Experten des tschechischen Nationalmuseums restaurieren historische Artefakte aus Syrien

Im Atelier des tschechischen Nationalmuseums befinden sich derzeit 20 wertvolle Artefakte aus Syrien, die von hiesigen Experten restauriert werden sollen. In etwa einem Jahr wird das Ergebnis in einer Ausstellung in Prag präsentiert.

Michal Lukeš | Foto: Jana Myslivečková,  Tschechischer Rundfunk

Fünf große Holzkisten aus Damaskus sind vergangene Woche unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in die Restaurierungswerkstätten in Terezín / Theresienstadt gebracht worden. Darin befanden sich – sorgfältig verpackt – 20 wertvolle Ausstellungsstücke. Ihr Alter wird teilweise auf bis zu 4000 Jahre geschätzt. Laut Michal Lukeš, dem Direktor des Nationalmuseums in Prag, erlebt die Zusammenarbeit mit Syrien mit dem Restaurierungsauftrag einen Höhepunkt. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte er:

„Unsere Unterstützung für das Land dauert schon fast fünf Jahre. Begonnen hat sie im Rahmen des tschechischen Regierungsprogramms für humanitäre Hilfe. Dies beinhaltet auch die Rettung des Kulturerbes. Unser Partner ist dabei die Generaldirektion für Altertümer und Museen in Syrien, und die Kooperation läuft auf vielen Ebenen.“

Palmyra | Foto: Wjatscheslaw Argenberg,  www.vascoplanet.com,  Wikimedia Commons,  CC BY 4.0 DEED

Nachdem bereits Materialien zum Schutz der Museumssammlungen nach Syrien geschickt wurden, stellt Tschechien nun auch seine Expertise bei der Wiederherstellung der beschädigten Gegenstände zur Verfügung. An diesen sind Kriegsfolgen deutlich erkennbar. Von der Statue einer Frau etwa ist ein großer Teil des Gesichtes abgeplatzt. Das Kunstwerk stammt aus der Oasenstadt Palmyra, ebenso wie drei Grabsteinreliefs. Über die dramatischen Umstände ihrer Rettung berichtet Samir Masad von der syrischen Botschaft in Prag:

„Den Archäologen in Syrien gelang es, viele Gegenstände auf Lkws zu laden und sie nach Damaskus zu bringen. Leider haben einige Mitarbeiter dafür mit dem Leben bezahlt. Der weltbekannte Wissenschaftler Khaled Asaad wurde hingerichtet, weil er dem Islamischen Staat die wertvollen Artefakte aus Palmyra nicht übergeben wollte.“

Foto:  Nationalmuseum in Prag

Viele historische Gegenstände seien vom Islamischen Staat auch gestohlen worden und auf dem Schwarzmarkt verschwunden, ergänzt Masad.

Der Wert der Artefakte, die nun nach Tschechien gerettet wurden, ist kaum schätzbar – wie etwa der einer Bronzenadel aus Ugarit. Die meisten Gegenstände seien aus Metall, weil das Nationalmuseum über Spitzenrestaurateure vor allem für dieses Material verfüge, betont Direktor Lukeš. Bei den Arbeiten in Terezín werden zudem Experten aus Syrien assistieren. Petra Korandová, die Leiterin der Restaurierungsabteilung des Nationalmuseums, beschreibt die nächsten Schritte:

„Zuerst müssen wir die Gegenstände sehr genau untersuchen und sie visuell erforschen. Sowohl unter dem Mikroskop als auch in den Ateliers werden Fotos aller Details angefertigt, anhand derer wir dann das weitere Vorgehen zur Konservierung bestimmen.“

Die Restaurierungsarbeiten werden etwa ein Jahr dauern. Bevor die wertvollen Stücke dann wieder in ihre Heimat zurückgeschickt werden, bekomme sie auch das tschechische Publikum zu sehen, kündigt Michal Lukeš an:

„Wir haben verabredet, dass die Artefakte nicht nur dem syrischen Publikum vorbehalten bleiben. Sobald die Restaurierungsarbeiten abgeschlossen sind, bereiten wir eine Ausstellung im historischen Gebäude des Nationalmuseums vor. Dort sollen diese Gegenstände gezeigt werden wie auch weitere, die im Zusammenhang mit dem Kulturerbe in Syrien stehen.“

Foto:  Nationalmuseum in Prag
Autoren: Daniela Honigmann , Alžběta Havlová
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