Deutsch-tschechisches Elbkinderland machte in Hamburg Station
Während der sozialistischen Ära verband die Elbe die DDR und die ČSSR. Gleichzeitig bildete der fast 1100 Kilometer lange Fluss teilweise die Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs verbindet die Elbe jene Menschen, die an diesem Fluss leben. Obwohl seit den 1990er Jahren nicht mehr 4 Mio. Tonnen Kohle pro Jahr per Schiff in das ostböhmische Kraftwerk Chvaletice gebracht werden, ist die Elbe immer noch ein wichtiger Fluss. Geplant ist, dass die Schiffe von Hamburg bis nach Pardubice fahren können. Rundfahrten bieten heute auch die Schiffe in den tschechischen Elbstädten an. Das Verbindende der Elbe zeigt auch das deutsch-tschechische Projekt Elbkinderland, das am letzten Wochenende in Hamburg und Umgebung einen Stopp eingelegt hat.
Und was hat Rolf Zuckowski schon dank der Zusammenarbeit mit den deutsch-tschechischen Gruppen kennen gelernt und was für Erfahrungen hat er schon gesammelt?
„Dass man Vertrauen haben darf. Dass man nicht immer denken darf, was man will. Aber das Vertrauen ist wertvoll. Man muss vorsichtig sein. Pure Lebensfreude. Mal für eine Viertelstunde Mittelpunkt der Welt sein. Und drum herum ist Vieles nicht in Ordnung aber auf dieser Bühne sehe ich in den Kindern viel Kraft und viel Zukunft, auf die man sich freuen kann.“Obwohl die deutschen Kinder kein Tschechisch und die Tschechischen nur sehr selten Deutsch sprechen, sind die unterschiedlichen Sprachen kein großes Problem, meint Zuckowski:
„Ich habe versucht ein bisschen Tschechisch zu lernen, aber es ist nicht leicht. Die Kinder aber sind in der Zeichensprache sehr stark. Wenn sie von Folkloregruppen sind, dann ist man gewöhnt mit Körpersprache zu arbeiten. Und es gibt immer Kinder die Deutsch oder Englisch sprechen. Und die Sachen gingen alle gut.“
Vor zehn Jahren, im August 2000 fand die große Elbtour gegen den Strom statt. Rolf Zuckowski und die deutschen und tschechischen Kinder sangen und tanzten in Städten an der Elbe. Die Tour endete im mittelböhmischen Mělník, in der Stadt am Zusammenfluss von Moldau und Elbe. Jedes Jahr kommen neue Gruppen dazu. In diesem Jahr war auch die Gruppe „Radost“ aus Pardubice mit dabei. Leiterin der Gruppe ist Jitka Vítková.„Rolf Zuckowski sprach mich an. Er bot uns die Teilnahme am Gesangs- und Tanzprojekt Elbkinderland an. Er hat mir seine Idee vorgestellt, sie gefiel mir und ich sagte mir, dass es für die Kinder eine schöne Erfahrung sein könnte.“
Die Folkloregruppe Radost – der Name bedeutet auf deutsch Freude - gibt es schon seit 32 Jahren. Die kleinen Tänzerinnen und Tänzer, die Sängerinnnen und Sänger sind fast immer unterwegs und müssen gut überlegen, an welcher Veranstaltung sie teilnehmen. Jitka Vítková.„Vor kurzem war ein Tanzpaar in Venezuela, dann waren wir in Polen, jetzt in Hamburg und in zwei Tagen fahren wir nach Mazedonien.“
Im nächsten Jahr nimmt die Gruppe an Festivals in der Türkei und in Singapore an. Dazu gibt es noch viele Auftritte in ganz Tschechien und zu Hause in Pardubice.
Stopp – noch mal von Anfang an, ein bisschen schneller, ein bisschen langsamer, lauter oder leiser. So hörte es sich am letzten Wochenende bei den Proben in Hitzacker und in Hamburg-Finkenwerder an, wo die Tschechen mit der Hamburger Gruppe Finkwarder Speedeel auftraten. Leiterin der Gruppe ist Cordula Kaiser. Ihr macht die Zusammenarbeit Spaß.„Ich finde es total spannend andere Kindergruppen anzugucken. Und gerade wenn man Gruppen aus dem Ausland sieht und sieht wie die Kinder zusammen tanzen, ich finde es total spannend für die Kinder so was zu erleben.“
Rolf Zuckowski und die Kinder präsentieren miteinander sogar ein deutsch-tschechisches Lied. „Kleine Europäer“ heißt es.Die Elbtour 2010 startete am 14. Mai im nordböhmischen Litoměřice an. Weitere Konzerte gab es in Mělník und im mittelböhmischen Kurort Poděbrady. Dann kamen die deutschen Städte an der Unteren Elbe, Brunsbüttel, Hetlingen, Hamburg und Hitzacker an die Reihe. Und wie geht es weiter? Rolf Zuckowski:
„Wir machen die nächste Tournee im August in Meißen, Dresden, Torgau und Magdeburg.“
Und im nächsten Jahr? Hast du schon eine Vorstellung?„Keine Tournee, aber ich hoffe einzelne Konzerte. Ich hoffe, dass die Gruppen sich gegenseitig einladen. Es gibt schöne Festivals auch bei euch in Pardubice oder Mělník. Vielleicht kommen die Chöre auch ohne meine Hilfe zusammen und dann planen wir etwas Größeres.“
Die Gruppen laden sich sogar schon jetzt gegenseitig ein. „Radost“ aus Pardubice will Freunde aus dem Verein Finkwarder Speeldeel im nächsten Jahr zu Hause begrüßen. Vielleicht kommen noch Gruppen aus den Städten an der Oberen Elbe dazu. Sie könnte dann ähnlich wie die Pardubicer deutsche Tänze lernen und den deutschen Freunden tschechische Tänzer beibringen.
Die Pardubicer Gruppe Radost hat ihre Proberäume im Stadtteil Polabiny. Der Name weist darauf hin, dass dieses Stadtgebiet an der Elbe liegt. Viele der Kinder müssen über die Elbbrücke fahren, wenn sie zu den Proben kommen. Ähnlich wie ihre Freunde in Hamburg. Die Leiterin des Vereins Finkwarder Speeldeel Cordula Kaiser.„Wir sind fast alle auf der Elbe aufgewachsen. Viele von uns in Finkenwerder arbeiten in Hamburg und fahren täglich mit einem Schiff und sind mit der Elbe eng verbunden.“
Bei manchen Konzerten der Elbtour tritt auch die tschechische Sängerin und Schauspielerin Magda Reifová auf. Sie singt mit Rolf Zuckowski und den tschechischen und deutschen Kindern das Lied „Kleine Europäer“ – „Malí Evropani“, das zu einem Titellied der Tour geworden ist.