„Danke, wir gehen!“ - Krankenhausärzte drohen mit Massenkündigungen
15.000 Krankenhausärzte traten am Montag in Deutschland in Streik. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter. Dafür kämpfen auch ihre tschechischen Kollegen. Die drohen jedoch nicht nur mit Streik, sondern gleich mit Massenkündigungen.
„Danke, wir gehen!“ erklärten bisher etwa 1500 tschechische Krankenhausärzte mit ihrer Unterschrift. Sie unterstützen damit die gleichnamige Kampagne der Ärztegewerkschaft. Bisher ist das nur eine Drohung. Sollten sich jedoch ihre Arbeitsbedingungen, vor allem ihr Gehalt, nicht grundlegend bessern, seien die Ärzte bereit massenhaft ihre Kündigung einzureichen, warnt der Gewerkschaftsvorsitzende Martin Engel:
„Es ist eine Beleidigung von Seiten des Staates, dass ein Arzt unter diesen Bedingungen arbeiten soll. Wir fordern daher für beginnende Ärzte das Anderthalbfache ihres jetzigen Gehaltes. Das sind etwa 35.000 Kronen (rund 1400 Euro) im Monat, was einem Stundenlohn von etwa 8,50 Euro entspricht. Und wenn das überall in Europa normal ist, dann muss das auch bei uns normal sein. Versuchen Sie mal einen Handwerker zu bekommen, der für weniger arbeitet. Ich denke, hier hat der Staat uns gegenüber eine riesige Bringschuld.“
Ein ausgelernter Krankenhausarzt solle demnach umgerechnet etwa 2800 Euro brutto verdienen. Dies wäre etwa das Dreifache des tschechischen Durchschnittsverdienstes. Bei 16.000 Ärzten, die in den tschechischen Krankenhäusern arbeiten, würde dies eine Mehrbelastung des Gesundheitshaushalts um etwa 200 Millionen Euro bedeuten, rechnet der Gewerkschaftsvorsitzende vor. Das Gesundheitsministerium kontert mit eigenen Rechnungen. Schon 2008 und 2009 sei die Vergütung von gesundheitlichen Pflegeleistungen jährlich um je 10 Prozent gestiegen.
„Aber da war die wirtschaftliche Situation gut. Heute steigt die Arbeitslosigkeit und der Staat bekommt enorme Probleme mit der Schuldenlast. Die Forderung nach einer solch riesigen Gehaltserhöhung ist einfach unrealistisch“, so Vlastimil Sršeň, der Sprecher des Gesundheitsministeriums, im Tschechischen Rundfunk. Zudem lehne man Einheitsgehälter für Ärzte ab. Die gebe es in keinem hoch entwickelten Gesundheitssystem, behauptet Sršeň:„Arzt ist ein Beruf wie jeder andere. Ärzte sollten daher nach ihren Fähigkeiten, nach ihrem Arbeitsaufwand und nach der Qualität ihrer Arbeit entlohnt werden, so wie das in allen anderen Berufen üblich ist.“
Darüber hinaus ist man im Gesundheitsministerium verärgert über den Zeitpunkt der Gewerkschaftskampagne. Am 28. und 29. Mai, also schon in gut einer Woche, wird in Tschechien ein neues Abgeordnetenhaus gewählt.