Finanzminister Rašín – geliebte und gehasste Persönlichkeit der Ersten Republik
Sparen und noch einmal sparen! Diese und ähnliche Aufrufe kommen seit geraumer Zeit nicht nur aus dem Mund eines Finanzministers, sei es in Tschechien oder anderswo. Derart dringende Rufe nach Einsparungen gab es schon in der Vorkriegs-Tschechoslowakei zu hören. Damals vom ersten Finanzminister des neu gegründeten Staates, Alois Rašín. Anfang 1923 wurde auf Rašín ein Attentat verübt. Seinen Verletzungen erlag er am 18. Februar desselben Jahres. Zehn Jahre später, also 1933, wurde in der Tschechoslowakei an diese historische Persönlichkeit erinnert.
„Mit seinem Scharfblick sah er die nahenden Währungskatastrophen. Die Rettung der tschechoslowakischen Devisen, strengste Sparsamkeit in der öffentlichen Verwaltung, die Wiederbelebung des Wirtschaftslebens und eine strikte Eigentumssteuer - das war Rašíns berühmte Schlacht für unsere ökonomische Selbständigkeit.“
Auch der damalige Gouverneur der Nationalbank, Vilém Pospíšil, nahm den zehnten Todestag von Alois Rašín zum Anlass für eine Laudatio:
„Dr. Rašín ist unser Nationalheld. Seine Arbeit, sein Streben, sein Tiefsinn, sein Ruf als Politiker und Staatsmann, seine Courage und Aufopferungsbereitschaft haben nicht nur einer Partei oder einer Volksschicht gehört, sondern dem ganzen Volk. Durch Rašíns gewaltsames Scheiden aus dem Leben war das gesamte Volk betroffen und beraubt.“
Alois Rašín hat insgesamt zweimal das Amt des Finanzministers in der tschechoslowakischen Regierung bekleidet. Während der zweiten Amtsperiode wurde er wegen seiner restriktiven Finanzpolitik zur Zielscheibe der Kritik. Viele Parteimitglieder traten seinetwegen aus der Nationaldemokratischen Partei aus. Am 5. Januar 1923 wurde ein Attentat auf ihn verübt. Der Täter war ein Anarchokommunist. Bis zum 18. Februar kämpfte Rašín um sein Leben. Noch einmal František Soukup:
„Welche Aufregung war es damals im Volk. Ab dem 5. Januar sechs unendlich lange Wochen hindurch hat er seinen letzten Kampf geführt. Sechs Wochen lag er im Sterben, sechs Wochen lang stöhnte er nicht auf. Aber als er starb, weinte das Volk. Seit dem Tod des Vaters unserer Nation, František Palacký, hat Prag keine solche Trauerfeier mehr erlebt wie die für Alois Rašín.“
Das Attentat auf Alois Rašín mahnte damals die Politik zu mehr Vorsicht. Das Parlament verabschiedete schon bald darauf ein Gesetz zum Schutz der Republik vor dem Extremismus.