Erfolgreich, aber zu teuer – Industrieverband bilanziert Corona-Testpflicht in Firmen
Im März wurde in Tschechien schrittweise eine Corona-Testpflicht in Firmen eingeführt: von den größten Betrieben bis hin zu Selbständigen ohne weitere Beschäftigte. Die allgemeine Bilanz scheint gut, da der Anteil der positiven Testergebnisse gesunken ist. Dies geht aus einer Umfrage des Verbandes für Industrie und Verkehr hervor.
Einmal in der Woche müssen sich alle Beschäftigten in Tschechien auf das Coronavirus testen lassen – sofern sie nicht komplett im Homeoffice arbeiten. Die Pflicht dazu wurde während der dritten Welle der Pandemie eingeführt, als man an den hohen Fallzahlen schon zu verzweifeln glaubte. Rund vier Millionen Menschen – also 40 Prozent der hiesigen Bevölkerung – werden damit regelmäßig auf das Virus überprüft. Jan Rafaj ist Vizepräsident des Verbandes für Industrie und Verkehr und zieht ein positives Fazit:
„Ich denke, das System funktioniert. Es hat sich das bestätigt, was wir vorausgesagt haben – dass es ein wirksames Mittel sein kann, die Firmen in den Kampf gegen die Pandemie einzubeziehen.“
So der Arbeitgebervertreter in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Sein Verband hat in den zurückliegenden Tagen eine Umfrage durchgeführt. Insgesamt 190 Unternehmen nahmen daran teil. Demnach sank bei ihnen seit dem Beginn der Testpflicht der Anteil positiver Ergebnisse. Und zwar von 0,77 Prozent auf zuletzt 0,17 Prozent.
„Die Bedeutung der Testreihen zeigt sich auch in einem weiteren Umstand. Denn jene Firmen, die schon vor Einführung der Pflicht regelmäßig ihre Mitarbeiter überprüft haben, wiesen zunächst einen geringeren Anteil positiver Fälle auf als die Betriebe, die damit erst im März begonnen haben. In der letzten von uns beobachteten Woche bestand aber kein Unterschied mehr“, so Rafaj.
Allerdings werden Antigen-Schnelltests angewandt. Nicht gerade selten sind die Befunde ungenau, und der nachfolgende PCR-Test ist bei einem vorangegangenen positiven Ergebnis dann negativ. Dies verursache Kosten, weil die betroffenen Mitarbeiter und ihre Kontaktpersonen zunächst isoliert werden müssten, beklagt Rafaj. Teils liegt das aber auch daran, wie professionell die Abstriche sind. Diese Erfahrung hat man zumindest beim Maschinenbauunternehmen Unex im mährischen Uničov / Mährisch Neustadt gemacht…
„Bei den ersten Tests wurde der Abstrich im Rachen vorgenommen. Dann haben wir eine medizinische Firma damit beauftragt, und jetzt ist vielleicht mal ein Ergebnis fälschlicherweise positiv“, sagt Firmendirektor Zdeněk Zecha.
Anders als in Deutschland übernimmt in Tschechien der Staat zumindest einen Teil der Kosten. So erhalten die Unternehmen pro Test einen Zuschuss von 60 Kronen (2,30 Euro). Mehr wollte die Regierung im März nicht genehmigen. Denn beim Industrie- und Handelsministerium ging man davon aus, dass die Preise für die Schnelltests durch die massenhafte Nachfrage nach unten purzeln würden. Dies habe sich bis jetzt aber nur zum Teil erfüllt, betont Jan Rafaj:
„Mittlerweile kaufen weniger als 40 Prozent der Unternehmen die Tests zu einem Stückpreis von mehr als 100 Kronen ein. Die Mehrheit liegt darunter, aber nicht bei 60 Kronen. Deswegen fordern wir weiter, den Zuschuss zu erhöhen. Denn die Tests gehen den Firmen ins Geld. Das bedeutet nicht, dass sie deswegen etwa Investitionen hintenanstellen, aber einige müssen durchaus bescheidener planen. Schließlich geht es nicht nur um den Kauf der Tests, sondern auch um die gesamte Hygieneausrüstung in den Betrieben.“
In der tschechischen Industrie hofft man nun vor allem, dass die Impfkampagne vorankommt. Auch das hat sich deutlich in der Umfrage des Verbandes geäußert…
„90 Prozent der Firmen wollen ihre Nähe zu den Beschäftigten gerne für die Impfungen nutzen. Das ist auch unsere Forderung an die Regierung“, so der Verbandsvize.
Konkret bedeutet dies, dass ebenso Betriebsärzten erlaubt werden soll, zu impfen. Inwieweit damit gemeint ist, die Impffolge nach Alter zu durchbrechen, lässt der Verband jedoch im Unklaren.