Ein Forum für Zeitfragen: Sommerschule des Europäischen Comeniums
Sommerschulen, in denen man Tschechisch lernen kann, gibt es hierzulande viele. Die akademische Sommerschule des Europäischen Comeniums in Cheb / Eger aber gibt sich eine besondere Note. Sie will ein Forum sein des Meinungsaustauschs über die brennenden Fragen der Zeit. Daneben lernen die Teilnehmer auch Tschechisch oder Deutsch, und das gar nicht wenig. Am Montag hat die zweiwöchige Sommerschule im ehemaligen Gerberhaus von Cheb wieder begonnen. Begründet hatte sie vor 17 Jahren der Bremer Historiker Frank Boldt. Seit dessen Tod führt sie seine langjährige Lebensgefährtin, Nella Michailowskaja, weiter. Maria Hammerich-Maier hat mit ihr gesprochen.
„Das Programm in diesem Jahr sind Krisen – Irrwege, Katastrophen und Krisen, historische Wendepunkte aus der Perspektive der globalen Veränderungen. So lautet der Untertitel der Sommerschule.“
Wie viele Teilnehmer haben Sie aus Deutschland und aus Tschechien?
„Etwa 15 aus Tschechien und aus Deutschland etwas mehr. Insgesamt haben wir 35 Teilnehmer.“
Sie führen auch einen Tschechisch- und einen Deutschkurs durch?
„Das war bei uns von Anfang an schon der Fall, dass die Teilnehmer die Sprache des Nachbarn lernen. Auch diesmal haben wir wieder Kurse in beiden Sprachen, und sie sind gut belegt. Wir stellen seit einigen Jahren auch fest, dass manche Teilnehmer sich bescheiden als Anfänger bezeichnen, obwohl sie eigentlich schon etwas können. Deswegen haben wir jetzt gefächerte Kurse, also sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene.“
Wie viele Stunden Unterricht haben die Teilnehmer pro Tag?„Insgesamt, während der zwei Wochen der Sommerschule, haben sie 60 Unterrichtseinheiten. Die Sprachkurse sind immer an den Vormittagen, nachmittags sind sie manchmal verkürzt, weil wir da auch Ausflüge machen.“
Und was ist der Höhepunkt der diesjährigen Sommerschule bei den Vorträgen und Diskussionsabenden?
„Es geht um unterschiedliche Aspekte von Krisen in den einzelnen Lebensbereichen. Man kann nicht sagen, dass ein Bereich des Lebens wichtiger wäre als ein anderer. Aber es kommt zum Beispiel Kristýna Vlachová, die bekannte Dokumentarfilmerin. Sie zeigt ihren neuen Film über Jan Palach. Sie ist medial sehr bekannt. Außerdem hält Jan Beránek von Greenpeace einen Vortrag. Er reist aus Amsterdam an. Aber ich würde sagen, sehr interessant und aus meiner Sicht ein sehr wichtiger Punkt ist der Diskussionsabend zum Thema `Das Jahr 1989 in Eger und in Plauen`.“
Können Sie nun noch kurz die Stiftung Europäisches Comenium vorstellen?
„Diese Stiftung gibt es seit 1993. Sie wurde von dem Historiker Frank Boldt gegründet. Die Idee war, hier Leute von beiden Seiten der Grenze zusammenzubringen. In den ersten Jahren wurde zum Beispiel über die sudetendeutsche Frage diskutiert, die damals besonders aktuell war. Auch Zeitzeugen waren damals dabei. Ich selbst will und kann die Stiftungsarbeit nicht genau so gestalten, wie das Frank Boldt früher getan hat. Es geht in erster Linie darum, den europäischen Gedanken weiterleben zu lassen. Wir hatten hier bei der Sommerschule daher auch nicht nur Teilnehmer aus Deutschland und Tschechien, sondern auch schon aus Holland, Österreich, Russland, den USA und Israel.“
Wird es die Sommerschule in den nächsten Jahren auch wieder geben?
„Unbedingt. Unbedingt.“