Die Millionenschulden des erfolglosen Präsidentschaftskandidaten Fischer
Er galt lange Zeit als aussichtsreichster Kandidat für das Amt des tschechischen Staatspräsidenten: der Statistikfachmann und ehemalige Premier Jan Fischer. Doch dann schied der 62-Jährige schon in der ersten Runde der Direktwahl aus. Vergangene Woche meldete die Tageszeitung Mladá fronta Dnes, Fischer habe durch die Wahlkampfkosten rund acht Millionen Kronen (320.000 Euro) Schulden angehäuft.
Auch bei den Plakaten mit seinem Konterfei ließ sich Fischer nicht lumpen: Auf den Postämtern war er genauso präsent wie in den tschechischen Multiplex-Kinos. Doch dann kam das unerwartete Aus in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl am 12. Januar. Die großen Sponsoren, die Jan Fischer zuvor unterstützt hatten, wandten sich plötzlich enttäuscht von ihm ab. Mitte vergangener Woche kam dann heraus, dass Fischers Konto für die Wahlkampagne fast leergeräumt ist, zugleich standen noch 320.000 Euro in Rechnung. Ein weiterer Schock für den erfolglosen Kandidaten:
„Vielleicht liegt der Fehler darin, dass ich einige Versprechen von Sponsoren als Gentleman´s Agreement angesehen habe. Ich habe mich darauf verlassen, doch die Versprechen wurden nicht erfüllt. Aber meinetwegen.“Doch so „meinetwegen“ scheint die Angelegenheit nicht zu sein. Zu Ende Januar hat Fischer sein Wahlkampfbüro geschlossen. Als es dann an die Auszahlung der Löhne für seine Mitarbeiter ging, musste er das Portemonnaie zücken: Umgerechnet 14.000 Euro zahlte er aus eigener Tasche, wie die Zeitung Mladá fronta Dnes berichtete. Aber auch für die restlichen Schulden haftet er dem Gesetz nach mit dem eigenen Vermögen. Zum Beispiel werden Ende Februar 144.000 Euro fällig für die Werbekampagne in den Postfilialen. Der Verkauf des Mobiliars aus Fischers Wahlkampfbüro wird diese Summe schwerlich decken. Deswegen ist der ausgebildete Wirtschaftsstatistiker in Verhandlungen getreten mit weiteren möglichen Sponsoren. Wie weit die Gespräche gediehen sind, lässt sich nur ahnen. Fischer plant jedenfalls, alle finanziellen Angelegenheiten bis Ende dieser Woche zu regeln – und danach mit seiner Frau in einen dreiwöchigen Urlaub aufzubrechen.
Am Montag sprach Jan Fischer mit dem designierten neuen Staatspräsidenten Miloš Zeman. Beim anschließenden Presse-Briefing kam auch das Thema Finanzen zur Sprache. Dort zeigte sich Fischer zuversichtlich:„Die Dinge sind auf einem guten Weg, ich werde problemlos in den Urlaub fahren können. Ich bin es gewohnt, immer alle meine Schulden zu begleichen. Das wird einen bestimmten Verlauf haben. Ich werde sicher in der Lage sein, meinen Verpflichtungen nachzukommen.“
Fischers gesamte Ausgaben im Wahlkampf lagen bei umgerechnet rund 880.000 Euro. Mehr gaben nur die beiden Kandidaten aus, die letztlich in die Stichwahl kamen - also Miloš Zeman und Karel Schwarzenberg. Besonders über Zemans Ausgaben wurde spekuliert, sie lagen wohl bei 1,2 Millionen Euro. Vratislav Mynář leitete dessen Wahlkampfteam und ist zugleich Vorsitzender der von Zeman gegründeten Partei SPOZ. Gegenüber dem Tschechischen Fernsehen sagte er:„Wir haben kein Harakiri begangen, wie dies wahrscheinlich im Team von Jan Fischer geschehen ist. Bei uns sind selbstverständlich alle Kosten gedeckt.“
Entscheidend wird der Abschlussbericht, den die Kandidaten über die Finanzierung ihrer Kampagne erstellen. Der Bericht muss spätestens 60 Tage nach der Wahl dem tschechischen Senat vorgelegt werden.