Drama über die Sudetengebiete: Juraj Herz´ Film „Habermann“ läuft an
Der Film „Habermann“ ist die erste tschechisch-deutsch-österreichische Koproduktion zum Thema Krieg und Vertreibung. Noch vor seinem Kinostart ist der Film im Januar beim Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet worden. So erhielt der in der Slowakei geborene tschechische Regisseur Juraj Herz den Preis für die beste Regie und der Habermann-Darsteller Mark Waschke den Preis als bester Schauspieler. Am Donnerstag läuft der Film nun in Tschechien an, im November kommt er auch in die deutschen Kinos.
Obwohl der Streifen beim Bayerischen Filmpreis absahnte, sind die Kritiken in Tschechien und Deutschland bisher eher zurückhaltend. Bei den Besuchern der Vorpremiere beim Prager Filmfest kam „Habermann“ indes gut an:
„Es ist ein sehr anspruchsvoller Film, der eine schwere Zeit zeigt. Es ist wichtig, dass solche Filme gedreht werden, damit diese Zeit nicht in Vergessenheit gerät. Ich glaube, es ist ein sehr guter Film, das war vom Regisseur auch zu erwarten“, so eine junge Frau.
Ein Mann mittleren Alters meint:„Vor allem Karel Roden hat hervorragend gespielt. Ich denke, es ist ein harter Film, aber die Wirklichkeit war noch härter. Für mich war es zudem eine sehr emotionale Angelegenheit, ich komme selbst aus den Sudetengebieten, bin in Děčín geboren.“
Bei der Vorpremiere im Prager Kino Lucerna zugegen war zudem die österreichische Schauspielerin Franziska Weisz. Sie ist in einer Nebenrolle zu sehen, als Marta Březinová. Sie ist also die Frau des Tschechen, den Karel Roden spielt, und der Habermanns bester Freund ist. Weisz spielt eine Sudetendeutsche und Regisseur Juraj Herz hat sie damit auf die Wurzeln ihrer eigenen Familie gestoßen. Über die Zusammenarbeit mit Herz hat die junge Schauspielerin nur lobende Worte:
„Es war fantastisch. Ich habe mich von Anfang an richtig gut mit ihm verstanden. Wir haben uns in Berlin getroffen und haben einfach nur drüber gesprochen. Meine Großeltern waren Sudetendeutsche, und er hat mir seine Sicht der Dinge erzählt, er war als Kind ja im KZ. Der Mann ist ein Lexikon, er kann einfach erzählen. Und er ist ein sehr angenehmer Regisseur, er weiß ganz genau, was er will, macht es aber sehr humorvoll und locker. Er hat einfach schon so viele Filme gemacht, er muss jetzt nicht einfach noch einmal das Rad neu erfinden, er weiß einfach, wie es geht.“ Der Film „Habermann“ ist eine tschechisch-deutsch-österreichische Koproduktion auch in der Besetzung. Doch von Verständigungsproblemen beim Dreh keine Spur, wie Franziska Weisz versichert:„Am Set haben alle Englisch gesprochen, beim Drehen selbst waren wir babylonisch, das heißt zum Beispiel die Eheszenen zwischen Karel Roden und mir waren so, dass er Tschechisch sprach und ich Deutsch. Das ist beim Drehen extrem lustig, denn er kann mir da alles Mögliche erzählen und ich gebe halt meine deutsche Antwort darauf. Man weiß ja, was im Drehbuch steht. Aber Juraj Herz spricht perfekt Deutsch, und das war das Wichtigste, dass er genau kommunizieren konnte, worauf es in der Szene ankommt.“