Das Aroma ist das Wichtigste: In Prag wurde ein Kaffeemuseum eröffnet

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Viele sagen, sie seien von ihm abhängig und können sich nicht mehr vorstellen, auf ihn zu verzichten. Der Kaffee gehört in Tschechien zweifelsohne zu den üblichsten Heißgetränken, die man einem Besuch serviert. Die passionierten Kaffeetrinker haben seit Mitte Juli in Prag nun einen Tempel, wo sie ihrem Lieblingsgetränk huldigen können: ein richtiges Kaffeemuseum.

Das erste Kaffeemuseum in Tschechien verdanken die Prager der polnischen Kaffeeexpertin Malgorzata Ebel. Sie hatte in den letzten Jahren einige Cafés in Prag eröffnet. Vor kurzem hat sie zudem in der Cihelná Straße auf der Prager Kleinseite ein Museum eingerichtet, das dem Kaffee gewidmet ist. Ein türkisches Kaffeeservice aus Messing, Porzellanbehälter für Kaffee, aber auch eine spezielle Dosierungseinrichtung für den wertvollen Zibettkatzenkaffee: Im Museum findet man alle möglichen Gegenstände, die mit Kaffee und seiner Zubereitung zusammenhängen. Wie Frau Ebel bei der Führung sagt, es kommt darauf an, was den Besucher anspricht:

„Beispielsweise die alten Röstmaschinen sind wunderschön. Die sieht man heute kaum mehr. Es gibt hier zudem eine ganze Sammlung von historischen Kaffeemühlen. Im Nebenraum kann man verschiedene Legenden über den Kaffee lesen. Die Besucher können sich zudem mit dem Weg des Kaffees zum Verbraucher bekannt machen. Es wird hier dargestellt, was alles mit dem Kaffee passiert – von der Bohne auf einer Plantage bis zur Tasse Kaffee, die man in einem Café trinken kann.“

Unter dem speziellen Kaffeegeschirr gibt es auch ein Kaffeeservice für Kinder. Ist es üblich, dass auch Kinder Kaffee trinken?

„Dies hängt natürlich von den Eltern ab. Das Service ist eher eine Kuriosität und ein Prunkexponat des Museums. Ich rechne damit, dass ich die Ausstellung mit der Zeit durch weitere Gegenstände ergänzen werde. Da das Museum nicht gerade groß ist, werde ich künftig einige Exponate vorübergehend in den Abstellraum bringen und sie durch Neuzugänge meiner Sammlung ersetzen. Ich stelle mir vor, dass die Besucher vielleicht noch ganz interessante Gegenstände zu Hause liegen haben und dass sie diese Sachen meinem Museum anbieten werden. Darüber würde ich mich wirklich freuen.“

Ist dieses Museum eine Rarität oder gibt es ähnlich spezialisierte Museen auch in anderen Ländern?

„Ja schon. Ein genauso kleines Museum wie hier in Prag kann man in Amsterdam besuchen. In Wien gibt es ein Museum, das sich neben dem Kaffee auch mit dem Tee befasst. In London ist es genauso. Kaffeemuseen findet man in Amerika, in Indonesien, spezialisierte Museen gibt es anderswo auch.“

Malgorzata Ebel begann vor zehn Jahren mit Kaffee zu handeln. Auf die Idee, ein Museum zu errichten, ist sie erst später gekommen.

„Mit den Plänen für ein Museum begann ich mich vor drei Jahren zu befassen, als ich schon sehr viele verschiedene Exponate zusammengetragen hatte. Einiges habe ich von meinen Reisen mitgebracht, aber einiges habe ich hier in Tschechien gekauft und bekommen. Ich hatte keinen Platz mehr für diese Gegenstände, und da es in Tschechien kein Kaffeemuseum gab, habe ich mich entschieden, das, was ich gesammelt habe, der Öffentlichkeit zu zeigen. Ein Jahr lang habe ich die Museumsausstellung vorbereitet.“

Frau Ebel sagt, als sie den Kaffeehandel gestartet habe, habe sie versucht möglichst viel Wissen über Kaffee anzuhäufen. Es gebe große Unterschiede zwischen den verschiedenen Kaffeesorten, die in Tschechien zu bekommen seien, erklärt die Expertin. Sie sei damals vor zehn Jahren die Erste gewesen, die wirklich guten Kaffee nach Tschechien gebracht habe:

"Die Konkurrenz war hier nicht allzu groß, denn damals hat kaum jemand einen guten Kaffee angeboten. Während der letzten zehn Jahre hat sich die Situation bedeutend geändert. Die Konkurrenz ist in diesem Bereich heutzutage groß.“

Häufig bekommt man aber immer noch einen mittelmäßigen Kaffee in den tschechischen Restaurants. Malgorzata Ebel zufolge darf man aber nicht verallgemeinern, wenn es um die Kaffeequalität geht.

„Ich würde sagen, dass Prag schon sehr gut dran ist. Hier kann man einen hervorragenden Kaffee trinken. Außerhalb von Prag haben noch nicht alle entdeckt, dass zu einem Kaffeehaus ein richtig gebrühter Kaffee gehört. Die Restaurantbetreiber sollten sich darüber Gedanken machen. Denn fast jeder Gast bestellt nach dem Essen einen Kaffee, und dieser stellt dann so zu sagen den Schlusspunkt dar, der wohl schmecken muss. Die Kaffeekultur erlebt aber in Tschechien einen Aufschwung. Ich meine, dass die Leute imstande sind, zu vergleichen. Die Situation wird sich bestimmt unter dem Druck der Öffentlichkeit positiv ändern. Das kann aber vielleicht noch eine gewisse Zeit lang dauern.“

Kaffeemuseum  (Foto: ČTK)
Die Besucher des Museums können in der dortigen Kaffeebar natürlich auch Kaffee probieren. Im Museum werden 32 Kaffeesorten ausgestellt. Wird hier eine spezielle Kaffeemischung zum Verkosten angeboten?

„Bei uns wird Kaffee grundsätzlich aus einer Mischung gekocht. Diese Mischung besteht aus drei Kaffeesorten – einer lateinamerikanischen und zwei afrikanischen Sorten. Wir denken aber daran, im Museum künftig auch Kaffee aus einzelnen Plantagen zu verkaufen.“

Und was schmeckt der Kaffeeexpertin? Frau Ebel sagt, sie könne sich nicht nur auf eine Lieblingskaffeesorte festlegen. Sie finde immer wieder einen neuen Kaffee, der ihr schmecke. Worin besteht das Einzigartige einer bestimmten Kaffeesorte?

„Im Aroma. Das erkennt auch ein Kind. Man braucht kein großer Kaffeetrinker zu sein, um das Aroma zu schätzen. Denn das Aroma ist das Genialste am Kaffee. Ich würde aber sagen, dass es einen Unterschied zwischen dem Aroma und dem Geschmack gibt. Der Organismus des Menschen gewöhnt sich an das Koffein und verlangt es. Wenn es das Koffein im Kaffee nicht gäbe, würden die Leute nur am Kaffee riechen.“

Gleich, ob Sie am Kaffee nur riechen oder ihn auch kosten wollen: für beides können Sie das neu eröffnete Kaffeemuseum besuchen. Es befindet sich in der Cihelná 2b nicht weit von der Karlsbrücke entfernt.