Festival gegen Totalitarismus beginnt
An die Rechtswidrigkeit totalitärer Regime wird jedes Jahr beim Festival Mene Tekel erinnert. In diesen Tagen wird es zum 13. Male in Prag veranstaltet. Eröffnet wurde es am Montag mit der Vernissage von vier Ausstellungen im Franziskanerkloster bei der Maria-Schnee-Kirche.
„Das Festivalangebot umfasst mehrere Bereiche, um eine breite Öffentlichkeit anzusprechen. In diesem Jahr wollen wir unsere Aufmerksamkeit insbesondere Familien widmen, die die Auswirkungen der Verfolgung während des totalitären Regimes ertragen mussten. Es geht dabei nicht nur um diejenigen, die im Gefängnis saßen.“
Eine der Ausstellungen, die am Montag eröffnet wurden, dokumentiert das schwere Schicksal der Bauernfamilien, die hierzulande in den 1950er Jahren zu Opfern der kommunistischen Propaganda wurden. Die Wanderausstellung beschreibt die gewaltsame Kollektivierung der Landwirtschaft. Diese habe das Leben auf dem Lande sehr stark beeinflusst, schildert Michal Hroza vom Institut für das Studium totalitärer Regime:
„Neben den Hinrichtungen und vielen langen Haftstrafen ward der Bauernstand zudem davon betroffen, dass bis zu 7000 Familien ihre Häuser verlassen mussten. Diese Familien wurden ihrer Traditionen beraubt und um die Möglichkeit gebracht, auf dem Grundstück ihrer Vorfahren zu leben und zu wirtschaften. Das kommunistische Regime hat mit der gewaltsamen Umsiedlung ein großes Unrecht begangen. Vor genau 51 Jahren haben die Kommunisten in der Tschechoslowakei die Macht ergriffen. Es ist notwendig, in diesem Zusammenhang daran zu erinnern, dass sich das politische System nach Kriegsende von dem demokratischen System in der Zwischenkriegszeit deutlich unterschieden hat. Die Agrarpartei, die die Bauern zuvor meistens gewählt haben, wurde vom freien Wettbewerb um die Wählerstimmen nach 1945 ausgeschlossen. Dies war kein Zufall, denn die Kommunisten haben die Bauern für ihre stärksten Gegner gehalten.“ Dasselbe Thema, allerdings auf kommunaler Ebene, wird in einer weiteren Ausstellung dargestellt. Sie wurde für das Festival aus dem mährischen Lukov nach Prag gebracht und trägt den Titel „Vyhnanci“ (die Vertriebenen). Die Vertriebenen sind acht Familien, die in den 1950er Jahren aus zwei Dörfern verbannt wurden. Ihre Felder, Wiesen und Wälder haben die sogenannten „einheitlichen Landwirtschaftsgenossenschaften“ beschlagnahmt.Das Festival hat jedes Jahr auch einen internationalen Aspekt. Eine der Ausstellungen dokumentiert die Verletzung der Menschenrechte in China. Die Schau trägt den Titel „Die Kunst der Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“. Sie beschreibe eindrucksvoll, was in China so jeden Tag passiere, sagte Lukáš Kudláček bei der Vernissage:
„Die Schau wurde von chinesischen Künstlern zusammengestellt, die emigrierten sind, weil sie Falun-Gong-Anhänger sind. Die Bewegung wird seit 1999 von der kommunistischen Partei Chinas verfolgt. Die Ausstellung besteht aus mehreren Teilen: Sie zeigt zuerst die Freude der Falun-Gong-Praktizierenden über den Alltag. Auf der anderen Seite aber ebenso die brutale Verfolgung und die Folterungen der Anhänger der Bewegung, denen Organe für den Transplantationsmarkt in China entnommen werden. Schließlich wird an die internationalen Proteste gegen diese Praktiken erinnert.“
Unter dem Titel „Wege zur Freiheit“ sind im Kreuzgang des Franziskanerklosters zudem die besten Arbeiten von einem Künstlerwettbewerb für Kinder und Jugendliche ausgestellt. Das Festival wendet sich noch an junge Menschen mit weiteren Veranstaltungen, jeden Vormittag gibt es Programme für Schulen.Das Festival Mene Tekel läuft noch bis 3. März. Die Ausstellung „Wege zur Freiheit“ sowie drei weitere Ausstellungen sind im Kreuzgang des Franziskanerklosters bei der Maria-Schnee-Kirche bis 7. März zu sehen. Der Kreuzgang ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei.