. Erst am Montag sind acht weitere Staaten hinzugekommen, darunter Kanada, die Vereinigten Emirate, Südkorea und Taiwan.

Autoren: Daniela Honigmann , Matěj Skalický
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