Das tschechische Museum für Musik - Gespräch mit der Direktorin Marketa Hallova (III.)

In der Gebäude des Museums für Musik

In den vergangenen Ausgaben des musikalischen Spaziergangs durch Prag haben wir mit der Direktorin des Tschechischen Museums für Musik, Marketa Hallova, bereits das noch nicht geöffnete Gebäude des Museums in der Karmelitska-Straße auf der Prager Kleinseite besucht. Dabei stellten wir Ihnen u.a. einige der wertvollen Musikinstrumente vor, die sich in den Sammlungen des Museums befanden.

In den vergangenen Ausgaben des musikalischen Spaziergangs durch Prag haben wir mit der Direktorin des Tschechischen Museums für Musik, Marketa Hallova, bereits das noch nicht geöffnete Gebäude des Museums in der Karmelitska-Straße auf der Prager Kleinseite besucht. Dabei stellten wir Ihnen u.a. einige der wertvollen Musikinstrumente vor, die sich in den Sammlungen des Museums befanden. Erinnert sei beispielsweise an das Schicksal des letzten Produktes der Firma Steinweg, bevor diese in die USA übersiedelte und ihren Namen in Steinway umänderte. Dieses historische Musikinstrument, das im Depot in Terezín/ Theresienstadt aufbewahrt wurde, wurde leider während der Hochwasserkatastrophe im vergangenen Sommer stark beschädigt. Die Mitarbeiter des Museums bemühen sich jedoch trotzdem, das wertvolle Instrument noch zu restaurieren. In den Sammlungen des Museums gibt es jedoch mehrere Gegenstände, die eine bewegte Geschichte haben. Marketa Hallova dazu:

"Es sind sehr interessante Geschichten, die mit den Instrumenten verbunden sind. Es wurden inzwischen auch Bücher über das Schicksal bestimmter wertvoller Musikinstrumente herausgegeben. Ich meine, dass wir künftig in unserem Museum auch eine Begleitveranstaltung über die Geschichte einiger Musikinstrumente organisieren könnten. Denn manchmal sind es richtige Krimis."

Die Sammlungen des Museums wurden vor allem durch Geschenke erweitert.

"Manchmal bekommen wir Musikinstrumente von Menschen geschenkt, die wissen, dass niemand in der Familie dazu eine Beziehung hat. Es passiert, dass das Museum etwas erbt. Z. B. schenkte der namhafte Musikforscher Jarmil Burghauser dem Dvorák-Museum einen Teil seines Nachlasses. In den letzten Jahren kauf das Museum manchmal auch den einen oder anderen Nachlass auf. Auf diese Weise erwarb das Museum den Nachlass des tschechischen Komponisten Josef Bohuslav Foerster. Das war der letzte der größeren Nachlässe namhafter tschechischer Musiker, die im Museum noch fehlten. Es gibt hier den Nachlass von Josef Suk, von Vitezslav Novak und begreiflicherweise aus der vergangenen Zeit auch Smetanas Nachlass im Smetana-Museum und den Nachlass von Antonín Dvorák in dessen Museum. Wir haben hier auch Gegenstände aus dem Nachlass von Oskar Nedbal. Der Nachlass von Leos Janacek befindet sich vor allem in den mährischen Museen."

In den Sammlungen des Museums befinden sich nun Kompositionen von Josef Bohuslav Foerster. Außerdem wird hier auch die Korrespondenz des Komponisten aufbewahrt, der mit Menschen aus der ganzen Welt in Briefkontakt stand. Man findet hier Foersters Korrespondenz mit Gustav Mahler, der Foerster sehr schätzte:

"Als sie etwas mehr befreundet waren, legte Mahler jede seiner Kompositionen Foerster zur Beurteilung vor, noch bevor das Stück aufgeführt wurde. Und Foersters Meinung nahm Mahler sehr ernst. Ich würde sagen, dass wir Josef Bohuslav Foerster als Persönlichkeit noch viel schuldig sind. Er wurde nie richtig wert geschätzt. Foerster war dabei noch ein wirklicher Renaissancemensch, der hoch gebildet war. Er war ein hervorragender Musikkritiker und guter Komponist, aber auch ein sehr guter Maler. Vor einigen Jahren fand eine Ausstellung seiner Werke im Prager Musiktheater statt. Wir haben in unseren Sammlungen an die 670 Bilder von Foerster. Er fotografierte während seiner Reisen nicht, sondern zeichnete Bilder."

