Die ganze Welt blickt nach Prag: Obama und Medwedew unterzeichnen neuen Atomwaffenvertrag
Die Welt schaut auf Prag. Auf der Prager Burg sollte ein wegweisender Abrüstungsvertrag unterzeichnet werden, ein Folgeabkommen zum Start-1-Vertrag zur Begrenzung strategischer Atomwaffen. Die beiden mächtigsten Männer der Welt, US-Präsident Obama und der russische Präsident Medwedew, verpflichten ihre Länder damit ihre Atomwaffenarsenale in den kommenden sieben Jahren deutlich zu reduzieren. Patrick Gschwend im Gespräch mit Radio-Prag-Redakteur Daniel Kortschak, der live von der Prager Burg berichtet hat.
Daniel, verlief alles nach Plan? Ist der Vertrag unter Dach und Fach?
„Ja, es ist nach Plan verlaufen. Sieht man von einer etwa halbstündigen Verspätung ab. Aber das ist bei solchen Veranstaltungen ja eher die Regel denn die Ausnahme. Anlässlich dieser Vertragsunterzeichnung haben Dmitri Medwedew und Barack Obama ihre gute Zusammenarbeit und ihre Freundschaft bekräftigt. Beide haben gesagt, dass es nicht einfach war, diesen Vertrag unter Dach und Fach zu bringen, vor allem Medwedew hat da sehr deutlich darauf hingewiesen. Barack Obama hat daran erinnert, dass er gerade hier, vor der Prager Burg vor ziemlich genau einem Jahr seine Vision von einer atomwaffenfreien Welt präsentiert hat und es ihm nun eine besondere Ehre sei, eben hier in Prag den ersten Schritt dazu zu setzen. Beide – Obama und Medwedew – haben auch betont, dass dieser Vertrag nur ein erster Schritt ist. Denn es bleiben immerhin noch jede Menge Atomsprengköpfe in den Händen der USA und Russlands. Und natürlich auch, und das ist ein wichtiger Punkt, den die beiden Präsidenten auch weiter beobachten wollen, in den Händen von vielen weiteren Staaten. Darunter auch der Iran, und gerade über den ist hier auch gesprochen worden.“
Herrscht Feierstimmung oder wurdest du nur Zeuge einer besseren Autogrammstunde der beiden mächtigsten Männer der Welt?
„Na ja, Feierstimmung… Man hat schon den Eindruck, dass man hier bei einem Stück Weltgeschichte dabei war. Ich würde sagen, es herrschte eher gespannte Aufmerksamkeit und geschäftiges Treiben als wirkliche Feierstimmung. Aber natürlich, es war schon etwas besonderes, eine besondere Unterschrift und nicht eine bloße Autogrammstunde.“Es gibt vermutlich im Moment kaum einen sichereren Ort auf der Welt als Prag. Die tschechische Polizei begleitet das Gipfeltreffen mit strengsten Sicherheitsvorkehrungen. Vom Rundfunkgebäude aus sehen und hören wir die Hubschrauber, die schon seit dem Morgen ihre Kreise über der Stadt ziehen. Wie sieht es denn vor Ort auf der Prager Burg aus? Wie nah warst du dran an Obama und Medwedew?
„Die Sicherheitsmaßnahmen waren natürlich auch hier auf Schritt und Tritt zu spüren. Man begegnet auch permanent sehr angespannt wirkenden Herren mit Knopf im Ohr und mehr oder weniger sichtbarer Pistole unter dem Sakko. Aber, wie schon gesagt, es herrscht so etwas wie gespannte Ruhe. Die Prager Burg hat sich natürlich zu einer Festung verwandelt. Als ich zum Beispiel in die Burg hineingegangen bin, gab es nicht nur die normalen Gepäckkontrollen und den üblichen Metalldetektor wie am Flughafen, sondern ich wurde auch von Soldaten der tschechischen Armee auf radioaktive und chemische Kampfstoffe überprüft. Das ging zwar ganz diskret mit zwei Geräten, aber es machte deutlich, dass hier die höchstmögliche Sicherheitsstufe gilt. Ja, wie nah war ich daran an Obama und Medwedew? Die Hand geschüttelt habe ich den beiden nicht und ein Exklusivinterview kann ich leider auch nicht anbieten. Aber die beiden Herren saßen einige Meter vor mir, haben zunächst den Vertrag unterzeichnet und sich dann einigen Fragen der Presse gestellt. Also ich war schon ganz schön nah dran.“Wie geht es nun weiter? Was steht noch auf dem Programm von Obama und Medwedew? Es sind ja noch einige weitere Staats- und Regierungschefs nach Prag gekommen.
„Nach der Vertragsunterzeichnung haben sich Medwedew und Obama auf Einladung von Präsident Václav Klaus zu einem Mittagessen begeben. Da sind einige Hundert Persönlichkeiten aus Tschechien auch dabei, angefangen von der tschechischen Regierung, über die Parteichefs, die Parlamentspräsidenten und so weiter… Der alte und der neue Prager Erzbischof, Vlk und Duka sind auch gekommen. Für Medwedew geht dann sein Prag-Aufenthalt schon schön langsam zu Ende. Er fliegt am Nachmittag nach Moskau zurück. Obama bleibt aber noch. Er wird am Abend in der Residenz des amerikanischen Botschafters elf Staats- und Regierungschefs aus ost- und mitteleuropäischen Ländern treffen. Und dann gibt es noch ein bilaterales Treffen mit Präsident Václav Klaus. Und zwar am Freitagmorgen, bevor dann Präsident Barack Obama wieder die ‚Air Force One’ besteigt und nach Washington zurückfliegt.“