In der Corona-Blase: Tschechische Fußballer vor zweitem EM-Spiel

Training der tschechischen Nationalmannschaft

Die tschechischen Fußballnationalspieler fliegen am Donnerstag nach Glasgow zu ihrem zweiten EM-Vorrundenspiel. Am frühen Freitagabend treffen sie dann auf Vize-Weltmeister Kroatien. Dabei sind die Kroaten nach der Auftaktniederlage gegen England unter Zugzwang, während Tschechien bereits den Achtelfinaleinzug perfekt machen könnte. Im Folgenden mehr zu den Vorbereitungen der tschechischen Fußballer und zu ihrem Leben in der Corona-Blase in Prag.

Training der tschechischen Nationalmannschaft  | Foto: Ondřej Deml,  ČTK

Ihre EM-Basis haben die tschechischen Fußballer in Prag. Ursprünglich wollten sie in Edinburgh ihr Quartier aufschlagen, aber die strikten schottischen Quarantäne-Bestimmungen ließen dies nicht zu. Und so fliegt man eben zu jedem der drei Vorrunden-Spiele auf die britische Insel. Vom Trainingsgelände auf dem Prager Strahov-Hügel könnten einige der Nationalspieler problemlos zu ihren Familien fahren. Doch das dürfen sie nicht. Denn bei der diesjährigen EM sind sie in der sogenannten Corona-Blase.

„Die Uefa fordert in ihrem Protokoll, dass die Blase dicht ist. Wir haben uns deswegen entschieden, die Regeln strikt einzuhalten und in einigen Fällen sogar noch zu verschärfen. So wollen wir jegliche Corona-Probleme vermeiden“, sagt der Sprecher der tschechischen Nationalmannschaft, Petr Šedivý.

Ondřej Čelůstka  (links) | Foto: Stu Forster,  ČTK/AP Photo

Bei den vorangegangenen Europameisterschaften konnten die Spieler regelmäßig auch Zeit mit ihren Angehörigen verbringen. Und nicht selten genossen sie diese Abwechslung. Bei diesem Turnier ist der Kontakt aber aufs Handy beschränkt. Verteidiger Ondřej Čelůstka von Sparta Prag, der ein Jahr lang auch beim 1. FC Nürnberg spielte, hat sich mit der Situation abgefunden:

„Es ist nicht leicht, aber so wurde es halt geregelt. Die ganzen Bedingungen bei der EM haben wir uns sicher alle etwas anders vorgestellt, doch wir müssen dies eben aushalten. Derzeit geht es nur um den Fußball, und wir wollen gute Ergebnisse für das Nationalteam erzielen.“

Tomáš Pekhart | Foto: Sławek,  Flickr,  CC BY-SA 2.0

Nicht einmal die sonst so beliebten Ausflüge auf den Golfplatz oder einfach nur Spaziergänge sind bei der tschechischen Nationalmannschaft erlaubt. Die Spieler verbringen die Zeit abseits des Trainingsplatzes auf ihren Hotelzimmern.

„Viele von uns spielen Playstation oder ‚Mensch ärgere dich nicht‘ auf dem iPad. Zudem müssen wir bestimmte Aufgaben erledigen. Es geht darum, irgendwie die Zeit zu verkürzen. Aber es ist nicht leicht, nur auf dem Zimmer herumzuhängen“, findet Stürmer Tomáš Pekhart von Legia Warschau (ehemals auch 1. FC Nürnberg und FC Ingolstadt).

Der hochgewachsene Angreifer hat es dabei vielleicht noch etwas schwerer, denn er gehört nicht zur Stammelf. Er ist eher als Backup gedacht für Patrik Schick, der beim 2:0-Sieg gegen Schottland im Auftaktspiel als Doppeltorschütze geglänzt hat. Schicks zweiter Treffer, ein langer Ball aus rund 50 Metern über den schottischen Torhüter Marshall hinweg, ging um die Welt und ist weiterhin das schönste Tor der EM. Aber dies war kein Zufall, wie der Stürmer aus Leverkusen am Tag nach der Begegnung versicherte:

Patrik Schick | Foto: Petr David Josek,  ČTK/AP Photo

„In der ersten Halbzeit habe ich beobachtet, wo der schottische Torhüter steht. Immer wieder war er weit vom Tor entfernt. Da dachte ich mir, dass ich vielleicht in solch einem Moment einen Schuss probieren könnte. Und dieser Moment kam. Den Treffer habe ich mir jetzt noch einmal angeschaut. Ich finde, den Ball habe ich wirklich schön getroffen.“

Mittlerweile gehen die Blicke aber zum zweiten Gegner in der EM-Vorrunde – zu den Kroaten. Viel Zeit, sich auf das Team um Superstar Luka Modrić einzustellen, haben die tschechischen Fußballer nicht. Während Kroatien nach der Auftaktniederlage gegen England unter Zugzwang ist, würde Tschechien wohl bereits mit einem Unentschieden ins Achtelfinale einziehen. Doch darauf dürfe man nicht spekulieren, sagte Assistenztrainer Jiří Chytrý bei einer Pressekonferenz am Mittwoch:

„Die Kroaten erwarten garantiert nach ihrer Niederlage, aus dieser zweiten Begegnung alle drei Punkte mitzunehmen. Aber wir haben dasselbe Ziel. Wir werden sicher nicht auf Unentschieden spielen. Das geht auch gar nicht.“

Foto: Robert Perry,  ČTK/AP Photo

Nur ein einziges Training muss als taktische Vorbereitung auf Kroatien reichen. Ansonsten versuche der Trainerstab vor allem, die Stärken des Teams noch zu fördern und auf einige Fehler aus dem ersten Spiel gegen Schottland hinzuweisen, so Chytrý. Die Begegnung in Glasgow wird am Freitag um 18 Uhr angepfiffen.

Autoren: Till Janzer , Lukáš Michalík , Petr Kadeřábek
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