Gespendete Altmöbel und Küchengeräte finden neue Besitzer
Möbel in gutem Zustand, die nicht mehr gebraucht werden, landen häufig im Sperrmüll. Dabei gibt es auch in Prag viele Tausend Menschen, für die selbst die Anschaffung einfachster Möbelstücke zu teuer ist. Ihnen unter die Arme zu greifen, ist das Ziel eines wohltätigen Möbellagers. Im Tschechischen heißt es „Nábytková banka“, auf Deutsch „Möbelbank“. Vertreter des Prager Magistrats haben sie am Mittwoch im Stadtteil Libuš eröffnet.
Auf den ersten Blick sieht es dort aus wie in einem normalen Möbelladen, dabei überwiegen dort momentan jedoch Büroschränke und Regale. Tomáš Valenta leitet die ungewöhnliche „Bank“:
„Diese Möbelstücke haben wir von Firmen erhalten, die in neue Räumlichkeiten umziehen und diese neu ausstatten wollen.“
Auch Büromöbel könnten Menschen mit kleinem Geldbeutel dienlich sein, fügt Valenta hinzu. Allerdings stünden wahrscheinlich andere Stücke bei den Bedürftigen höher im Kurs:
„Es gibt ein Sprichwort: ,Kdo má židli, ten bydlí.‘ (Wer einen Stuhl hat, der wohnt, Anm. d. Red.) Stühle, Tische, Betten – dies ist bestimmt am meisten gefragt. Und diese gebrauchten Möbelstücke findet man nur selten auf dem Markt.“
Mitarbeiter der „Bank“ fahren die Möbel aus. Geholfen wird damit besonders alleinerziehenden Müttern oder Vätern sowie jungen Menschen aus Kinderheimen, die nun eine eigene Wohnung einzurichten beginnen. Martin Šimáček leitet das Zentrum für Sozialdienste in Prag.
„Viele Menschen, die in materieller Not sind, sich aber auf eigene Beine stellen können und eine Wohnung, manchmal eine Sozialwohnung, anmieten, haben anschließend kein Geld für die Einrichtung.“
Für die „Bank“ spielt es keine Rolle, wenn die Betten, Stühle und weiteren Möbel schon älter sind. Allerdings müssen sie noch in gutem Zustand sein. Die Mitarbeiter der wohltätigen Organisation sind laut Valenta in der Lage, Kleinigkeiten zu reparieren. Über mangelndes Interesse an den Gebrauchtwaren kann er sich nicht beklagen. Spender von Möbeln, aber auch Elektrogeräten, sollten zunächst jedoch bei der „Bank“ anrufen, sagt Valenta.
„Der Spender muss sich keine Sorgen machen über die Abholung der Sachen. Wir haben zwei starke Mitarbeiter, die in der Lage sind, Möbel aus dem fünften Stock ins Auto zu tragen.“
Der Prager Magistrat möchte zukünftig in dem Lager vor allem Menschen beschäftigen, die nur schwer eine Arbeitsstelle finden. Die Stadträte rechnen damit, dass die gespendeten Möbel und Elektrogeräte aus dem Lager in Libuš jährlich mehreren Hundert Menschen helfen könnten. Die Gegenstände werden von den Mitarbeitern der „Bank“ bei Einzelpersonen oder Firmen aus Prag und Umgebung abgeholt. Derartige Möbeldepots bestehen aber auch in weiteren Städten Tschechiens.