Corona-Massentests: Wie viele sind symptomfrei? Und reichen die Kapazitäten?

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Mehrere Länder haben ihre Bevölkerung bereits einer Corona-Testreihe unterzogen. So zum Beispiel die Slowakei oder Österreich. Seit Mittwoch kann man sich nun auch in Tschechien freiwillig und kostenlos auf Antigene testen lassen.

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Eigentlich sollten die Massentests in Tschechien erst an diesem Freitag beginnen. Doch der Start wurde um zwei Tage vorverlegt, weil ein Ansturm befürchtet wird. Gerade vor Weihnachten wollen sich viele sicher sein über ihren Gesundheitszustand, bevor man in der Familie etwa auch mit den Eltern oder Großeltern zusammenkommt. Aber nicht alle werden die Testmöglichkeit nutzen…

„Ich bin zu Hause auf Mutterschaftsurlaub, deswegen fühle ich mich nicht gefährdet und gehe ohnehin nirgendwohin“, so die junge Mutter Ivana aus Třebíč. Dabei sind die Tests kostenlos, und man kann sich sogar alle fünf Tage neu überprüfen lassen. Die Idee dahinter ist, mögliche symptomfreie Fälle aufzudecken und auch jene, die eine Infektion bereits unbemerkt überstanden haben. Für diesen Zweck sind die Antigen-Tests besser geeignet als die PCR-Tests, die ohnehin deutlich teurer sind. Dazu die Leiterin des zentralen Gesundheitsamtes, Jarmila Rážová:

Jarmila Rážová  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)

„Die Schnelltests decken infizierte Menschen auf, die das Virus unbewusst weiterverbreiten könnten. Denn unser Ziel ist es, die infizierten Menschen rechtzeitig zu erkennen und eine Übertragung des Virus zu verhindern.“

Große Zahlen werden dies wohl nicht sein, wenn man sich die entsprechenden Testreihen in den Nachbarländern anschaut. In Österreich zum Beispiel waren maximal 0,4 Prozent der Getesteten positiv. Aber gerade auch wenige Einzelne können für eine Infektionskette sorgen, das ist mehrfach bereits in der Pandemie nachgewiesen worden. Außerdem läuft derzeit noch eine Massentestreihe unter tschechischen Lehrern. Die Beteiligung ist zwar nicht groß, aber dort waren bis vergangenen Freitag 3,4 Prozent der Fälle positiv und davon wiederum fast 60 Prozent symptomfrei.

Appell des Gesundheitsministers

Jan Blatný  (Foto: ČTK / Roman Vondrouš)

Die Teilnahme an den Massentests ist freiwillig. Laut einer Umfrage wollen 40 Prozent der Erwachsenen in Tschechien die Möglichkeit nutzen. Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos) appellierte am vergangenen Freitag bei einer Pressekonferenz, dies auch wirklich zu tun:

„Lassen Sie sich bitte testen, wenn Sie Ihre Großmutter oder Ihren Großvater, Ihren Vater oder Ihre Mutter besuchen wollen. Schließlich wollen Sie sich an Weihnachten doch sicher innerhalb der Familie treffen. Lassen Sie sich also testen, und das unter Umständen auch wiederholt. Dabei müssen wir aber alle die Ergebnisse der Tests akzeptieren. Das wird von großer Bedeutung sein. Ihre Großeltern oder Eltern werden dann wahrscheinlich nicht von Ihnen angesteckt. Aber es hat auch Bedeutung in dem Sinn, dass wir hierzulande die Geschäfte offen lassen können. Diejenigen, die positiv getestet werden, haben gerade über Weihnachten genügend Zeit, um in der Quarantäne zu Hause zu bleiben und die Krankheit nicht weiterzutragen, selbst wenn sie keine eigenen Beschwerden haben. Und vielleicht wartet auf uns im Januar dann keine Katastrophe, sondern es wird sehr viel angenehmer sein, als wir derzeit befürchten.“

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Damit spielte der Minister auf die Corona-Lage an, die sich in Tschechien derzeit wieder verschlechtert. So liegt die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus erneut bei 5000 bis 8000 Fällen, nachdem eine Besserung schon in Sicht gewesen war. Und manche Experten glauben, dass auch die Zahlen von Ende Oktober, Anfang November zurückkehren könnten oder sogar übertroffen würden. Zum Höhepunkt der zweiten Corona-Welle gab es hierzulande teilweise über 15.000 Neuinfektionen pro Tag.

Im Übrigen können sich nicht nur die tschechischen Bürger testen lassen, sondern auch alle Ausländer mit hiesiger Krankenversicherung. Ins Testzentrum sollte man dann sowohl den Ausweis oder Pass, als auch die Aufenthaltsgenehmigung sowie den Versichertenausweis mitnehmen.

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Den jeweiligen Termin muss man zuvor über das zentrale Anmeldesystem buchen.

„Um die Kapazitäten besser zu verteilen und den Interessenten das Prozedere zu erleichtern, haben wir ein zentrales Reservierungssystem eingerichtet. Das soll auch den Anbietern der Dienste entgegenkommen.“, so Jarmila Rážová vom zentralen Gesundheitsamt.

Bis zu 60.000 Tests am Tag sollen landesweit möglich sein, heißt es aus dem Gesundheitsministerium im Prag. Bis zum geplanten Ende des Verfahrens am 15. Januar könnten also maximal 1,8 Millionen Tests durchgeführt werden. Gesetzt den Fall, dass die Umfragen der vergangenen Wochen das wahre Interesse widerspiegeln, wäre dies viel zu wenig. Anstatt 40 Prozent der Bevölkerung kämen dann nämlich nur 17 Prozent zum Zuge. Und reicht dieser Anteil überhaupt aus, um die Corona-Zahlen wie gewünscht zu drücken? Mindestens eine gewisse Skepsis muss da erlaubt sein…

Nur wenige Hausärzte beteiligt

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Ursprünglich hatte das Regierungskabinett darauf gehofft, dass auch die Hausärzte im großen Stil bei den Massentests helfen würden. Doch diese haben Gesundheitsminister Blatný etwas auflaufen lassen – wenn auch mit schlagkräftigen Argumenten. Lubomír Nečas ist der Chef der praktischen Ärzte im Kreis Zlín und sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Wir haben in unserem Kreis eine Umfrage unter den praktischen Ärzten gemacht. Demnach sind 15 bis 20 Prozent von ihnen bereit, sich der Testreihe anzuschließen. Das heißt, die Patienten sollten bei ihrem Hausarzt erst einmal nachfragen, ob er einen Test vornimmt. Ein Teil der Ärzte klinkt sich da nicht ein, weil er bereits mit seinem gängigen Praxisbetrieb vollständig ausgelastet ist.“

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Das Gute an den Antigen-Tests ist, dass man bereits nach 15 bis 20 Minuten ein Ergebnis erhält. Wer sich letztlich überprüfen lässt, dem muss allerdings bewusst sein, dass er eventuell in Quarantäne geschickt wird. Ist der Schnelltest positiv, werden die Klienten in zwei Fälle unterteilt: Derjenige, der Symptome von Covid-19 hat, muss in Quarantäne und seinen Hausarzt kontaktieren, um sich über das weitere Vorgehen zu beraten. Bei jenen, die keine Symptome haben, wird noch vor Ort ein PCR-Test durchgeführt. Ist der negativ, hat man wohl bereits eine symptomfreie Corona-Infektion durchlebt. Bei einem positiven Befund geht es ebenfalls in die Quarantäne.