Eine leere Tasche und ein Brief voller Hinweise – erneut Korruption im tschechischen Fußball?
Schon seit einiger Zeit wird wieder über den tschechischen Fußball getuschelt: Dieses oder jenes Spiel sei irgendwie komisch verlaufen und dieser oder jener Schiedsrichter habe seltsam entschieden. Vor einem Monat übergab der Chef des tschechischen Rekordmeisters Sparta Prag dem Vorsitzenden des Fußballverbandes eine ominöse Tasche mit angeblichen Beweisen für Korruption. Und vergangene Woche hat sich nach Medienberichten ein Schiedsrichter aus der Gambrinus-Liga, also der ersten Liga, selbst der Bestechlichkeit bezichtigt. Was ist dran an dem Korruptionsgetuschel?
Die dürren Informationen entschuldigte Golda mit der Bitte der Polizei, vorerst zurückhaltend zu sein. Am Donnerstag veröffentlichte der Webserver Aktuálně.cz dennoch Details. Demnach hat Adámek in dem Brief erklärt, er habe in der vergangenen Saison umgerechnet 8000 Euro angenommen, um das Erstligaspiel zwischen dem FK Jablonec und Viktoria Pilsen zu beeinflussen.
Auf mögliche Korruption hat zuletzt auch Daniel Křetínský, der Chef von Sparta Prag, hingewiesen. Auch er nannte dabei Schiedsrichter Adámek und den Ligakonkurrenten Viktoria Pilsen. Vor einem Monat übergab Křetínský eine Tasche an den Verbandsvorsitzenden Miroslav Pelta – angeblich mit Beweismaterial. Doch vor zwei Wochen teilte der Leiter der Korruptionseinheit bei der Polizei, Tomáš Martinec, der erstaunten Öffentlichkeit mit:„Herr Křetínský hatte in der Tasche keine Unterlagen. Er hat dem Verbandsvorsitzenden Pelta nur Informationen mitgeteilt. Diesen Informationen gehen wir nun nach, aber ich werde nicht mitteilen, welche es sind.“
Es klingt wie ein Verwirrspiel; manche Sportjournalisten vermuten, dass dadurch mögliche Verdächtige abgelenkt werden sollen. Doch der Chef der Disziplinarkommission des Verbandes ist mehr durch den Brief Adámeks beunruhigt, als durch die Informationen von Sparta Prag:„Für mich haben diese Informationen, meiner ersten Einschätzung nach, ein größeres Gewicht, weil sie von einem Schiedsrichter kommen und nicht von dem Vertreter des einen oder des anderen Vereins.“
Golda fügt jedoch hinzu, dass nur eine lückenlose Beweiskette auch das Verhängen von Strafen nach sich ziehen könne. Wie schwer dies ist, hat der Skandal von 2003/2004 gezeigt: Nur wenige der Akteure wurden vom Verband bestraft, noch weniger wurden gerichtlich verurteilt. Im Fall Adámek lautet nun die Frage: Warum eine Selbstbezichtigung, und das auch noch Monate später? Adámek wird nachgesagt, eine ganze Reihe von Spielen durch seine Entscheidungen beeinflusst zu haben. In seinem Brief schreibt der Schiri aber angeblich, dass er immer allen Bestechungsversuchen getrotzt habe – bis auf das eine Mal. Den Brief kann man also als eine Art Verteidigungsschrift lesen.