„Flügel für die Ukraine“
Seit dem Augenblick, als Russland die Ukraine überfallen hatte, fanden an verschiedenen Orten Tschechiens viele Demonstrationen statt, bei denen die Unterstützung für das von den Aggressoren geplagte Land zum Ausdruck gebracht wurde. Die größten Demonstrationen mit Zehntausenden Menschen gab es in den vergangenen Wochen in Prag. Am Dienstagabend trafen einige Hundert Menschen auf dem Prager Altstädter Ring zusammen, um eine stärkere militärisch-technische Hilfe für die Ukraine zu fordern.
Vor dem Hus-Denkmal hielt eine Gruppe von Menschen eine große ukrainische Flagge hoch. Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer brachten Transparente mit, auf denen unter anderem stand: „Stoppt den russischen Imperialismus!“, „Airplanes for Ukraine“ (Flugzeuge für die Ukraine) oder „Close the Sky“ (Schließt den Himmel). Einer der Redner war Senator Marek Hilšer (parteilos):
„Wenn wir Putin jetzt nicht stoppen, wenn wir der Ukraine nicht helfen, werden wir früher oder später die Folgen tragen. Wenn die Ukraine versklavt wird, wird Putin bald an unsere Tür klopfen. Wir dürfen nicht nach Ausreden suchen. Lasst uns die Ukraine unterstützen!“
Der ehemalige Dissident Fedor Gál gründete während der Samtenen Revolution von 1989 in der Slowakei die Bewegung Öffentlichkeit gegen Gewalt, die damals ein Pendant zum tschechischen Bürgerforum darstellte. Der Soziologe würdigte Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) und seinen Mut, die Ukraine zu besuchen. Er kritisierte dagegen Staatspräsident Miloš Zeman:
„Er wachte erst in dem Moment auf, als die Menschen in der Ukraine starben. Zuvor war er Putins Marionette. Er ist einer der Mittäter. Gut, dass wir Präsident Václav Havel hatten. Sein Traum vom Sieg von Wahrheit und Liebe über Lüge und Hass hat weiterhin Sinn. Ich verbeuge mich vor allen denjenigen, die den Ukrainern ununterbrochen helfen. Ich verbeuge mich auch vor Russen, die trotz harter Repressionen imstande sind, ihre Meinung zu sagen. Ich glaube fest daran, dass wir diesen Krieg gewinnen.“
An die Versammelten wandten sich auch die Schriftstellerin Tereza Boučková und der ehemalige Diplomat Martin Svárovský, der das Zentrum für Sicherheitsstrategien des Think Tank Evropské hodnoty (Europäische Werte) leitet. Svárovský machte vor allem auf das Leiden der Bewohner in der belagerten Stadt Mariupol aufmerksam. Er sagte gegenüber Radio Prag International:
„Die humanitäre Situation verschlechtert sich dort mit jeder Stunde. Die Menschen leiden dort wirklich sehr. Jeden Tag sterben 150 Personen. Es gibt dort 50.000 Kinder, die täglich einem großen psychischen Stress ausgesetzt sind. Die Situation erfordert eine schnelle Lösung. Denn ukrainische humanitäre Korridore erreichen die Stadt nicht, da sie von den russischen Truppen angehalten werden. Die ukrainische Armee kann die Stadt nicht befreien, da sie sich an anderen Orten vor den russischen Truppen wehren muss. Meiner Meinung nach ist die einzige Möglichkeit, eine Luftbrücke aufzubauen. Die Nato-Staaten sowie andere befreundete Staaten verfügen über humanitäre Flugzeuge, um eine derartige Luftbrücke einzurichten. Wir müssen jetzt handeln.“
Die Veranstalter von der Plattform „Stojíme za Ukrajinou“ (Wir stehen hinter der Ukraine) haben die Demonstration nur einen Tag zuvor einberufen. Sie betonten, sie seien auf der Suche nach neuen und kreativen Möglichkeiten, der Ukraine unter die Arme zu greifen. Sie stellten zudem einen Brief für das tschechische Kabinett sowie andere Regierungen zusammen. Darin appellieren sie an die Politiker, nicht nachzugeben und sich nicht vor Putin zu fürchten. Im Brief betonen sie, Putin habe ein souveränes Land angegriffen, er schüchtere die Welt ein und erpresse sie mit Kernwaffen, Erdgas und Bomben. Den Brief können Bürger als Petition unterschreiben.