Experten verwundert über Fajts Abberufung

Jiří Fajt (Foto: ČTK/ Vít Šimánek)

Der Direktor der Nationalgalerie Prag Jiří Fajt hat in den letzten Jahren viel Lob geerntet. Das vor allem für erfolgreiche Ausstellungen, die in internationaler Zusammenarbeit entstanden sind. Am vergangenen Donnerstag hat Kulturminister Antonín Staněk (Sozialdemokraten) den Direktor von seinem Posten abberufen.

Jiří Fajt  (Foto: ČTK/ Vít Šimánek)

Antonín Staněk  (Foto: ČTK / Michaela Říhová)
Kulturminister Antonín Staněk (Sozialdemokraten) hat am Donnerstag bei einem Sonderbriefing bekanntgegeben, er berufe den Direktor der Nationalgalerie Prag, Jiří Fajt, von seinem Posten ab. Als Grund nannte er mutmaßliche Mängel in Verträgen, die der Direktor geschlossen hatte. Zudem reichte der Minister zwei Strafanzeigen gegen Fajt ein.

„Es handelt sich um Dokumente, die bei einer Kontrolle in der Galerie gefunden wurden. Da das eine ein Autorenvertrag war, musste er nicht im Register der Verträge veröffentlicht werden.“

Fajt soll laut dem Minister Verträge rückwirkend mit der Nationalgalerie abgeschlossen haben. Unterzeichnet waren diese von seiner Sekretärin, die eigentlich nicht dazu berechtigt gewesen sein soll. Außerdem habe die Nationalgalerie sämtliche Mietverträge mit anderen Subjekten nicht mit seinem Ministerium konsultiert, so Ressortchef Staněk. Die Begründung lehnte Fajt gegenüber dem Tschechischen Rundfunk ab:

Nationalgalerie Prag  (Foto: Michele Sirchi,  Panoramio,  CC BY-SA 3.0)
„Es wurde mir gesagt, der Grund für meine Abberufung sei ein Autorenvertrag vom vergangenen Jahr. Dieser Vertrag betrifft meine Autoren- und nicht Managerarbeit. Für mich sind das lediglich vorgeschobene Gründe. Ich halte das alles für absurd.“

In Kunsthistorikerkreisen sorgte die Nachricht über Fajts Abberufung unmittelbar nach ihrer Veröffentlichung für Verwunderung. Otto M. Urban leitet in der Nationalgalerie Prag die Sammlung der Kunst des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne. Er nahm am Donnerstag an der Eröffnung einer neuen Ausstellung aus dem Werk des Malers Josef Šíma teil.

„Ich stehe in diesem Moment auf der Seite von Jiří Fajt und unterstütze ihn. Das, was er mit der Nationalgalerie erreicht hat und wie sich die Galerie der Welt gegenüber geöffnet hat, waren Gründe dafür, warum ich hier vor zwei Jahren zu arbeiten begann.“

Jan Royt  (Foto: Adam Kebrt,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Kunsthistoriker Jan Royt ist Prorektor der Prager Karlsuniversität. Der Professor vermutet andere Gründe für Fajts Abberufung:

„Es gilt das, was in der Bibel steht: ,An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.‘ Es gab viele Ausstellungen mit internationaler Teilnahme, die Jiří Fajt organisiert hat. Ich erinnere an die Ausstellung über Karl IV. sowie aus letzter Zeit an die František-Kupka-Ausstellung. Zweifelsohne spielten die Probleme mit der Präsidentenkanzlei eine Rolle. Ich bin Prorektor der Karlsuniversität. Wir ringen mit Präsident Zeman darum, dass er Jiří Fajt zum Professor ernennt. Dies zieht sich seit fünf Jahren, und der Fall wird vor Gericht verhandelt.“

Auch Politiker der Opposition sehen hinter Fajts Abberufung den Einfluss des Staatsoberhauptes. Der Vizevorsitzende des Kulturausschusses des Abgeordnetenhauses, Martin Baxa (Bürgerdemokraten), sagte, Kulturminister Staněk habe sich mit Fajts Abberufung von Präsident Zeman offensichtlich das Verbleiben im Regierungskabinett „gekauft“.

Hartwig Fischer  (Foto: Portable Antiquities Scheme,  Flickr,  CC BY 2.0)
Vertreter von zwölf ausländischen Museen und Galerien haben inzwischen ein Schreiben dem tschechischen Premier Andrej Babiš (Ano-Partei) geschickt, in dem sie ihre „Verwunderung und Verblüffung“ über die Abberufung von Jiří Fajt, zum Ausdruck gebracht haben. Sie erinnerten unter anderem daran, dass Fajt Verdienste um die gegenseitige Zusammenarbeit zwischen den Galerien hat. Die Leiter weltbekannter Galerien erklärten, dass sie schon lange freundschaftliche Beziehungen zum Prager Galeriechef haben und intensiv mit ihm zusammenarbeiten. Dies habe zum Austausch von Experten, zur Planung gemeinsamer Projekte, zum gegenseitigen Respekt und Entwicklung der Kontakte geführt, heißt es in dem Brief. Unter den Unterzeichneten sind beispielsweise die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, die Leiterin der Tate Britain, Maria Balshaw, der Direktor des British Museum, Hartwig Fischer, die Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums in Wien, Sabine Haag, und der Leiter des Metropolitan Museum of Art in New York, Max Hollein.