Corona-Pandemie: Lage in Krankenhäusern spitzt sich wieder zu
Kurz vor Weihnachten begannen die Corona-Zahlen in Tschechien wieder sprunghaft anzusteigen. Am Dienstag wurde nun eine neue Rekordzahl erreicht: 16.329 Neuinfektionen registrierten die Labore, soviel wie noch nie an einem Tag während der gesamten Pandemie. Entsprechend schnell erhöht sich auch die Zahl der Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern des Landes.
Das erste Corona-Jahr mag zu Ende gehen, der Höhepunkt der Pandemie scheint in Tschechien allerdings noch nicht erreicht. Die Lockerungen Anfang Dezember und die Feiertage zeigen jetzt ihre Wirkung. Mit den täglichen Neuinfektionen steigt ebenfalls der Druck auf die Krankenhäuser. Denn nicht nur die Zahl der Covid-19-Patienten geht erneut nach oben, sondern auch die der infizierten Ärzte, Schwestern und Pfleger. Eduard Sohlich ist Vorsitzender der Vereinigung der Krankenhäuser Böhmens und Mährens. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks erläuterte er die Lage:
„Die Lockerungen vor Weihnachten und zu den vier freien Tagen waren leider ein Fehler. Die Zahl der Patienten ist gestiegen, sowohl auf den einzelnen Abteilungen als auch auf der Intensivstation. Die Krankenhäuser bekommen langsam große Probleme, die Situation zu meistern. Zudem stehen weitere vier freie Tage an.“
Nach den aktuellen Daten des tschechischen Gesundheitsministeriums wurden am Montag 5395 Patienten mit Covid-19 behandelt. Innerhalb eines Tages wurden 500 Menschen in die Kliniken eingeliefert. Damit ist das hohe Niveau von Ende November wieder erreicht. Spezielle Covid-Abteilungen, die im Herbst eingerichtet worden waren, sind in vielen Krankenhäusern weiterhin in Betrieb. Jetzt werden sie wieder aufgestockt und nehmen etwa 20 Prozent der Bettenkapazitäten ein.
Große Hoffnung wird nun auf die Corona-Impfungen gesetzt. In Prag, Brno / Brünn und Ostrava / Ostrau werden sie seit Sonntag durchgeführt. Die regionalen Krankenhäuser sollen ab dem Silvestertag mit Impfstoffen versorgt werden. Auch hier äußert Sohlich Kritik am staatlichen Krisenmanagement:
„Jetzt treffen etwa 10.000 Impfdosen in Tschechien ein. Das ist nur ein Promille der Bevölkerung. Das wird die Lage zum Anfang des Jahres nicht wesentlich verbessern. Die Impfungen haben bisher nur einen kosmetischen und medialen Effekt.“
Sohlich lobt hingegen die Kommunikation des Zentralen Krisenstabs mit den regionalen Einrichtungen. An Informationen darüber, wann die Impfstoffe wo eintreffen, gäbe es keinen Mangel, so der Experte.
Das größte Problem stellen vielmehr die begrenzten personellen Kapazitäten dar. Auch wenn die breite Bevölkerung in Tschechien seit Anfang Dezember eine entspanntere Lage mit geöffneten Geschäften und Restaurants genießen konnte, war dem Klinikpersonal seither keine Verschnaufpause vergönnt. Sohlich weist darauf hin, dass Ärzte und Pflegekräfte zahlreiche Überstunden angesammelt hätten und auch über die Weihnachtstage kaum Urlaub nehmen konnten. In vielen Krankenhäusern sei das Personal vermehrt wieder selbst von Corona-Infektionen betroffen:
„Wenn etwas den Klinikbetrieb bedroht, dann sind das die personellen Einschränkungen bei der Ausübung der Arbeit. Wir haben nicht wirklich mehr Patienten als im vorigen Jahr. Das Problem besteht darin, dass wir den Normalbetrieb vom Infektionsbereich abtrennen müssen. Das Personal ist überlastet und hat zudem seine eigenen, persönlichen und gesundheitlichen Probleme.“
Schon am Montag vergangener Woche hatte Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos) den Klinikleitern empfohlen, aufschiebbare Operationen „sehr vorsichtig“ zu planen und die Bettenauslastung genau zu beobachten. Bei schnell ansteigenden Patientenzahlen könne die Aussetzung der Behandlungen nicht-akuter Fälle erneut gesetzlich angeordnet werden, kündigte Blatný an. Diese Maßnahme galt bereits im Herbst und war erst Ende November aufgehoben worden.