Ein Jahr nach der Gründung: „Möbelbank hat sich bewährt“
Vor einem Jahr wurde eine spezielle Bank in Prag eröffnet. Sie bietet keinerlei Kredite, sondern gratis Altmöbel und gebrauchte Küchengeräte an. Gut erhaltene Gegenstände, die sonst im Sperrmüll landen würden, kommen Menschen zugute, denen es für die Wohnungseinrichtung an Geld mangelt.
Die ausrangierten Möbel werden bei den Spendern abgeholt und in ein Lager am Stadtrand von Prag gebracht. Der Magistrat bietet sie dann kostenlos denjenigen an, die es sich nicht leisten können, neue Möbel zu kaufen. Mehr als 440 Familien haben im vergangenen Jahr eine passende Einrichtung in der „Möbelbank“ gefunden. Alice wohnt mit ihrem Sohn Karel in einer Sozialwohnung in der Plattenbausiedlung im Stadtteil Barrandov. Auch ihnen habe die Möbelbank bei der Ausstattung der kleinen Wohnung geholfen, sagt die Frau:
„Ansonsten hatten wir nichts, keine Gläser und auch keine Hausschuhe. Wir sind ganz neu dort eingezogen.“
Im Vorzimmer macht sie auf einen Büroschrank mit einem grauen Rollo aufmerksam:
„Dieser stammt aus der Möbelbank. Eigentlich ist er für Aktenordner bestimmt. Der Herr von der Bank hat uns aber geraten, ihn als Schuhschrank zu nutzen. Oben hängen also Mäntel, und unten stehen die Schuhe.“
Schrank, Tisch sowie Stühle im Zimmer des Sohnes stammen ebenso aus der Möbelbank. Die einzelnen Stücke passen nicht wirklich zueinander. Dies stört den 14-jährigen Karel aber nicht:
„Das war eine große Hilfe. Denn es sind alles Dinge, die man wirklich braucht. Es war eine hilfreiche Unterstützung für uns.“
Zuvor hatte die Mutter mit ihrem Sohn in einem Asylheim gewohnt. Ihre ursprüngliche Wohnung verloren sie vor zwei Jahren bei einem Brand. Dabei wurden laut Alice auch alle Möbel vernichtet:
„Wir standen ohne Betten da, mein Sohn hatte keinen Schreibtisch und keinen Schrank. Ohne die Bank hätten wir alles weiterhin in Bananenkartons aufbewahrt. Für die große Hilfe der Einrichtung sind wir sehr dankbar.“
Im ersten Jahr wurden mehr als 5000 Möbelstücke und Elektrogeräte der wohltätigen Bank von Spendern zur Verfügung gestellt. Die Gegenstände können gebraucht sein. Sie dürften jedoch nicht gepolstert sein, erklärt der Leiter der Bank, Tomáš Valenta:
„Stühle ohne Polsterung sind echte Mangelware. Allgemein werden nur wenige Stühle abgegeben. Letzte Woche haben wir sechs gleiche Stücke bekommen. Das war fast ein Grund zum Feiern.“
Die Möbelbank habe sich bewährt, so Valenta. Derzeit werde über ihre Erweiterung verhandelt:
„Wir werten gerade die einjährige Existenz der Möbelbank aus. Dabei hat sich herausgestellt, dass wir weitere drei Mitarbeiter und noch ein Auto brauchen könnten.“
Möbelbanken gibt es auch in anderen Orten Tschechiens. Im Kreis Liberec / Reichenberg wurde eine solche im Februar letzten Jahres eingerichtet. Eine längere Tradition hat bereits die Möbelbank in Brno / Brünn. Sie hilft Familien schon seit 2017.