Das neue Wörterbuch

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Sprachlexika gibt es heutzutage für alles Mögliche. Fast in jedem Idiom wurden Nachschlagewerke aufgelegt, die beispielsweise juristische Begriffe erklären oder medizinische. Selbst jenem kann - rein lexikalisch - geholfen werden, der innerhalb einer Sprache nur Bahnhof versteht – etwa beim Schweizerdeutschen und dem Hochdeutschen. Ich habe gleich mehrere Wörterbücher für das Tschechische. Das größte deutsch-tschechische Lexikon, das ich hier nicht beim Namen nennen will, ist bereits ganz schön zerfleddert. 1986 ist es erschienen und es war schon viele Jahre überfällig, ein Neues anzuschaffen.

2006 kam die Neuauflage dieses umfangreichsten deutsch-tschechischen Wörterbuchs heraus, seit kurzem habe ich sie auch bei mir stehen. Der Einband hat nun Farbe erhalten, das sozialistische Einheitsgrau des Vorgängers ist verschwunden. Man mag das Buch gerne in die Hand nehmen. Doch Probieren geht über Studieren, auch ein Sprachlexikon beweist sich erst im täglichen Gebrauch. Die erste Probe, das Wort „sekáč“. Ich finde mehrere Übersetzungen von „Schnitter“ bis „Haudegen“. Doch dass es umgangssprachlich auch Secondhand-Laden heißen kann, kann ich nicht finden. Okay, denke ich mir, das ist vielleicht einfach zu speziell!

„SMS“, das müsste angesichts der Kurznachrichten-Schreibmanie in Tschechien drin stehen, zumal mein Französisch-Wörterbuch von 2003 es auch hat. Doch Pustekuchen! Nun gut, vielleicht lag der Redaktionsschluss des Tschechisch-Lexikons in den 90er Jahren, da dienten Handys ja vor allem noch zum Telefonieren.

„Samtene Revolution“, das muss aber wirklich zu finden sein. Ich schlage nach, erst bei „samten“, tschechisch „sametová“ – erneut Fehlanzeige. Jetzt werde ich hektisch, 20 Jahre nach dem politischen Umbruch in der damaligen Tschechoslowakei. „Revolution“, tschechisch „Revoluce“, da muss doch was stehen. Und da steht auch was, aber oh weh: „Velká řijnová socialistická revoluce“ – die Große Sozialistische Oktoberrevolution.

Bitte, bitte, liebes Lexikon, denke ich mir, lass mich nicht hängen und beweis mir, dass es sich mit dir nicht wie mit dem Kaiser und seinen neuen Kleidern verhält. Zeig mir, dass ich dich zu Recht in meinem Regal stehen habe. Und dann schlag ich nach unter dem Buchstaben „Č“. Und mich überkommt wohlige Entspannung: Česká Republika, die Tschechische Republik, wenigstens sie existiert auch in diesem Lexikon.