Dokumentarfilmer Ruttner: Gustav Mahlers Heimatregion habe ich im Blut

Gustav Mahler

Konzerte, Ausstellungen sowie Buchpräsentationen – das wird alles im Rahmen des Gustav-Mahler-Gedenkjahrs in Tschechien veranstaltet. In Mahlers Heimatregion auf der Böhmisch-mährischen Höhe steht das Kulturleben sogar völlig im Zeichen des bevorstehenden 150. Jubiläums des Komponisten. Dort wurde teilweise auch ein neuer tschechischer Dokumentarfilm über Mahler und sein Werk gedreht. Seine Premiere hatte der Film vor kurzem im Österreichischen Kulturforum in Prag.

Gustav Mahler | Foto: Public Domain
Der Film zeigt Mahlers gesamtes Leben: von seiner Geburt und den Schuljahren, über das Studium in Wien, bis zu seiner Tätigkeit als Dirigent und Komponist an verschiedenen Orten Europas. Zu Klängen von Mahlers Musik wird der Zuschauer an diese Orte geführt. Regisseur Petr Ruttner:

„Die Landschaft habe ich bereits gekannt, weil ich am Gymnasium in Ledeč nad Sázavou war. Dort wurde Mahlers Mutter geboren. Die ganze Böhmisch-Mährische Höhe kenne ich ganz gut, sodass es für mich kein Problem war, die einzelnen Orte für den Film zu finden. Den Charakter der Landschaft habe ich sozusagen im Blut, weil ich auch andere Dokumentarfilme über diese Region gedreht habe.“

Mahler wurde in eine jüdische Familie in Kaliště / Kalischt bei Jihlava / Iglau geboren. In dieser Region wurde er auch musikalisch geprägt: durch die dortige Kirchenmusik und, weil Iglau eine Garnisonsstadt war, auch durch die Musik der dortigen Militärkapellen. Dann studierte er am Konservatorium in Wien und war danach als Dirigent unter anderem in Laibach, Olmütz, Prag, Leipzig und Hamburg angestellt. Als er sich um den Posten des Direktors der Hofoper in Wien bewarb, konvertierte er zum katholischen Glauben. Mahlers Auseinandersetzung mit dem Glauben zwischen Judaismus und Katholizismus wird auch in Ruttners Film thematisiert. Der Regisseur weist die Meinung zurück, dass Mahlers Glaubenswechsel nur zweckgebunden war:

Mahlers Haus in Kaliště
„Hätte er sich damit nicht innerlich identifiziert, hätte er nicht den mitreißenden Schluss der zweiten Sinfonie, die Auferstehung, schreiben können.“

Ruttner fügt hinzu, er habe alle Fakten im Drehbuch mit Musikexperten konsultiert, vor allem mit der Gustav-Mahler-Gesellschaft. Deren Geschäftsführerin Jana Černá sagt wiederum, dass Ruttner längst nicht als einziger Interesse für Mahlers Heimatregion gezeigt hat:

Gustav Mahler
„In den letzten zwei Jahren haben Fernsehstäbe aus verschiedenen Ländern Dokumentarfilme im Mahler-Haus in Jihlava gedreht. Am bedeutendsten ist der Film, den der Chefdirigent des Symphonieorchesters aus San Francisco, Michael Tilson Thomas, für seine Dokumentationsreihe Keeping Score erstellt hat. Er sagt, er denke über den Noten darüber nach, woher der Komponist stammt und wo er nach Inspirationen gesucht hat. In diesen Tagen sind viele weitere Fernsehstäbe auf dem Weg nach Kaliště. Der Höhepunkt der Feierlichkeiten wird ein großes Openair-Konzert sein, das vom Tschechischen Fernsehen, dem Norwegischen Fernsehen und vielen weiteren TV-Sendern übertragen wird.“

Der neue Film über Mahler wurde inzwischen auch in Jihlava gezeigt. Er erhält demnächst eine englische sowie eine deutsche Fassung und soll im September in Wien vorgestellt werden.