Coronavirus: Flughafen Prag sieht sich gerüstet

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Aus China werden immer mehr Opfer gemeldet, die am neuen Coronavirus gestorben sind. Am Montagmorgen waren es bereits 80 Fälle. Zudem hatten sich über 2700 Menschen angesteckt. Am Sonntag hat der Václav-Havel-Flughafen in Prag nun gewisse Schutzmaßnahmen eingeführt. Till Janzer fasst zusammen.

Adam Vojtěch  (links). Foto: ČTK / Vít Šimánek
Bisher beruhen die Vorkehrungen größtenteils auf freiwilliger Mitarbeit. Alle Reisenden werden auf das Coronavirus aufmerksam gemacht. Und ihnen wird gesagt, dass sie sich noch auf dem Flughafen untersuchen lassen können, sollten sie Symptome haben wie Atemprobleme oder Fieber. Dazu Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) am Sonntag bei einer Pressekonferenz:

„Heute hatten wir bereits einen Fall. Bei diesem haben sich zwei Passagierinnen an uns gewandt, die gewisse Symptome bei sich beobachtet hatten. Am Ende zeigte sich, dass sie nicht infiziert sind. Sie wurden aber sofort zum ärztlichen Bereitschaftsdienst auf dem Flughafen geschickt. Dieser hat sie untersucht und zu weiteren Tests ins Krankenhaus Na Bulovce geschickt. Auch die Hygieniker in Prag wurden informiert.“

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Laut dem Minister befinden sich alle zuständigen Stellen in Tschechien in Bereitschaft. Doch Maßnahmen wie am Flughafen von Singapur zum Beispiel sind laut dem Ressortchef hierzulande bisher nicht nötig. Dort wird seit vergangenem Mittwoch jeder Reisende aus China auf erhöhte Körpertemperatur gescreent. Das habe aber in Mitteleuropa wenig Sinn, so Adam Vojtech:

„Man muss sich bewusst machen, dass die Inkubationszeit bei dem Virus bis zu 14 Tage beträgt. Es wäre irrational, ein flächendeckendes Screening am Flughafen in Prag einzurichten, während wir hierzulande gerade eine Grippewelle haben. Wir hätten dann höchstwahrscheinlich eine große Zahl an falschen Verdächtigen. Das würde das staatliche Gesundheitssystem völlig überlasten.“

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Im Übrigen testet ein Referenzlabor direkt in Tschechien, ob jemand das Virus hat. Dies läuft über das gängige sogenannte PCR-Verfahren.

„Innerhalb von sechs Stunden haben wir dann ein erstes Ergebnis. Sollte es notwendig sein, dies nach den Methoden der Weltgesundheitsorganisation zu bestätigen, schicken wir die Probe an das Labor der Charité in Berlin. Dann lässt sich innerhalb von 48 Stunden ein endgültiger Befund erwarten“, so Barbora Macková vom Staatlichen Gesundheitsamt.

Am Montag beschäftigte sich allerdings auch der Sicherheitsrat der Regierung mit dem Coronavirus. Demnach sollen am Flughafen in Prag nicht nur Aushänge über die Lage informieren. Premier Andrej Babiš (Partei Ano) sagte, man wolle, dass sich die Öffentlichkeit sicher fühle:

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„Die Maßnahmen sollen dadurch verbessert werden, dass die Bord-Crew jedes Flugzeuges, das in Tschechien landet, die Passagiere informiert. Das heißt, sie sagt ihnen, dass Reisende mit Atemproblemen oder anderen Symptomen einen Arzt aufsuchen sollten.“

Zudem erwartet der Premier zusätzliche Initiative an den Passkontroll-Stellen bei Flügen aus Ländern außerhalb des Schengen-Raums. So sollten die Beamten fragen, woher die jeweiligen Reisenden kämen.

Doch die Hygienefachleute sind bisher nicht derselben Meinung wie der Regierungschef. Auch die zwölf Direktflüge aus China nach Prag sollen laut Gesundheitsminister Vojtěch bisher nicht eingestellt werden. Bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stimmt man mit dem Vorgehen überein. Srđan Matić leitet das tschechische Büro der WHO:

Srđan Matić  (Foto: ČTK / Vít Šimánek)
„Uns ist versichert worden, und wir haben das auch beobachtet, dass Tschechien über ausreichend Kapazitäten verfügt zur Bewältigung der Krise. Die Entscheidungen und Maßnahmen, die jetzt getroffen wurden, entsprechen dem Infektionsrisiko. Die WHO bezeichnet dieses in allen Ländern außerhalb Chinas als moderat.“

Allerdings befinden sich laut Adam Vojtěch vier Tschechen unmittelbar im Quarantäne-Gebiet von Wuhan. Zwei von ihnen würden dort dauerhaft leben und auch in der Stadt bleiben wollen. Zwei Studenten jedoch hätten gebeten, herausgeholt zu werden, sagte der Gesundheitsminister. Das tschechische Außenministerium verhandle derzeit mit Paris darüber, dass die beiden Tschechen bei der Evakuierung französischer Staatsbürger mitfliegen dürften, so der Ressortchef.