Ex-Kanzleichef der tschechischen Diplomatie zu acht Jahren Haft verurteilt

Karel Srba, Foto: CTK

Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Bekanntwerden des riesigen Skandals, der im Sommer letzten Jahres die tschechische Öffentlichkeit in Aufregung versetzte, sind am Montag vom Kreisgericht in Ceské Budejovice/Budweis die Urteile in diesem Fall gefällt worden. Die Rede ist von dem geplanten Auftragsmord an der Prager Reporterin Sabina Slonková, für den fünf Personen verantwortlich gemacht und zur Rechenschaft gezogen wurden. Darunter der ehemalige Kanzleichef des tschechischen Außenministeriums Karel Srba, der in erster Instanz zu acht Jahren Haft verurteilt worden ist. Näheres zu diesem Fall von Lothar Martin.

Karel Srba,  photo: CTK
Am 9. Juli 2002 war der in Vimperk/Winterberg wohnhafte Rückfalltäter Karel Rziepel geständig und hatte der Polizei etwas äußerst Pikantes mitzuteilen. Er, genannt "die Zitrone", sei nämlich vom ortsansässigen Unternehmer Michal Novotný angeheuert worden, um die Redakteurin der Tageszeitung "Mladá fronta dnes", Sabina Slonková, zu töten. Das Geständnis schlug nicht nur hohe Wellen, sondern alsbald auch große Kreise, denn die Spur für den geplanten Journalistenmord führte bis hinauf in das tschechische Außenministerium zum ehemaligen Staatssekretär dieser Einrichtung Karel Srba. Bei einer zehn Tage später durchgeführten Hausdurchsuchung des damals Tatverdächtigen entdeckten die Polizeibeamten zudem noch 30 Millionen Kronen (ca. eine Million Euro) in bar, zwei Pistolen und drei als Waffe präparierte Kugelschreiber. Dieser Fund erhärtete den Verdacht, dass Srba den Mord in Auftrag gegeben habe, zumal auch schnell ein Tatmotiv gefunden zu sein schien: die allzu eifrige und wiederholte Berichterstattung der Reporterin über Bestechungsfälle in Srbas Umgebung. Wie sich später herausstellen sollte, waren die Bestechungsvorwürfe durchaus nicht unbegründet, da immer wieder von den korrupten Praktiken, die sich im Ministerium in der Ära von Ex-Außenminister Jan Kavan, dem heutigen Vorsitzenden der UN-Vollversammlung, abgespielt haben sollen, zu hören und zu lesen war. Srba hatte den Vorwurf, sich durch unlautere Geschäfte bereichert zu haben, entkräften wollen, indem er vorgab, von seinem Vater eine Million Dollar erhalten zu haben, die er zu Hause aufbewahrte. Die Ermittler kamen jedoch immer mehr zu der Ansicht, dass der Vorwurf den Tatsachen entspreche.

Am Montag ist das Kreisgericht in Ceske Budejovice/Budweis nun zu der Überzeugung gelangt, dass Srba im vergangenen Jahr einer Bekannten den Auftrag gegeben habe, die Journalistin Sabina Slonková zu töten. Daher ist Srba zu acht Jahren Haft mit verschärfter Überwachung verurteilt worden. Wie jedoch der beim Prozess anwesende Rundfunkkollege Ivan Mls zu berichten weiß, will Srba dieses Urteil so nicht akzeptieren:

"Karel Srba hat gleich im Gerichtssaal Berufung gegen das Urteil eingelegt. Verteidiger Vit Siroký ist nach wie vor davon überzeugt, dass sein Mandant die Straftat der Anstiftung zum Mord nicht begangen habe."

Bis zur Berufung wird Srba jedoch weiter Zittern, ebenso wie die in diesem Fall mitangeklagten vier Personen - die ehemalige Mitarbeiterin Srbas Eva Tomsovicová und der Unternehmer Michal Novotný, die je sechs Jahre Haft erhielten, und der Unternehmer Petr Volf, der zu vier Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt wurde. Jirí Slavík, der rund ein Kilogramm des berüchtigten Plastiksprengstoffs Semtex zur geplanten Tat herangeschafft hatte, erhielt dagegen nur eine Strafe auf Bewährung, da er von dessen Verwendungszweck nichts gewusst habe, hieß es.