Anna Honzáková – erste promovierte Ärztin der Prager Karlsuniversität

Anna Honzáková

Beruflich verschrieb sie sich der Allgemeinmedizin und Gynäkologie: Am 7. März 1902 wurde Anna Honzáková zur ersten Ärztin, die an einer tschechischen Universität einen Abschluss machte.

Geboren wurde sie am 16. November 1875 in Kopidlno in Nordböhmen als fünftes von sechs Kindern des Amtsarztes Jan Honzák. Schon als Kind interessierte sie sich für den Beruf ihres Vaters, und daher hatten die Eltern zunächst den Plan, Anna in der Schweiz Medizin studieren zu lassen.

Anna Honzáková 1902 | Quelle: Atelier Langhans,  Zeitschrift Ženské listy,  public domain

Doch der Vater starb an Tuberkulose, und die Mutter zog mit den Kindern in den damaligen Prager Vorort Královské Vinohrady / Königliche Weinberge. Just zu der Zeit eröffnete die Literatin und Frauenrechtlerin Eliška Krásnohorská ein Mädchengymnasium in Prag, das erste seiner Art in Österreich-Ungarn. Dort ging Anna Honzáková dann zur Schule. Und während ihrer Gymnasialzeit wurde ihr endgültig bewusst, dass sie in die Medizin gehen wolle.

Die weltweit erste Ärztin, Elizabeth Blackwell, hatte bereits 1849 in den USA promoviert. Auch in Großbritannien, Frankreich und Deutschland begannen Frauen zu ordinieren, doch die k. u. k. Monarchie war in diesem Punkt rückständig. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war es Frauen nicht erlaubt, Medizin zu studieren. Man hielt sie für zu schwach für dieses anspruchsvolle Fach.

Die Professoren zeigten allerdings Respekt für die ersten Frauen, die in den Lesesälen saßen. Die männlichen Kommilitonen jedoch kamen damit weniger zurecht und brachten ihre Empörung lautstark zum Ausdruck. Dennoch wurde Anna Honzáková die erste promovierte Ärztin in den Böhmischen Ländern.

Anna Honzáková | Quelle:  Zeitschrift Eva,  public domain

Zunächst arbeitete sie drei Jahre lang im Krankenhaus. Doch eine Assistenzarztstelle wurde ihr verweigert. Daher eröffnete sie eine gynäkologische Privatpraxis. Und das mit durchschlagendem Erfolg:

„Wenn Männer damals eine Praxis eröffneten, warteten sie manchmal ein oder zwei Wochen lang auf den ersten Patienten. Anna hatte vom ersten Tag an einen vollen Kalender. Schauspielerinnen aus dem Nationaltheater kamen zu ihr sowie die Frauen von Professoren und hochgestellten Beamten – also genau jener Männer, die gegen das Universitätsstudium von Frauen protestierten“, sagt Eva Uhrová, die eine Biografie über Anna Honzáková verfasst hat.

Mit den finanziellen Zuwendungen der besser betuchten Patientinnen konnte sich die Ärztin auch um arme Mütter kümmern. Honzáková gehörte zu den Gründerinnen des Tschechischen Frauenklubs (Ženský klub český) und kämpfte an der Seite von Františka Plamínková für das Wahlrecht für Frauen. Sie setzte sich für die Aufklärung über die Möglichkeiten der Schwangerschaftsverhütung ein, lehnte aber Abtreibungen ab. Selbst entschied sie sich dagegen, Kinder zu bekommen und eine eigene Familie zu gründen.

1939 musste Anna Honzáková ihre Praxis aus gesundheitlichen Gründen schließen. Sie starb am 13. Oktober 1940 mit 64 Jahren in Prag.

Werbung für die Arztpraxis | Quelle:  Tschechische Nationalbibliothek
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