Firmen kritisieren lange Arbeitserlaubnis -Verfahren für Ukrainer
Die Arbeitgeber-Verbände in Tschechien kritisieren die Regierung und die Behörden für das schleppende Verfahren zur Bewilligung der Arbeitserlaubnis für Bürger aus der Ukraine. Der Vorgang dauere bis zu einem halben Jahr, was inakzeptabel sei. Eine Reihe von Unternehmen könne wegen fehlender Arbeitskräfte keine Aufträge annehmen und erwäge daher die Verlagerung ihrer Produktion ins Ausland. Das erklärte der Chef des Dachverbandes der Arbeitgeber- und Unternehmerverbände (KZPS), Jan Wiesner, am Mittwoch vor Journalisten.
Die tschechische Regierung hat im November vergangenen Jahres ein Pilotprojekt zur Gewinnung von Facharbeitern aus der Ukraine beschlossen. Durch die Vergabe von sogenannten Arbeitnehmerkarten soll dieser Prozess vereinfacht und beschleunigt werden. Dem Konzept zufolge soll sich das Programm auch auf einige ausgewählte Berufe mit niedrigerer Qualifizierung erstrecken. Die Gewerkschaften lehnen den Zustrom von ausländischen Arbeitskräften zum tschechischen Markt indes strikt ab; zuerst müsse man Einheimische beschäftigen. Im April haben die Arbeitsämter landesweit 415.000 Arbeitslose registriert. Nach Aussage von Wiesner seien unter ihnen jedoch nur wenige mit einer geeigneten Qualifizierung. Zudem hätte eine ganze Reihe der Erwerbslosen geäußert, dass die angebotenen Arbeiten für sie nicht in Frage kämen. Die Firmen haben im April über die Arbeitsämter 124.000 freie Stellen angeboten. Gesucht wurden vor allem Metallarbeiter, Schweißer, Werkzeugmacher, Näherinnen oder Fahrer. Wie der tschechische Außenminister Lubomír Zaorálek am Mittwoch in Prag erklärte, würden die tschechischen Büros zur Visa-Erteilung in Lwiw / Lemberg und Prag in den nächsten Wochen personell verstärkt. Zudem werde darüber diskutiert, den Beamten die Arbeit zu erleichtern, indem das Touristenvisum für Reisende aus der Ukraine gelockert werde. Laut Zaorálek sei es das Ziel, den tschechischen Firmen in diesem Jahr rund 5000 Arbeitnehmer aus der Ukraine zuzuführen.