Corona-Krisenmanagement der Regierung: Tschechen benoten mit 2,6

Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik

Die Einschnitte waren teils radikaler als in anderen Ländern Europas, dennoch oder gerade deswegen sind die Menschen in Tschechien insgesamt zufrieden mit dem Vorgehen ihrer Regierung in der Coronakrise. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Median für den Tschechischen Rundfunk gab es einen Wert zwischen zwei und drei, das bedeutet hierzulande zwischen „lobenswert“ und „gut“.

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Foto: Gerd Altmann,  Pixabay / CC0

Premier Andrej Babiš (Partei Ano) hat das Krisenmanagement seines Kabinetts in den vergangenen Wochen immer wieder verteidigt:

„Ich bin mir keines Fehlers bewusst. Ich denke, dass die Regierung das Maximale unternommen hat und klare Ergebnisse vorweisen kann. Wir haben mehrere Tausend Menschen vor dem Tod bewahrt“, so der Ministerpräsident zum Beispiel Ende April.

Im Durchschnitt erhielt das Kabinett bei der Erhebung eine Benotung von 2,57. Und das auf einer Skala von eins bis fünf. Dabei vergab knapp über die Hälfte der Befragten sogar eine Eins oder Zwei. Dies waren vor allem Anhänger der Regierungspartei Ano, der Kommunisten und von Staatspräsident Miloš Zeman beziehungsweise besonders Rentnerinnen und Rentner. Dazu Přemysl Čech, Leiter des Meinungsforschungsinstituts Median:

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„In den Zeiten von Gefahren und Bedrohung wollen die Menschen Führungsqualitäten sehen. Bei der Strategie in Tschechien wurden sehr schnell die sozialen Kontakte beschränkt. In der Folge hat sich die Corona-Pandemie hierzulande im Grunde nicht sonderlich ausgebreitet. Deswegen überwiegt die Ansicht, dass dieses Vorgehen richtig war.“

Das bestätigten am Montag auch einige Menschen in Prag:

„Dass praktisch alles geschlossen wurde, war meiner Meinung nach gerechtfertigt. Denn niemand wusste, wie sich die Lage entwickeln würde“, sagte etwa eine jüngere Frau.

Foto: Michaela Danelová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Am 1. März wurden die ersten Corona-Fälle in Tschechien bekannt. Bis 19. März waren alle Maßnahmen getroffen, inklusive der Einführung der Maskenpflicht. Für dieses schnelle Vorgehen erhielt die Regierung aus Partei Ano und Sozialdemokraten sogar einen Schnitt von 2,15. Ebenfalls relativ gut bewertet wurde die Darstellung der Maßnahmen gegenüber der Öffentlichkeit.

Eine Drei hingegen gab es für die bisherigen Bemühungen, die wirtschaftlichen Folgen abzufedern. Am schlechtesten weg kam die Besorgung von Atemmasken und weiteren Schutzmitteln gegen das Virus. Dafür lag der Notenschnitt bei 3,34.

Petr Hartman ist politischer Kommentator des Tschechischen Rundfunks. Er denkt, dass sich die Ergebnisse der Erhebung im Grunde abgezeichnet hätten:

Petr Hartman  (Foto: ČT24)

„Die Umfrage hat bestätigt, dass die Regierung die Corona-Pandemie relativ gut gemeistert hat. Das bezieht sich nicht nur auf die Maßnahmen selbst, sondern auch auf die Kommunikation mit der Öffentlichkeit, obwohl dies manchmal anders gewirkt hat. Da hätte auch der Eindruck entstehen können, manche Politiker wüssten nicht so recht, was sie tun oder tun sollen. Aber das hat sich nach außen wohl nicht so gezeigt, wie zumindest aus dieser Umfrage hervorgeht.“

Die neue Herausforderung für das Kabinett in Tschechien ist nun allerdings, die hiesige Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen und Firmeninsolvenzen zu verhindern. Ob das gelingt, lässt sich frühestens in ein paar Monaten beurteilen. Dazu kommt die Frage, ob das Land bereits für eine mögliche zweite Corona-Welle gerüstet ist.