Exil-P.E.N.-Club feiert 50-jähriges Bestehen
Der Exil-P.E.N.-Club deutschsprachiger Länder kümmert sich bereits seit 50 Jahren um verfolgte Schriftsteller und Schriftstellerinnen aus aller Welt. Am vergangenen Wochenende traf sich der Klub zur Jubiläumsfeier im nordböhmischen Hejnice / Haindorf. Eines der Themen des Treffens dort war die Übersetzung von deutschen und tschechischen Werken in die jeweils andere Sprache.
"Es gab mehrere Programmpunkte. Zum einen hat Frantisek Cerny das Haus für deutschsprachige Literatur in Prag vorgestellt, denn einer der Schwerpunkte der Arbeit des Exil-P.E.N.-Clubs wird sein, die deutschsprachige Literatur in Tschechien zu fördern. Außerdem hatten wir auch Frau Dora Müller eingeladen, die einen Vortrag über die literarische Exilszene der 1930er Jahre in Brünn gehalten hat."
Die eigentliche Geburtsstunde des Exil-P.E.N.-Clubs deutschsprachiger Länder, der seinen Hauptsitz in Bremen hat, war im Dezember 1956: Nachdem sowjetische Panzer den ungarischen Volksaufstand niedergewalzt hatten, mussten viele Schriftsteller und Schriftstellerinnen in den Westen fliehen, um sich einer Verhaftung zu entziehen. Die zweite große Welle an Mitgliedern kam 1968 aus der damaligen Tschechoslowakei, darunter befand sich auch der langjährige ehemalige Präsident Rudolf Sträubinger, erläutert Wolfgang Schlott:"Wir haben im Exil-P.E.N. eine sehr starke Fraktion an tschechischen und slowakischen Schriftstellern, was darauf zurückzuführen ist, dass nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 zahlreiche Autoren nach Deutschland geflüchtet sind. Unser ehemaliger und renommierter Präsident Rudolf Ströbinger hatte sich ebenfalls um die Autoren aus der ehemaligen Tschechoslowakei gekümmert."
Inzwischen wohnen viele der ehemaligen Flüchtlinge wieder in ihrer alten Heimat in Tschechien oder der Slowakei, andere sind aber auch in Deutschland geblieben. Seit dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime in Europa 1989 konzentriert sich der Exil-P.E.N.-Club deutschsprachiger Länder, dem heutzutage rund 110 Mitglieder angehören, mehr auf Schriftsteller aus anderen Regionen. Ganz oben auf der Liste stehen derzeit zum Beispiel ehemalige mittelasiatische Sowjetrepubliken wie Kasachstan oder Usbekistan, aber auch Russland, Iran, Kuba oder Vietnam. Die Zusammenarbeit mit den tschechischen Autoren ist deshalb aber noch lange nicht beendet, so Schlott:
"Durch unsere zahlreichen Autoren aus der ehemaligen Tschechoslowakei haben wir ein sehr großes Archiv. Eine unserer Aufgaben wird es sein, die mittlerweile etwas älteren Autoren im Hinblick auf den Nachlass zu betreuen, den sie uns möglicherweise hier zur Verfügung stellen wollen. Das heisst die Beziehungen zwischen Bremen und Prag sind nach wie vor sehr eng."