Foersters erste Frau Berta Lauterer war eine namhafte Sängerin, und mit ihr reiste er sehr viel. Er passte seinen Lebensstil seiner Gattin an. Er war aber zugleich imstande, sich an das Milieu - sei es in Wien oder in Hamburg - zu gewöhnen. Von der kulturinteressierten Öffentlichkeit wurde er überall anerkannt. Marketa Hallova zufolge sind die Dokumente, die auch Foersters ganze Familie betreffen, sehr interessant.

"Wir wissen, dass schon Foersters Vater Josef ein Komponist und Lehrer am Prager Konservatorium war. Vorher unterrichtete er an der Organistenschule und war Lehrer von Antonin Dvorak. Josef Foersters Bruder beteiligte sich entscheidend an der Musikentwicklung in Slowenien und wird dort sehr geschätzt. Viele Mitglieder der Familie Foerster waren interessante Persönlichkeiten. Aus diesem Grund möchten wir eine Ausstellung eben über Josef Bohuslav Foerster vorbereiten."

Wie bereits erwähnt, ist Josef Bohuslav Foerster (1859-1951) viel gereist. Im Jahre 1893 folgte er seiner Frau nach Hamburg. Als sie danach an der Wiener Hofoper engagiert wurde, kam Foerster auch nach Wien, wo er am Konservatorium unterrichtete. Es ist zu erwähnen, dass unter seinen Studenten u.a. der später berühmte Dirigent György Széll war. Seit 1910 schrieb Foerster für das einflussreiche Tagesblatt "Die Zeit". Nach dem Ersten Weltkrieg zog er nach Prag um. Er wurde zum Professor am Prager Konservatorium ernannt. In den Jahren 1931-39 war er Präsident der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Wegen seiner vielseitigen Begabung und seinem Einfluss bei Auseinandersetzungen im Kulturbereich wurde der tief gläubige Komponist damals allgemein geachtet. Neben seinen zahlreichen sinfonischen Werken ist Foerster in Tschechien heute vor allem dank er berühmtesten seiner sechs Opern bekannt geworden - der Oper "Eva".

Neben einer Ausstellung über Josef Bohuslav Foerster möchte Marketa Hallova im künftigen Museum für Musik auch eine Ausstellung über Hugo Boettinger organisieren, der ein berühmter Musik- und Kunstkritiker in der Zeit der Ersten Republik war. Eine Monographie über Hugo Boettinger wird zur Zeit von einer Mitarbeiterin des Museums zusammengestellt. Boettinger war - wie die Museumsdirektorin betonte - ein Gegner des berüchtigten kommunistischen "Musikexperten" Zdenek Nejedly. Eine Ausstellung aus dem Werk von Hugo Boettinger möchte die Direktorin in Zusammenarbeit mit der Prager Nationalgalerie vorbereiten.

"Es wird hier nicht nur eine umfangreiche ständige Ausstellung geben, die alle Musikliebhaber anziehen soll, sondern wir möchten in einzelnen kleineren Ausstellungen auch das zeigen, was bisher in unseren Depots aufbewahrt wird und der Öffentlichkeit noch nicht gezeigt wurde. Ich meine, dass wir da noch mehrere Ausstellungssäle haben könnten, denn wir haben noch viel Material in unseren Sammlungen, das wir ausstellen möchten."

Die ehemalige Kirche, deren Gebäude dem Museum zur Verfügung steht, war seit dem Mittelalter Bestandteil eines Klosters. Dies ist heute kaum mehr zu erkennen, weil das Klosterareal später in eine Fabrik verwandelt wurde. Es wurde dort eine Druckerei untergebracht. Heute soll das Areal in eine Pension umgebaut werden. Marketa Hallova hofft, dass auch die Umgebung des Museums entsprechend renoviert wird. Gleich am Eingang ins Museum wird es noch zwei Räume geben:

"In dem Gang wird ein Cafe eingerichtet. Wir möchten da gern ein thematisches Cafe haben und verhandeln deswegen mit einigen Herstellern von Musikinstrumenten, um den Raum entsprechend ausstatten zu können. Es ist wichtig, dass der Besucher schon beim Eintritt den Eindruck gewinnt, dass er sich in Räumlichkeiten befindet, in denen die Musik dominiert. Neben dem Cafe soll ein Laden eröffnet werden, wo Noten, Musikaufnahmen und verschiedene Souvenirs mit musikalischer Thematik - darunter auch Kopien einiger unserer Exponate - verkauft werden. Ich hoffe, dass ich Ihnen das nächste Mal noch mehr sagen kann, dass dann alles schon geöffnet sein wird."