Der Siebzigjährige, der auf Ski an beide Pole lief

Zdeněk Chvoj (Foto: Archiv von Zdeněk Chvoj)

In diesem Alter kämpfen viele Menschen mit ihren Zipperlein: Doch mit über 70 Jahren lief Zdeněk Chvoj auf Ski sowohl zum Nord- als auch zum Südpol. Damit wurde er zum ältesten Menschen an beiden Enden der Welt. Gegenüber Radio Prag International hat der tschechische Abenteurer nun von seinen beiden Expeditionen erzählt.

Zdeněk Chvoj  (Foto: Archiv von Zdeněk Chvoj)
Zdeněk Chvoj auf dem Weg zum Nordpol  (Foto: Archiv von Zdeněk Chvoj)

Es sind so ziemlich die unwirtlichsten Gegenden überhaupt. Doch der mittlerweile 72-jährige Zdeněk Chvoj wollte sich nicht von seinem Alter hindern lassen. Der gelernte Physiker suchte noch einmal die Herausforderung, wie er im Interview schildert:

„Reisen war immer mein größtes Hobby. Ich ging dann auf die 70 zu und dachte: ‚Das geht wohl jetzt auch zu Ende aus gesundheitlichen Gründen‘. Deswegen wollte ich noch einmal etwas Besonderes machen. Ich habe nachgesonnen und bin darauf gekommen, dass ich gerne den Nordpol sehen wollte.“

Letztlich erwuchs daraus ein ganz spezielles Geburtstagsgeschenk zum Siebzigsten, gesteht Chvoj. Während er aber lange gebraucht habe, bis er sich den Gang zum Nordpol wirklich zutraute, sei ihm die Entscheidung zur Expedition ans südliche Ende der Welt leichter gefallen…

Schwierigkeiten in Eisbarrieren unweit des Nordpols  (Foto: Archiv von Zdeněk Chvoj)

„Als ich dann schon am Nordpol gewesen war, dachte ich mir, dass ich mir auch den Südpol anschauen könnte. Bei der ersten Expedition wusste ich einfach noch nicht, was das für mich bedeutet. Ich wollte nicht für die anderen zur Last werden, mir war nicht klar, ob ich das überhaupt durchhalte. Schließlich habe ich mir gesagt, dass ich das nur vor Ort feststellen kann.“

Schlittenziehen im eigenen Garten

Beide Expeditionen fordern enorme Fitness von den Teilnehmern. Zum Nordpol startete der Weg am 89. Breitengrad. Sieben Tage lang musste auch Zdeněk Chvoj einen 40 Kilogramm schweren Schlitten ziehen, bis sie am Ziel waren.

Südpol-Expedition  (Foto: Archiv von Zdeněk Chvoj)

Zur Südpol-Expedition nahm der rüstige Rentner noch seinen 36-jährigen Sohn mit. Diese fand im Januar dieses Jahres statt. Seine früheren Reisen haben ihn beispielsweise ins Himalaja geführt oder nach Afrika, China und Tahiti. Laut eigenen Angaben war er bereits in 79 Ländern der Erde. Doch auf keine dieser Fahrten musste er sich so akribisch vorbereiten wie auf jene ins ewige Eis:

„Ein Jahr lang habe ich dafür trainiert, und zwar vor allem meine Fitness. Daneben musste ich aber auch das Schlittenziehen proben. Das habe ich bei meinem Wochenendhaus gemacht. Ich habe dazu einen Schlitten übers Gras gezogen, und zwar nachts, damit die Nachbarn nicht dachten, dass ich jetzt verrückt geworden sei. Gerade dieses Training war aber wohl wichtig, da dabei besondere Muskelgruppen beansprucht werden. Mein Sohn, der auf den Philippinen arbeitet, konnte das Schlittenziehen nicht üben. Er hatte dann ziemliche Rückenschmerzen.“

Südpol-Expedition  (Foto: Archiv von Zdeněk Chvoj)
Zdeněk Chvoj auf dem Weg zum Südpol  (Foto: Archiv von Zdeněk Chvoj)

