„Ein Symbol für Mut, Fleiß und Ergebenheit“ – Tschechien erinnert an Königin Elisabeth II.
Nicht nur die Politiker in Tschechien gedenken der britischen Königin Elisabeth II., die am Donnerstag im Alter von 96 Jahren verstorben ist. Besucht hat die Queen das Land nur einmal, nämlich im Jahr 1996.
Die Fahne an der britischen Botschaft, sie weht auf Halbmast. Am Donnerstagabend und am Freitag kamen zahlreiche Menschen auf die Prager Kleinseite, um der verstorbenen britischen Königin Elisabeth II. zu gedenken. „Kein anderes Staatsoberhaupt kommt an sie heran. Sie hatte Noblesse“, sagte Jaroslav den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. „Den Menschen lehrte sie Bescheidenheit, Demut und weitere Werte, die auch ich teile. Ich werde sie immer als eine lächelnde Großmutter in Erinnerung behalten“, meinte er. Vor der Botschaft Großbritanniens hat Jaroslav einen Strauß Rosen und eine Kerze niedergelegt, zudem wolle er zur Beisetzung der Queen nach England reisen, ergänzte er.
Der Magistrat der tschechischen Hauptstadt ließ in der Nacht zum Freitag den Aussichtsturm auf dem Petřín-Hügel in den Farben der britischen Flagge beleuchten. Und auch die politische Führung Tschechiens gedenkt der Königin:
„Nach Ansicht des Präsidenten werden ihre Erhabenheit, ihre Loyalität der Monarchie gegenüber und ihre grenzenlose Demut für immer in unseren Herzen bleiben“, teilte Jiří Ovčáček, der Sprecher des Staatspräsidenten Miloš Zeman, mit.
Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) erinnerte daran, dass die Königin während ihrer 70-jährigen Amtszeit auch schwierige Zeiten durchlebte. Ihr Amt habe sie jedoch immer mit Anmut ausgeübt, so der Premier. Ähnliche Worte fand Jan Lipavský (Piraten): „Ein Symbol für Mut, Fleiß, Ergebenheit und Menschlichkeit ist von uns gegangen“, ließ der Außenminister vernehmen.
Aber wie stand Tschechien zur britischen Königin? Und die Queen zu Böhmen und Mähren? Einer, der diese Fragen hierzulande am ehesten beantworten kann, ist Michael Žantovský. Er war bis 2015 tschechischer Botschafter in Großbritannien. „Tschechien gehörte auf jeden Fall nicht zu den Ländern, die die Königin nicht mochte“, sagte Žantovský. „Auf Staatsbesuch war sie hier jedoch nur einmal, nachdem sie zuvor von Präsident Václav Havel besucht worden war. Nicht jedem Land wird aber die Ehre zuteil, dass die britische Königin dorthin reist oder dass das Staatsoberhaupt von der Queen empfangen wird.“
Der Besuch der Queen in Tschechien fand im März 1996 statt. Der damalige Präsident Václav Havel fand lobende Worte für die Königin: „Sie sind für mich – und sicherlich für die ganze tschechische Nation – eine würdevolle Repräsentantin der Liebe zur Freiheit“, so Havel.
Elisabeth II. bezeichnete damals die Unterzeichnung des Münchner Abkommens 1938 als einzigen dunklen Moment in den Beziehungen der beiden Länder. Umso mehr hob sie die Rolle des tschechoslowakischen Widerstands im Kampf gegen die Nationalsozialisten hervor: „Tschechische Soldaten und Piloten spielten damals eine herausragende Rolle – nicht zuletzt auch in der Luftschlacht um England“, meinte die Queen.
Doch die Königin sprach bei ihrem Besuch nicht nur über den Zweiten Weltkrieg. Sie ging auch auf die politischen Themen der Zeit ein… „Wir unterstürzen die Erweiterung der Europäischen Union und der Nato. Die Absicht Tschechiens diesen Institutionen beizutreten, begrüßen wir“, machte sie deutlich.
In Prag und in Brno / Brünn wurde die Königin damals von Zehntausenden Menschen empfangen. Unmittelbar nach dem Staatsbesuch erinnerte sich Präsident Havel im Tschechischen Rundfunk an eine ganz besondere Anekdote:
„Als ich mich auf der Prager Burg von der Königin verabschiedete, habe ich ihr meine Hündin Ďula vorgestellt. Ich weiß nämlich, dass die Königin Hunde sehr mag. Das Treffen verlief sehr gut. Naja, Ďula hat keinen Knicks gemacht. Vermutlich hat sie der Königin gegenüber nicht einen solchen Respekt verspürt wie wir. Sie hat sich also an Ihre Hoheit angeschmiegt, und die Königin hat sie gestreichelt. Ich bin sehr froh, dass es zum Treffen der beiden gekommen ist.“
Havels Vertrauter Michael Žantovský traf nicht nur die Queen mehrmals persönlich, sondern auch andere Mitglieder der „royal family“, wie etwa Prinz Charles. Dieser ist nun als Charles III. zum König des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland geworden. Žantovský zufolge werde Charles die Beziehungen zu Tschechien weiter pflegen:
„Der Thronfolger und jetzige König Charles hatte zu Václav Havel und zu Tschechien immer eine sehr gute Beziehung. Er unterstützte beispielsweise die Renovierung der Gärten auf dem Areal der Prager Burg. Zudem engagierte er sich mit Havel für die Einrichtung und Unterhaltung des englischen Gymnasiums in Prag. Er war bereits mehrmals hier zu Besuch. Das sind gute Voraussetzungen für die zukünftigen Beziehungen zwischen der britischen Königsfamilie und Tschechien.“