Epidemie von Atemwegserkrankungen in Tschechien auf dem Höhepunkt

Tschechien erlebt schon seit Monatsanfang eine Welle an Grippe und Atemwegserkrankungen. Betroffen sind vor allem Kleinkinder. Die Krankenhausplätze sind ausgeschöpft, und es fehlt an Hustensaft. Der Höhepunkt des Krankenstandes scheint nun aber erreicht.

Tschechien befinde sich an der Schwelle einer Epidemie von Atemwegserkrankungen. Diese Warnung gab das Staatliche Gesundheitsinstitut (SZÚ) am Montag vergangener Woche heraus. Da waren die Krankenhäuser in Tschechien schon voll und die Kinderarztpraxen überlastet. Die Daten vom Montag dieser Woche besagen, dass es landesweit momentan 2342 Infektionsfälle je 100.000 Einwohner gibt.

Gebäude des Gesundheitsministeriums | Foto: Kristýna Maková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Das Gesundheitsministerium spricht inzwischen von einer Grippe-Epidemie. Neben der Erkältung ist es vor allem das RS-Virus, das Kinder momentan ans Bett fesselt. Und immer noch werden Infektionen mit dem SARS-CoV-2-Virus registriert. Die Lage im Kreis Mittelböhmen etwa beschreibt die Sprecherin des dortigen Gesundheitsamtes, Dana Šalamunová:

„Das höchste Krankheitsvorkommen wird derzeit aus den Bezirken Mělník und Mladá Boleslav gemeldet, das niedrigste hingegen aus dem Bezirk Prag-West. Bezüglich der Altersgruppen gibt es die meisten Infektionen bei Kindern von null bis fünf Jahren. Am wenigsten betroffen sind Senioren, die 65 Jahre und älter sind.“

Die Gesundheitsämter haben inzwischen entsprechende Empfehlungen ausgegeben. Die Menschen sollen den Kontakt zu kranken Personen meiden, bei Unwohlsein selbst zu Hause bleiben und draußen einen Mundschutz tragen sowie Vitamine zu sich nehmen. In einigen Gemeinden wie etwa Semily und Jilemnice / Starkenbach in Nordböhmen wurden bereits Besuchsverbote in den Krankenhäusern ausgesprochen.

Illustrationsfoto: Alexandra Koch,  Pixabay,  CC0 1.0 DEED

Die Kinderärzte haben zudem mit einem akuten Mangel an den gängigen Medikamenten gegen Fieber und Schmerzen zu kämpfen. Es fehlt vor allem am Hustensaft Nurofen, und Bestellungen können laut Herstellern erst im Januar wieder bedient werden. Alena Šebková ist die Vorsitzende der Fachgesellschaft der Kinderärzte und klagt:

„In meiner langjährigen Tätigkeit habe ich eine solche Krise noch nicht erlebt. Die Lage ist tatsächlich ziemlich ernst. Wir können den Kindern nichts anbieten, es fehlen praktisch alle Arten an fiebersenkenden Medikamenten. Am schlimmsten ist es bei Zäpfchen oder Sirups für Kleinkinder. Also müssen wir uns mit dem Zerkleinern von Tabletten behelfen.“

Kindern einen Bruchteil von Tabletten für Erwachsene zu geben, lautet derzeit auch die offizielle Empfehlung des Staatlichen Gesundheitsinstituts. Noch schlimmer sei aber der Mangel an Penicillin, sagt Šebková, ohne das die ebenfalls zunehmenden Anginaerkrankungen nur schwer behandelt werden könnten.

Vlastimil Válek | Foto:  Regierungsamt der Tschechischen Republik

Angesichts der Lage wurde Gesundheitsminister Vlastimil Válek (Top 09) aktiv und informierte am Mittwoch vergangener Woche über eine Sonderlieferung:

„Es ist uns gelungen, eine Sendung von 300.000 Packungen Nurofen auszuhandeln. Davon treffen 100.000 Packungen noch vor Weihnachten ein. Damit wird die große Nachfrage an alternativen Medikamenten abgefedert. Und auch Antibiotika haben wir erfolgreich bei mehreren lokalen Herstellern bestellen können.“

Etwas Hoffnung dürfte den betroffenen Familien und auch Ärzten zudem die aktuellste Meldung des SZÚ machen. Am Montagnachmittag ließ es verlauten, dass die Infektionen mit dem RS-Virus in dieser und der nächsten Woche ihren Höhepunkt erreichen und dann zurückgehen würden.