Zdeněk Chvoj sagt aber auch, dass er sein ganzes Leben lang in irgendeiner Weise Sport betrieben habe:

„Ich war eigentlich seit meiner Jugend immer schon fit, weil ich Schwimmwettkämpfe bestritten habe. Das hat sich auch gehalten. Neben dem Schwimmen mache ich Langlauf und fahre häufig Rad. Durch das frühere Schwimmtraining wusste ich auch, wie man Kondition aufbaut. Auf der anderen Seite durfte ich es aber bei der Vorbereitung auch nicht übertreiben, damit nicht etwa irgendetwas kaputtgeht.“

Letztlich dauerte die Gehstrecke zum Südpol acht Tage lang. Am 12. Januar dieses Jahres standen er und sein Sohn Martin dort unten.

Da Zdeněk Chvoj innerhalb kurzer Zeit in beiden Polarregionen war, kann er die jeweiligen Herausforderungen vergleichen.

Nordpol-Expedition  (Foto: Archiv von Zdeněk Chvoj)

„An den Nordpol gelangt man über den zugefrorenen Ozean. Allerdings haben die Eisberge Verwerfungen. Dann muss man die 40 Kilogramm schweren Schlitten da hinübertragen. Oder man muss offenes Wasser umgehen. Dazu kommt die Gefahr, dass das Eis einbrechen könnte, wenn es dünner ist“, so der Physiker aus Prag.

Zum Südpol gelangt man zwar auf einer Ebene. Die Strecke berge aber andere Schwierigkeiten, betont der vierfache Großvater:

„Sie liegt auf einer Höhe von über 3000 Metern über dem Meeresspiegel. Da aber ohnehin die Luft in diesen Breitengraden dünner ist, entspricht dies etwa 3500 Metern über dem Meeresspiegel. Das heißt, man muss sich erst einmal akklimatisieren. Außerdem pfeift am Südpol ständig der Wind. Das lässt die gefühlte Temperatur noch einmal sinken, die lag bei unter minus 40 Grad Celsius.“

Foto: Archiv von Zdeněk Chvoj

Am Nordpol sei das Quecksilber zwar tiefer gesunken, doch ohne den unangenehmen Wind, so Zdeněk Chvoj. Auf der anderen Seite bedeutet eine Expedition dorthin auch immer einen Kompromiss bei der Jahreszeit. Die Wahl sei auf den April gefallen:

„Der Grund ist, dass es dann dort nicht mehr dunkel ist. Auf der anderen Seite ist das der späteste Termin, denn ansonsten beginnt das Eis zu tauen und aufzubrechen. Dann wird es schwer, wieder aufs Festland zurückzukommen.“

Guinnessbuch der Rekorde

Nach der Rückkehr in die Heimat ließ Zdeněk Chvoj feststellen, ob er nicht vielleicht der älteste Tscheche an beiden Polen gewesen sei. Die zuständige Agentur „Dobrý den“ (Guten Tag) antwortete umgehend mit Ja. Dann begann die Corona-Krise, und der Abenteurer sagt:

Urkunde vom Guinnessbuch der Rekorde  (Foto: Archiv von Zdeněk Chvoj)

„Wie ich so zuhause saß, weil man nicht reisen konnte, dachte ich mir, dass ich es auch mal beim Guinnessbuch der Rekorde probiere. Da erfuhr ich dann, dass noch nie jemand so alt war und selbst an beide Pole gegangen ist. Es gibt ältere Menschen, die mit dem Flugzeug dort hingeflogen sind oder auch mit dem Eisbrecher zum Nordpol gebracht wurden. Aber nie zuvor ist jemand in meinem Alter auf Ski mit eigener Muskelkraft an beide Pole gelangt.“

Mittlerweile hat Zdeněk Chvoj das auch schriftlich: Vor einem Monat etwa bekam er eine Urkunde vom Guinnessbuch der Rekorde.