Ein Tag bei den Franziskanern - das Kloster Haindorf 1938

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Seit dem Mittelalter ist das nordböhmische Hejnice, auf Deutsch Haindorf, ein Wallfahrtsort. In der frühen Neuzeit entstand hier ein Franziskanerkloster, das erst vor einigen Jahren wieder erneuert wurde. Im August 1938 machte sich ein Reporter der deutschen Sendungen des Tschechischen Rundfunks auf den Weg und besuchte das Kloster.

Kloster Haindorf  (Foto: ČTK)
Die Reportage startet nicht wie heute üblich mit atmosphärischen Tönen, sondern einleitenden Worten:

„Wir führen unsere Hörer heute in die Stille eines Werktages in ein Kloster nach der Regel des heiligen Franziskus.“

Das Kloster ist Haindorf am Nordrand des Isergebirges. Die Reportage dauert rund 40 Minuten.

„Der Tag beginnt um Dreiviertel fünf morgens mit dem Weckruf des Bruders: ´Benedicamus Domino!´ - ´Deo gratia!“ Er geht von Tür zu Tür, klopft an und spricht die Worte, die wir gehört haben. Einige Minuten darauf hört man schon auf den Gängen das Klappern der Sandalen. Die Brüder gehen in den Chor zum Morgengebet. Dieses beginnt mit denselben Worten wie der heilige Franziskus immer gesprochen hat, wenn er eine Kirche betrat“, so die Ausführungen des Reporters.

Sein Beitrag ist eher ein Hörspiel, denn eine Reportage. Mehrere Elemente der Liturgie hat der Reporter aufgenommen, um den langen Vormittag der Ordensbrüder darzustellen. Auch die Tischgebete zu Mittag sind in der Aufnahme verewigt. Dann beginnt der zweite Teil des Tages:

„Am Nachmittag gehen wieder die Padres in die Schule, in die Pfarrkanzlei, oder sie arbeiten im Garten, im Haus oder gehen ihren wissenschaftlichen Studien in der Bibliothek des Klosters nach.“

Nun kommt der Bibliothekar des Klosters zu Worte:

„Wenn wir von unserem Kloster, von unserer Klosterbibliothek reden sollen, müssen wir natürlich zuerst auf die Einführung der Franziskaner in unserem Kloster zurückkommen. Diese wurden 1689 an diesen Gnadenort berufen, 1692 feierlich eingeführt und 1698 wurde das Kloster von dem italienischen Baumeister Canevalle erbaut.“

Das Kloster Haindorf ist also ein Barockbau. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude dem Verfall überlassen und erst nach der politischen Wende wieder teuer renoviert. 1938, als die Reportage entstand, waren alle Räume jedoch noch intakt. Der Bibliothekar fährt fort:

„Unser Kloster war nie ein Studiumskloster, sondern immer ein Seelsorgkloster gewesen. Und doch haben sich im Laufe der Zeit schöne Buchwerke angesammelt, die um 1780 in einer großen Bibliothek zusammengefasst wurde.“

So langsam ist im Kloster Haindorf bereits der Abend angebrochen.

„Die Mönche sind im Chor versammelt und singen die Litanei aller seraphischen Heiligen. Bald wird die Stelle kommen, wo sie ihren heiligen Ordensvater anrufen werden.“

Doch die Reportage schließt nicht mit Gebeten. Vielmehr beweisen sich die Mönche noch an den Instrumenten:

„Eine kleine Abendmusik, ein Menuett von Gluck, ausgeführt von Franziskanermönchen im Refektorium des Klosters zu Haindorf.“

Autor: Till Janzer
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