Der Herbst steht im Zeichen der Fotografie
Im Zeichen der Fotografie steht das Programm des Tschechischen Zentrums München in diesem Herbst. Gleich mehrere Foto-Ausstellungen werden dort bald gezeigt. Außerdem wird es anlässlich des 75. Geburtstags des ehemaligen tschechischen Präsidenten Václav Havel einen Filmabend geben. Mehr erfahren Sie aus dem folgenden Gespräch mit der Leiterin des Tschechischen Zentrums in München, Frau Zuzana Jürgens.
„Ja, das war etwas, was mir persönlich sehr viel Freude gemacht hat. Das waren zwei Poesie-Lesungen. Zum einen eine internationale Lesung: Fünf Dichter aus der Schweiz, Italien, Deutschland, Polen und Tschechien nahmen daran teil. Für die tschechische Seite hat Petr Halmay aus seinem Gedichtband Schlusslichter gelesen, der vor zwei Jahren auf Deutsch erschienen ist. Und ein Abend galt der Reihe tschechischer spiritueller Poesie im Lyrik-Kabinett, das waren Gedichte von Jan Zahradníček, Jan Skácel und Petr Hruška, der auch selbst da war.“
Hat man in deutscher Übersetzung gelesen?„Diese Lesungen sind immer zweisprachig, natürlich deutsch, aber auch tschechisch.“
Was planen Sie für die nächsten Tage?
„Das, was Anfang Oktober bevorsteht, ist der 75. Geburtstag von Václav Havel. Wir haben ein kleines Filmprogramm zu diesem Anlass vorbereitet. Wir bringen zwei Filme, einmal eine Dokumentation von Jan Novák mit dem Titel Václav Havel přikuluje (Václav Havel rollt Bierfässer). Die Dokumentation geht in die Zeit zurück, als Havel in den 80er Jahren in einer Bierbrauerei gearbeitet hatte. Und der andere Film ist sein erster Spielfilm aus dem vergangenen Jahr, Odcházení (Der Abgang). Dieser Film wird, glaube ich, überhaupt zum ersten Mal in Deutschland gezeigt.“
Das ist also Ihr Glückwunsch zum 75. Geburtstag des ehemaligen Präsidenten Václav Havel, der in Deutschland sehr bekannt ist. Man kann erwarten, dass diese Veranstaltung großes Interesse weckt…„Das denke ich. Die Filme über Václav Havel, wie Občan Havel (Der Bürger Havel), hatten in Deutschland einen großen Erfolg, sie sind sehr beliebt. Václav Havel gehört auf jeden Fall zu den Persönlichkeiten aus dem tschechischen öffentlichen Leben, die in Deutschland berühmt und auch beliebt sind. Wir haben aber natürlich auch ein weiteres Programm. Dieser Herbst steht gewissermaßen im Zeichen der Fotografie. Unser Programm beginnt mit einer Ausstellung von Jiří Jiroutek, einem Fotografen aus Liberec / Reichenberg, der tschechische Künstler fotografiert. Unter anderem auch Václav Havel, sein Foto wird in der Ausstellung dabei sein. Und neben den Porträts werden auch die Werke der jeweiligen Künstler dabei sein. Die Ausstellung ist bei uns im Tschechischen Zentrum zu sehen. Eine zweite Foto-Ausstellung findet ab 20. Oktober im Sudetendeutschen Haus statt, sie heißt Porträts aus Böhmen und Mähren. Die Fotografin Petra Flath hat über fünfzig Personen fotografiert, alle bereits über siebzig Jahre alt, die sich in dem deutsch-tschechischen Bereich verdient gemacht haben. Es sind nicht nur Personen aus dem öffentlichen Leben, manche sind mehr bekannt, manche weniger. Es ist eine schöne Zusammenstellung, Alena Wagnerová ist dabei…“
Also die Übersetzerin und Vermittlerin zwischen der tschechischen und der deutschen Literatur…
„Genau, sie lebt in Saarbrücken und in Prag und widmet sich vor allem der deutschen Literatur aus Prag. Aber nicht den berühmten Personen, sondern sie hat eine Monographie über Milena Jesenská verfasst, aber auch – das ist glaube ich ihr letztes Buch – ein Buch über sozialdemokratische Antifaschisten im Sudetengebiet geschrieben.“
Welche weiteren Persönlichkeiten sind auf den Fotos zu sehen?
„Zum Beispiel Oldřich Stránský ist dabei. Das ist ein Tscheche jüdischer Abstammung, der ein KZ überlebt hatte. Er hat sich trotz dieser Erfahrung sein Leben lang sehr aktiv für die deutsch-tschechischen Beziehungen eingesetzt. Er hat auch ein Buch veröffentlicht und wird im Rahmen der Ausstellung auch zu einer Lesung und Diskussion kommen.“Kann man auch weitere Gäste erwarten, zum Beispiel bei der Vernissage? Werden die porträtierten Persönlichkeiten auch persönlich kommen?
„Sie wurden natürlich eingeladen, ob alle auch kommen, weiß ich im Moment nicht. Nicht alle leben in München. Sie wohnen in Böhmen, in Mähren, in Westdeutschland. Die Fotografin war viel unterwegs. Das wird auch für uns eine kleine Überraschung sein.“
Sie sind mit Ihrem Programm nicht nur in München präsent. Eine bayerische Stadt, die enge Beziehungen zu Böhmen hat, ist Konstanz, wo der böhmische Kirchenreformator Jan Hus im Jahr 1415 starb. Auch dort haben Sie etwas vorbereitet…„Genau, danke für die Frage. Das ist in der Tat eine weitere fotografische Ausstellung, diesmal von Robert Vano. Es ist eine Auswahl aus der Ausstellung The Platinum Collection, die vor zwei Jahren in Prag zu sehen war. Das sind Stillleben, aber auch fotografische Porträts, entwickelt mit einer aufwändigen Technik. Herr Vano kommt persönlich zur Eröffnung nach Konstanz, was uns sehr freut. Auch weil er ursprünglich aus der Slowakei stammt, freut uns die Zusammenarbeit mit dem slowakischen Generalkonsulat in der Schweiz. Das ist vielleicht ein erstes Zeichen der Erweiterung unserer Tätigkeit in die Schweiz. Ich muss immer wieder sagen, dass es mich sehr freut, dass es gerade in Süddeutschland in vielen Städten Personen und Vereine gibt, die im deutsch-tschechischen Bereich sehr aktiv sind und uns bei den Veranstaltungen helfen beziehungsweise selbst auch Vorschläge machen. Diese kennen sich natürlich sehr gut aus. So ist es auch in Konstanz, dort ist eine deutsch-tschechische Vereinigung mit Veronika Müller an der Spitze, die die Ausstellung im Wesentlichen vor Ort organisiert hat.“
Man kann sich also auch auf weitere Veranstaltungen in anderen deutschen Städten freuen?
„Sicherlich. Stuttgart, Augsburg, Regensburg - das ist alles bis Ende des Jahres noch geplant.“