Dank Hochwasser neue Familie gefunden

Anstatt in der Kneipe zu sitzen, besuchen diese jungen Leute lieber ein Altersheim, um den Älteren zu helfen. Das gute Gefühl, jemandem die hilfreiche Hand zu sein, bedeutet für sie mehr als nur reinen Spaß. Ihr größter Wunsch ist es, Frieden in sich und in der Welt zu finden und ein vollwertiges und wertvolles Leben zu erleben. Mehr von den jungen Leuten, aus der Gemeinde St. Egidio, erfahren sie im folgenden Beitrag von unserer freien Mitarbeiterin Katarina Poczosova.

So, oder so ähnlich, klingt es manchmal in einem Seniorenheim im Prager Stadtteil Dejvice. Eine Gruppe von gutgelaunten jungen Leuten im verschiedenen Alter zwischen 16-90 Jahren singt und tanzt unter Begleitung der Gitarre. Ein Fremder würde nie behaupten, dass er in einem Altersheim ist. Jeden Mittwoch besucht die Gemeinde St. Egidio ihre Freunde und versucht, sie auf andere Gedanken zu bringen und sie mit Enthusiasmus anzustecken. Dafür sind ihnen nicht nur die Senioren, sondern auch das Personal dankbar. Blanka Osandova, eine der Krankenpflegerinnen, hat uns verraten:

"Früher sind hier Pfarrer, oder ältere Leute gekommen, jetzt hat das diese Gruppe junger Menschen übernommen, die für die Senioren verschiedene Lager organisiert, Ausflüge macht, oder nur so, mit ihnen ins Zentrum fährt. Unsere Senioren sind damit sehr zufrieden, die jungen Leute mögen sie mehr, als die Pfarrer vor ihnen. Sie kommen regelmäßig am Mittwoch, und dann halten sie hier am Sonntag auch noch Gottesdienste."

Somit wird der eintönige Tag bunter gestaltet. Nicht nur morgens aufstehen, waschen, frühstücken, Zeitung lesen, zu Mittag essen, schlafen, sondern auch ein bisschen im Garten herumsitzen und quatschen, malen oder Filme gucken. Dank der Gemeinde können die mobilen Senioren jedes Jahr einen mehrtägigen Ausflug unternehmen. Und wie sehen die Senioren diese Abwechslung? Marie Skorpikova, seit 8 Jahren im Heim, meint dazu:

"Sie haben uns sehr gern, passen sich uns an, unterhalten uns. Wenn einer von uns Geburtstag oder Namenstag hat, bescheren sie uns mit einem Blumenstrauß oder einer Kleinigkeit. Ich kann nicht tanzen, ich habe Schwierigkeiten mit dem Gehen, aber trotzdem finde ich es schön."

Für die neue Kraft zum Leben sind der Gemeinde nicht nur die Senioren, sondern auch viele Obdachlose dankbar. Zu den gehen sie auch regelmäßig, bringen ihnen etwas zum Essen und unterhalten sich mit ihnen, damit die ein bisschen ihrer Würde zurückbekommen. Die Gemeinde gibt es in 35 Ländern, und das auch als Friedensbote und Kämpfer gegen die Lebensstrafe. Sie arbeitet unter anderem auch mit Amnesty International, Mensch in Not/Clovek v tisni, oder Ärzten ohne Grenzen zusammen. St. Egidio organisiert jährlich ein Festmahl zu Weihnachten, wo sich Obdachlose und hohe Geistliche oder auch Angehörige verschiedener verfeindeter Nationen treffen. Eva Gahurova, eine der freiwilligen Gemeinschaftsmitgliedern, erzählte uns eine Geschichte, die Bände spricht: Vor zwei Jahren, als in Prag die verheerenden Überschwemmungen waren, haben sie im Evakuationszentrum eine alte, einsame Frau kennen gelernt, der sie zwar nicht finanziell helfen konnten, doch haben sie zumindest moralisch unterstützen können.

"Die Zeit war für Frau Blaskova schwer, das, dass sie uns kennen gelernt hat, war ein großes Geschenk für sie. Sie hat uns gesagt, dass obwohl das Hochwasser viel Schlechtes und viel Leid gebracht hat, war es in ihrem Leben doch wichtig, weil sie dadurch uns kennen lernen konnte. Und die Überflutungen haben ihr also neue Freunde und eine neue Familie gebracht."