Folgen der Pandemie: Tschechische Arbeitnehmer wünschen sich flexible Bedingungen für Homeoffice

Je nach Corona-Welle arbeiten in Tschechien – wie anderswo auch – mal mehr, mal weniger Menschen im Homeoffice. Sie wünschen sich ähnlich flexible Bedingungen für die Zeit nach der Pandemie. Viele Firmen sträuben sich jedoch.

Tomáš Ervín Dombrovský | Foto: ČT24

Die vorerst letzte Corona-Welle hat Tschechien im vergangenen November erlebt, als die Zahl der täglichen Neuinfektionen kurzzeitig bis auf 28.000 anstieg. Pandemieerprobt schicken viele Firmen ihre Mitarbeiter bei einer solchen Entwicklung inzwischen ins Homeoffice. Tomáš Ervín Dombrovský von der Unternehmensberatung LMC beobachtet das langfristige Geschehen auf dem tschechischen Arbeitsmarkt. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte er:

„Wir führen regelmäßig repräsentative Umfragen unter Arbeitnehmern durch. Darin ist sehr gut zu sehen, dass in den Hochzeiten der Pandemie – etwa im vergangenen Frühjahr oder Herbst – der Anteil der Menschen, die von zu Hause aus arbeiten, bis auf 40 Prozent ansteigt. In der ersten Welle 2020 waren es sogar 45 Prozent. In Zeiten der Lockerungen fällt diese Zahl dann wieder auf etwa 30 Prozent zurück.“

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Dieser Rückgang sei vor allem auf Firmen zurückzuführen, die ihre Mitarbeiter sozusagen mit aller Kraft am Arbeitsplatz sehen wollten, führt der Analytiker aus. Dabei entspräche dies häufig nicht mehr den Bedürfnissen der Angestellten…

„Die Mehrzahl der Arbeitnehmer wünscht sich ein Hybridsystem, und einige Arbeitgeber versuchen bereits, sich dem anzupassen. Das heißt, ein Teil der Arbeit könnte von zu Hause aus erledigt werden. Am häufigsten wird dies für ein oder zwei Tage pro Woche gewünscht, und den Rest der Woche will man sich am Arbeitsplatz treffen. Dabei ist eine größtmögliche Flexibilität auf beiden Seiten erwünscht.“

Viele Unternehmen würden bisher allerdings nur sehr strenge Homeoffice-Regeln aufstellen, sagt Dombrovský. Dafür gebe es oft organisatorische Gründe. Mitunter herrsche aber immer noch zu wenig Vertrauen in die Mitarbeiter und ihre Arbeitsleistung:

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„Und dies, obwohl es sich nach zwei Jahren Pandemie bereits erwiesen hat, dass durch das Homeoffice nichts zusammenstürzt und die Arbeit weiter gut funktioniert. In einigen Firmen gilt dies sogar für den überwiegenden Teil der Angestellten. Eine unserer Studien unter den hiesigen Arbeitgebern hat im vergangenen Sommer gezeigt, dass 55 Prozent der Manager die Tätigkeiten ihrer Angestellten im Homeoffice als gut beurteilen und ihre Erwartungen in dieser Hinsicht sogar übertroffen wurden.“

Die Debatte um die Übernahme von Homeoffice-Regularien in Nach-Corona-Zeiten geht in Tschechien selten auf den Faktor einer möglichen Kostenersparnis für die Unternehmen ein. Hingegen werden entstehende Zusatzzahlungen diskutiert, mit denen die betreffenden Mitarbeiter höhere Kosten im eigenen Haushalt abdecken wollen, etwa für Strom oder den Internetanschluss. Wie Dombrovský berichtet, hat die im Dezember verabschiedete Regierung von Andrej Babiš (Partei Ano) noch eine entsprechende Regulierung angedacht, sie aber nicht mehr auf den Weg gebracht. Und weiter:

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„Unsere umfassende Studie vom Sommer hat allerdings gezeigt, dass zahlreiche Arbeitgeber auch ohne eine Verpflichtung die Kosten für das Homeoffice übernehmen. Die Höhe der Summe ist aber zumeist eher symbolisch und bewegt sich im dreistelligen Kronenbereich. Dies ist also nicht als zusätzliches Einkommen gedacht, sondern eher als ein gut gemeinter Beitrag etwa zu den Stromkosten.“

Dieses Thema könnte allerdings, so meint der Analytiker, angesichts der Energiekrise künftig an Bedeutung gewinnen.