Erste Industriemesse Europas vor 230 Jahren in Prag
Als Kaiser Leopold II. im Jahre 1791 Prag besuchte, um sich zum König von Böhmen krönen zu lassen, arrangierte Gubernator Heinrich Franz Graf von Rottenhan eine große Ausstellung von gewerblichen Erzeugnissen aus Böhmen – und damit die erste Industriemesse auf dem europäischen Kontinent.
Die Prager Gewerbeschau, die unter dem Titel „Waarenkabinet“ im Sommerrefektorium des Jesuitenkollegs (dem heutigen Studiensaal im Klementinum) untergebracht war, sollte dem Kaiser ein Gesamtbild des Entwicklungsstandes der Industrie in Böhmen vermitteln. Ausgestellt waren Erzeugnisse aus gut 50 Bereichen, unter anderem Textilmuster, Schmuck aus Turnau, geschliffene Spiegel und Prager Goldschmiedekunst.
Leopold II. besuchte die Industriemesse gemeinsam mit seiner Gemahlin Maria Ludovica von Spanien sowie seinem Gefolge am 14. September 1791. Die Zeitungen schrieben damals, dass sich die beiden Majestäten sogar länger im Klementinum aufhielten als am Vortag bei der feierlichen Sitzung der „Königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften“ – und das ohne jegliche Anzeichen von Langeweile.
Hundert Jahre später, zu Ehren der ersten und so erfolgreichen Industrieausstellung, organisierten im Königreich Böhmen tätige Unternehmer eine neue Ausstellung, um die eigenen Erfolge aufzuzeigen. Die Jubiläumsausstellung 1891 war ein kolossales Ereignis, die das Erscheinungsbild von Prag nachhaltig veränderte. Anlässlich der Leistungsschau entstanden einige neue Wahrzeichen wie der Industriepalast in Holešovice, der Aussichtsturm auf dem Laurenziberg (Petřín) oder die erste elektrische Straßenbahn Böhmens.