Drei Jubilare des Jahres der tschechischen Musik

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Das Jahr 2014 wird als das Jahr der tschechischen Musik gefeiert. Sehr häufig, wenn eine Jahreszahl mit einer „Vier“ endet, werden in Tschechien zahlreiche Komponisten und Musiker geehrt. Aus der langen Liste haben wir heute zwei ausgewählt, die im Januar ihren Todestag haben: der Violine-Pädagoge Otakar Ševčík und der Komponist Jan Rychlík.

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Bei Otakar Ševčík und Jan Rychlík sind die Todestage bekannt. Aber auch ein weiterer Komponist sollte erwähnt werden, sein genaues Geburtsdatum ist indessen unbekannt.

Christoph Harant von Polschitz und Weseritz auf Pecka

Christoph Harant
Christoph Harant von Polschitz und Weseritz auf Pecka (auf Tschechisch: Kryštof Harant z Polžic a Bezdružic na Pecce), wurde im Jahr 1564 geboren. Er war ein böhmischer Adeliger und eine der bedeutendsten Persönlichkeiten Böhmens zu Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts. Er war Diplomat, Schriftsteller, Komponist, Reisender und Humanist. Allgemein bekannt ist er als einer von 27 Adeligen, die nach der Niederlage des böhmischen Ständeaufstands zum Tode verurteilt und am 21. Juni 1621 am Altstädter Ring in Prag hingerichtet wurden. Bekannt ist er aber auch als Autor einer Reisebeschreibung unter dem Titel „Pilgerfahrt oder Reise aus dem böhmischen Königreich in die Stadt Venedig: von dort über das Meer ins Heilige Land,…“. Harant beschrieb darin seine Eindrücke einer Reise, die er zwischen dem Frühjahr 1598 und dem Sommer 1599 unternommen hatte. Als Beilage zum ersten Teil des Bandes erschien auch seine sechsstimmige Motette Qui confidunt in Domino, die er in Jerusalem komponierte. Nach seiner Rückkehr nach Prag war er am Hofe Rudolfs II. tätig. Später lebte er auf der Burg Pecka, wo er eine der wichtigsten Kapellen außerhalb von Prag gegründet hatte. Die Musik war einer der zahlreichen Tätigkeitsbereiche dieser Persönlichkeit der Renaissance. Er komponierte gelegentlich.

Violinpädagoge Otakar Ševčík

Otakar Ševčík
Der Name Otakar Ševčík ist jedem hierzulande bekannt, der mal Geige gespielt hat. Der tschechische Geigevirtuose und -pädagoge wurde 1852 in Horažďovice geboren und starb am 18. Januar 1934 in Písek. Ševčík war ein profilierter Violine-Solist und Kammermusiker, berühmt geworden ist er aber vor allem als Begründer der Methodik des Geigespiels. Er lehrte an der zaristischen Musikschule in Charkiw, am Prager Konservatorium und neun Jahre lang an der Wiener Musikakademie. Nach der Gründung der Tschechoslowakei kehrte er in seine Heimat zurück und wurde zum Professor des Konservatoriums ernannt. Zu seinen berühmtesten Schülern zählen unter anderem Jan Kubelík und Jaroslav Kocian. Seine Violin-Studien und Violin-Methoden zählen noch heute zu den wichtigsten Unterrichtswerken für Violinschüler. Außerdem schrieb er vereinzelte Konzertstücke.

Komponist Jan Rychlík

Jan Rychlík  (Foto: Czechmusic.org)
Die dritte Persönlichkeit, die wir heute in unserer Sendung vorstellen wollen, ist der Komponist Jan Rychlík. Er wurde 1916 in Prag geboren und starb vor genau 50 Jahren, am 20. Januar 1964. Er war einer der ersten Komponisten hierzulande, die Ende der 1950er Jahre von der so genannten Neuen Musik beeinflusst wurden. Zunächst studierte er allerdings an der Handelshochschule, nach der Schließung der Schule 1939 wechselte er zum Prager Konservatorium, um Komposition zu studieren. Gleichzeitig spielte und komponierte er Jazz. Er interessierte sich auch für Literatur und bildende Kunst, übersetzte Poesie und verfasste Fachtexte über die Musik. In seinem Schaffen als Komponist knüpfte er an den Neoklassizismus an. Er reagierte aber ebenso auf Anregungen der neuesten Avantgarde. Den Kern seines Schaffens bildet die Kammermusik, er widmete sich auch der populären Musik und komponierte Musik zu etwa 60 Filmen, Theatervorstellungen und Hörfunkspielen.